Verein KiZ Kinderzeit schenkt Erinnerungen fürs Leben
Der Verein KiZ Kinderzeit schenkt Kindern und Jugendlichen, die in Asylunterkünften in Aarau, Buchs und Suhr leben, schöne Erlebnisse.
An den wöchentlichen KiZ Nachmittagen für Kinder und Jugendliche wird gebastelt, sich sportlich betätigt oder es werden Ausflüge unternommen. Oft geht es in den Wald. Aber auch Besuche im Roggenhausen, im Rolling Rock oder in der Kletterhalle sind ab und zu möglich.
Das Angebot richtet sich an Kinder zwischen 4 und 16 Jahren. Es sind Kinder, die mit ihren Familien in einer grossen Asylunterkunft in Aarau, Suhr oder Buchs untergebracht sind.
Durch das niederschwellige Angebot inkl. Hol- und Bringservice sind die Nachmittage für alle Kinder zugänglich. So wird ihnen der Start in die neue Umgebung bereits von Anfang an erleichtert.
Die Kinder und Jugendlichen verbringen – meist alle Altersstufen gemeinsam – eine gute Zeit. Zudem lernen die Kinder im Verein KiZ Kinderzeit auf spielerische Art Deutsch.
Startschuss fiel vor fünf Jahren
Es war im Herbst 2015, als Milena Wenger nebst einer Ausbildung und einem Hundewelpen Freiwilligenarbeit leisten wollte. «Es war auch die Zeit der grossen Flüchtlingswelle. Da es in der Umgebung kaum ein Angebot für diese Kinder gab, wollte ich meinen Teil dazu beitragen», sagt sie.
Die 37-jährige Rombacherin besuchte die Kinder in den Unterkünften und merkte schnell, dass Bedarf da ist. «Ich wollte mit den Kindern etwas unternehmen, eine schöne Zeit verbringen und Kindheitsmomente ausserhalb der Unterkünfte schenken.»
Im November 2015 startete sie mit einem ersten Fussballnachmittag. Von da an kam der Stein ins Rollen. «Im Frühling 2016 habe ich den Aargauer Rotkreuz Preis gewonnen», erzählt die Projektleiterin des Vereins KiZ Kinderzeit.
Vom Privatprojekt zum Verein KiZ Kinderzeit
Aus einem kleinen privaten Projekt wurde im April 2016 der Verein KiZ Kinderzeit. Dahinter steht ein vierköpfiges Vorstandsteam sowie 25 bis 30 weitere freiwillige Helfer/innen. Im Jahr 2019 wurden 1'800 Stunden Freiwilligenarbeit geleistet. 175 Kinder und Jugendliche profitierten vergangenes Jahr von den Angeboten des Vereins KiZ Kinderzeit.
Den Aufbau des Vereins leistete Milena Wenger in Freiwilligenarbeit. Seit 2017 ist sie in einem Teilzeitpensum angestellt; dieses Jahr – aufgrund neuer Projekte – erstmals in einem 50-Prozent-Pensum.
Finanziert wird dieser überwiegend durch Stiftungsgelder und Spenden. Am NAB-Award 2019 durfte KiZ Kinderzeit zudem einen Check im Wert 29'000 Franken für die Realisierung neuer Projekte entgegennehmen.
Laufende Projekte
Nebst den KiZ Nachmittagen werden zweimal im Jahr Ferienprojekte wie beispielsweise eine Zirkus- oder Theaterwoche angeboten. Seit 2020 gibt es neu auch die Angebote Lern KiZ und Zinne KiZ.
Beim Lern KiZ handelt es sich um eine freiwillige Hausaufgaben- und Lernwerkstatt. Damit lernen die Kinder und Jugendlichen bereits vor der Einschulung das Konzept der Hausaufgaben kennen. Das Projekt wird von einer Primarlehrerin geleitet, welche auch das Lernmaterial zur Verfügung stellt.
Bei Zinne KiZ handelt es sich um einen integrativen Jugendtreff im Jugendraum Zinne in Aarau. Dieser wird derzeit in Kooperation mit der Reformierten Kirche Aarau angeboten.
Verein will eigene Räumlichkeiten
Derzeit finden die Angebote draussen sowie in verschiedenen Räumlichkeiten statt. Nach fünf Jahren «unterwegs» ist es nun an der Zeit für eigene Räumlichkeiten.
Milena Wenger: «Dies würde uns mehr Möglichkeiten bieten und alles etwas zentralisieren. Wir könnten noch mehr Angebote realisieren.» Ob ein leerstehendes Haus zum Mieten oder eine leerstehende Lagerhalle, Milena Wenger ist um jeden Tipp froh.
Wünschenswert wäre laut der Projektleiterin ein Platz im Aarauer Industriegebiet; angrenzend an Buchs und somit zentral gelegen zu den drei Asylunterkünften. Aber auch für Tipps inmitten der Stadt ist die 37-Jährige offen.
Freiwillige Helfer/innen gesucht
Ob für das Lern KiZ oder auch für die KiZ Nachmittage ist der Verein immer froh um freiwillige Helfer/innen. «Wir haben viele junge Leute, die uns während ihres Studiums helfen. Nach dem Studium ändern sich die Pläne meist und schon suchen wir wieder neue Leute», sagt die Rombacherin.
Interessierte Helfer/innen dürfen sich gerne bei Milena Wenger melden ([email protected]).
Informationen finden sich unter www.kizkinderzeit.ch/Freiwillige.
Es geht um den Moment
Die Kinder und Jugendlichen seien sehr offen. «Sie haben keine Berührungsängste und zeigen, worauf sie gerade Lust haben. Das macht es einfach, mit ihnen zu arbeiten», sagt Milena Wenger.
Je länger man als Helfer/in dabei ist, desto besser wird auch die Verbindung zu den Kids. Kommt eine Familie aus der Asylunterkunft in ein neues Zuhause im Aargau, kann sie nicht mehr von den KiZ-Nachmittagen profitieren. «Die Kinder besuchen dann die Schule, finden dort Freunde und können in Vereine gehen», so Milena Wenger.
Helfer/innen müssen sich bewusst sein, dass ein Kind von einem Tag auf den anderen weg sein kann. Und dass man nicht immer die Chance hat, sich zu verabschieden. «Bei uns geht es darum, schöne Momente zu schenken. Für die Kinder ist jeder Moment, in dem sie etwas Cooles erleben, ein Geschenk, das noch lange in Erinnerung bleibt.»
* Die Fotos wurden alle vor Corona/der Maskenpflicht aufgenommen.