Vom Marketing-Gau zum Verkaufserfolg
Der Elch konnte gar nichts dafür. Und dennoch setzte ein Fahrmanöver mit dem Tier im Namen dem Autobauer Daimler damals heftig zu: Bei einem «Elchtest» war ein A-Klasse-Mercedes in Schweden am 21. Oktober 1997 umgekippt. Daimler stoppte die Auslieferungen, später wurde die A-Klasse aber doch noch ein Erfolg.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor 20 Jahren hat die neue Mercedes A-Klasse beim Elchtest versagt
- Der Schock sass tief, führte aber zu technologischem Fortschritt
- Heute ist die Sicherheitstechnik ESP serienmässig eingebaut
Testfahrer stellten im Oktober 1997 verschiedene Fahrzeuge für die schwedische Zeitschrift «Teknikens Värld» (Technik-Welt) auf den Prüfstand, um das «Auto des Jahres» zu finden. Teil der Prüfungen war abruptes Hin- und Herlenken – als würde man einem Elch auf der Strasse ausweichen.
Der Schock sei gross gewesen, erinnert sich Branchenexperte Peter Fuss. «Das war der Gau für Daimler», sagt auch der Autoprofessor Stefan Bratzel. Daimler habe sich als Garanten für hohe Qualität und Solidität gesehen – «und dann kippt das Auto einfach um».
Dank Elchtest-Flop zu serienmässiger Sicherheit
«Danach hat Daimler das einzig Richtige gemacht: Die Produktion wurde gestoppt», sagt Willi Diez, Autoprofessor aus Nürtingen.
Die Daimler-Bosse entschieden sich für die Aufrüstung der A-Klasse. Das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) wurde serienmässig eingebaut, für 100 Millionen Mark pro Jahr.
«Im Rückblick ein Geschenk des Himmels»
Laut Verband der Automobilindustrie beschleunigten die Test-Erkenntnisse den serienmässigen ESP-Einbau. Der Elchtest wurde ein Treiber zu mehr aktiver Sicherheit und ist heute ein fester Bestandteil bei Fahrzeugtests.
Peter Fuss vom Beratungsunternehmen Ernst & Young wertet das Thema Elchtest für die Autobranche ebenfalls positiv. «Die umgekippte A-Klasse war im Rückblick ein Geschenk des Himmels.» Der anfängliche Imagekratzer sei schnell ausgebessert worden – und die Sache habe sich sogar zum Marketingerfolg entwickelt, sagt Fuss.
