Andreas Zwahlen, Präsident FC Münsingen: «Müssen nun gut haushalten»
Für Vereine ist die aktuelle Situation nicht einfach. Trainings und Anlässe sind im Lockdown nicht möglich. Auch dem FC Münsingen geht es nicht anders.
Es ist ruhig auf dem Sportplatz Sandreutenen in Münsingen. An diesem warmen Vormittag sind die grünen Fussballfelder verlassen. Nur zwei Spieler benutzen die Anlage für ihr individuelles Training, eine Person pro Feld. Am Eingang der Anlage prangen die mittlerweile allzu bekannten roten Corona-Warntafeln.
«Uns trifft die Krise so, wie jeden anderen Verein auch, wir sind im Moment fremdbestimmt», sagt Andreas Zwahlen, Präsident des FC Münsingen. Er lässt seinen Blick über die verlassene Anlage schweifen und fügt an: «Ich gehe aber davon aus, dass der Verein mit einem blauen Auge davonkommen wird. Bis heute ist die Situation nicht existenzgefährdend.»
Natürlich sind die Finanzen momentan angespannt, Einnahmen fallen weg. Dadurch gebe es aber auch Kosten, die für den Verein gar nicht erst auftreten, gibt Zwahlen zu bedenken. «Wir müssen jetzt einfach gut haushalten und kein Geld ausgeben, dass wir nicht haben.»
Dem Verein etwas zurückgeben
Andreas Zwahlen wohnt seit 30 Jahren in Münsingen. Zum FC kam er durch seinen Sohn, der mit sechs Jahren dem Verein beitrat. Zwahlen hat seinen Sohn jeweils begleitet und beim Verein als Assistenztrainer ausgeholfen.
Als er dann angefragt wurde, ob er sich noch mehr engagieren möchte, sagte er gerne zu. «Ich fand, dass ich dem Verein, von dem mein Sohn so viel profitieren konnte, so etwas zurückgeben konnte.»
Dass er selber nicht im Verein Fussball gespielt hat, werfe manchmal Fragen auf, gibt Andreas Zwahlen zu. «Aber ich bin der Meinung, dass ich als Präsident eines Vereins in dieser Grössenordnung nicht der beste Fussballer sein muss, hier braucht es andere Führungsqualitäten,» relativiert er.
Er habe sehr viele Leute um sich, die den Fussball gut kennen und verstehen, etwa Kurt Feuz, der Trainer der 1. Mannschaft. «Ihm muss ich wirklich nicht erklären, wie Fussball funktioniert!», lacht Andreas Zwahlen.
Bevorstehender Saisonabbruch
Ein viel diskutiertes Thema in regionalen Fussballvereinen ist im Moment der drohende Abbruch der Saison. Dieser scheint immer wahrscheinlicher. Findet der Präsident des FC Münsingen, dass der Saisonabbruch der richtige Schritt ist?
«Im Amateurbereich ganz klar, ja. All unsere Spieler arbeiten, wenn wir vielleicht im Juni wieder spielen könnten, gäbe es bis Saisonende wohl nur noch englische Wochen, also drei Spiele pro Woche.»
Da der FC Münsingen in einer nationalen Liga ist, könnte es auch sein, dass die Spieler unter der Woche nach Bellinzona an einen Match fahren müssten. «Das ist eine zu grosse Belastung», findet Zwahlen, auch in Hinblick auf die Gesundheit der Spieler. «Ich möchte nicht, dass unsere Spieler Anfang nächster Saison ausgebrannt oder verletzt sind.»
Wie geht es weiter?
Im Moment sind alle Veranstaltungen des FC Münsingen bis zum Saisonende im Juni abgesagt. Wie es dann weitergeht, ist noch unklar. Im Vorstand werden momentan verschiedene Szenarien durchgespielt.
«Grosse Anlässe zu planen, deren Durchführung noch nicht sicher ist, macht aber keinen Sinn», erklärt Andreas Zwahlen. «Kleinere Anlässe wie etwa Sponsorenapéros sind weniger aufwendig in der Organisation und können dann spontaner geplant werden.»
Ein grosses Anliegen des FC Münsingen ist der Nachwuchs. Der Verein hat rund 350 Junioren, welche normalerweise zwei- bis dreimal pro Woche ins Training kommen. Man sucht nun Lösungen, damit die Kinder wieder trainiert werden können.
Dass die Junioren bald wieder trainieren können, ist auch dem Präsidenten sehr wichtig: «Ich sehe im Moment, dass der Fussball, die wichtigste Nebensache, zur unwichtigsten Nebensache wird. Aber wir möchten den Kindern, gerade denen, die zu Hause ohne Garten festsitzen und sich nicht austoben können, wieder die Möglichkeit zu Sport und Bewegung geben.»
Neue Bewässerungsanlage
In Münsingen macht man momentan das Beste aus der Situation. So freut sich der FC-Präsident über die neue Bewässerungsanlage, die durch den Wegfall des Trainingsbetriebs schon jetzt eingebaut werden konnte. Bisher musste der Rasen mühsam von Hand bewässert werden.
Die Gemeinde Münsingen, die Besitzerin der Sportanlage Sandreutenen, plante den Einbau einer automatischen Bewässerungsanlage ursprünglich auf Ende Saison. Nun ist die Anlage jedoch bereits erfolgreich eingebaut und betriebsbereit. «Die automatische Bewässerung wird sicherlich auch einen positiven Einfluss auf die Rasenqualität haben», ist sich Andreas Zwahlen sicher.