World Wide Web: Vom Weltverbinder zum Ungeheuer
Das Wichtigste in Kürze
- Das World Wide Web hat den 30. Geburtstag gefeiert.
- 1989 legte Sir Tim Berners-Lee den Grundstein für das WWW.
«Fünfzig Prozent der Menschheit nutzt dieses Web-Dings, da muss man einen Schritt zurücktreten und es sich ansehen». Das sagt der Begründer des World Wide Web, Sir Tim Berners-Lee, zu dessen 30-jährigen Jubiläum. 1989 legte er den Grundstein für das WWW.
Im März 1989 schrieb Tim Berners-Lee am Cern ein Memo, das die Welt verändern sollte.
«Informationsmanagement: Ein Vorschlag». Damals gab es noch kein Gremium, dem er es hätte vorlegen können. So erinnert sich Berners-Lee im Rahmen einer 30-Jahre-Jubiläumsfeier am Cern am Dienstag.
So landete es zunächst auf dem Schreibtisch seines Vorgesetzten Mike Sendall. «Vage, aber interessant» schrieb der auf das Deckblatt.
Es war der Grundstein für das World Wide Web, das den Informationsaustausch über das Internet für die breite Öffentlichkeit ermöglichte. Websites, die durch URLs (Uniform Resource Locators) identifiziert, mit Hilfe von Webbrowsern aufgerufen werden und durch Hypertext verbunden sein können.
Gemeinsame Sprache: HTTP
Kernpunkt des Konzepts war eine gemeinsame «Sprache». Mit ihr konnten Internet angeschlossene Rechner kommunizieren und Daten austauschen. Das Hypertext Transfer Protocol, kurz HTTP.
Allerdings dachte Berners-Lee anfangs nicht an die breite Öffentlichkeit. Primäres Ziel war, den weltweiten Datenaustausch in der Forschungsgemeinschaft zu vereinfachen.
Die weltweite Vernetzung hat seither viel Positives hervorgebracht und hilft auch heute, globale Bewegungen wie die Klimastreiks zu organisieren. Allerdings hat diese Vernetzung auch grosse Probleme geschaffen.
«Es hat mit ein paar Forschenden angefangen, die sich gegenseitig vertrauten. Aber die nächsten Millionen Nutzer sind auf Facebook».
Das sagte Zeynep Tufekci im Rahmen der 30-Jahr-Feier am Cern am Dienstag. Sie forscht und schreibt an der University of North Carolina und der Harvard University über soziale Auswirkungen. Weil das Web auf Vertrauen gebaut wurde, fehlen ihm Elemente zur Verifikation.
Grosses Leiden nach 30 Jahre World Wide Web
Und so leidet das WWW drei Jahrzehnte nach Berners-Lees Thesenpapier unter gehörigen Wachstumsschmerzen. Nutzerinnen und Nutzer sehen sich mit Fake News, Hate Speach und vor allem Datenkraken konfrontiert. Letztere zeichnen jede ihrer Aktivitäten im Web auf.
Hinzu kommen neue Technologien. Werkzeuge sozialer Kontrolle, wie Tufekci es nennt. «Wir werden vermessen und dann gelenkt und geformt, zum Beispiel, was wir auf Youtube ansehen sollen.»