Die Coronavirus-Fallzahlen ziehen in der Schweiz an. Was heisst es für die Wirtschaft, wenn andere Länder uns auf die Risikoliste setzen?
Grenzgänger
In der Schweiz arbeiten 300'000 Grenzgänger. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Für UK, Belgien und Deutschland gelten die Schweiz oder einige Kantone als Risikogebiet.
  • Eine Grenzschliessung würde Milliarden kosten, warnt Economiesuisse.
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Die Corona-Fallzahlen ziehen wieder an. Die Konsequenz davon: Die Schweiz nähert sich immer mehr dem Grenzwert, welchen sie selbst für Risikoländer definiert hat.

In den letzten 14 Tagen gab es hierzulande 55 Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner. Ein Land kommt auf die Risikoliste, wenn es 60 Fälle überschreitet. Einen Automatismus gibt es nicht, wie aktuell das Beispiel Frankreich zeigt.

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Der Premierminister Grossbritanniens, Boris Johnson. (Archivbild) - Keystone

Dass in der Schweiz die Neuinfektionen wieder zulegen, wird in anderen Ländern registriert. Bereits im August hat Grossbritannien die Schweiz auf die Quarantäneliste gesetzt. Belgien hat mehrere Kantone auf die Liste genommen.

300'000 Grenzgänger in der Schweiz

Mittlerweile reagieren auch unsere Nachbarn. Wer von den Kantonen Genf oder Waadt nach Deutschland reist, muss neu in Quarantäne.

Doch was bedeutet es für Wirtschaft, wenn die Schweiz auf einer Risikoliste landet?

Hierzulande arbeiten 300'000 Grenzgänger. «Falls diese Personen nicht mehr zur Arbeit in die Schweiz kommen könnten, wäre dies sehr problematisch», sagt Rudolf Minsch, Chefökonom des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse.

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Im Gesundheitswesen ist gemäss einer Umfrage nur leicht vom Fachkräftemangel betroffen. - Keystone

Gerade im Gesundheitswesen in den Grenzkantonen seien besonders viele Grenzgänger beschäftigt. Minsch kann sich aber nicht vorstellen, dass unsere Nachbarländer Einschränkungen bei den Grenzgängern vornehmen.

Es drohen Milliarden-Einbussen

Diese wären aber nicht das einzige Problem, wie der Economiesuisse-Chefökonom erklärt: «Selbst wenn die Grenzübertritte wie während des Teillockdowns ‹lediglich› für Reisende geschlossen würden, würde dies die Schweizer Volkswirtschaft einige Milliarden pro Jahr kosten.»

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Ein Meetingraum ausgelegt auf Videokonferenzen. (Symbolbild) - pixabay

Denn: «Unsere Wirtschaft ist so eng mit dem Ausland und allem voran mit den Nachbarstaaten verflochten, dass Geschäftspartner viele Dinge nach wie vor vor Ort besprechen müssen, damit es zu einem Geschäftsabschluss kommt. Auch der Tourismus würde nochmals stark leiden.»

«Schweiz gehört nicht auf Risikoliste»

Minsch hält es für falsch, wenn einzig die Zahl positiv Getesteter als einziges Kriterium für eine Risikoliste verwendet wird. «Im Vergleich zum März testen wir mehr, und wir testen auch mehr Personen mit leichten Symptomen, gerade bei jungen Menschen.»

Selbst bei einer gleich hohen Zahl positiv Getesteter sei die Situation in der Schweiz folglich heute deutlich besser als zu Beginn der Pandemie. «Die Schweiz gehört nicht auf eine Risikoliste.»

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