Konolfingen

Heinz Suter, Gemeindepräsident Konolfingen: «Müssen Balance finden»

In Konolfingen ist der geplante Schulhausbau ein grosses Thema. Heinz Suter spricht sich für das Projekt aus und hofft, dass dieses bald realisiert werden kann.

Heinz Suter, Gemeindepräsident Konolfingen
Heinz Suter in seinem Büro auf der Gemeindeverwaltung Konolfingen - Nau.ch

Nau.ch: Sie haben im August 2019 das Amt als Gemeindepräsident von Konolfingen angetreten. Wie erlebten Sie diese erste Zeit im neuen Amt?

Heinz Suter: Ich war bereits Finanzminister und während zwei Jahren Vize-Gemeindepräsident. Die grossen Projekte und Arbeitsgruppen waren mir also bekannt. Jedoch konnte ich nun als Präsident den Verwaltungsbetrieb näher kennenlernen. Auch werde ich direkter mit Anliegen und Ideen aus der Bevölkerung konfrontiert.

Mir ist wichtig, dass es auf kommunaler Ebene Leute gibt, die sich einsetzen und bei der Entwicklung des Ortes mithelfen wollen. Klar, man wird oft kritisiert, aber es ist eine spannende Aufgabe. Jede Medaille hat auch eine Kehrseite.

Nau.ch: Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?

Ein sehr grosses Thema ist die Schulraumplanung, welche aktuell durch Beschwerden verzögert wird. Es ist ein spannender Spagat zwischen demokratischem Recht und der Akzeptanz eines Urnenentscheides.

Ich finde es persönlich schade, dass das Projekt verzögert wird. Dies geschieht zuungunsten der Kinder. Irgendwann werden Provisorien und Zwischenlösungen auch den Steuerzahler Geld kosten.

Nau.ch: Wie sieht es mit dem Projekt im Moment aus?

Die Frist für Stellungnahmen beim Departement für Inneres und Justiz ist gerade abgelaufen. Es ist aber eine lange Geschichte. Ursprünglich konnten Einsprachen und Beschwerden beim Regierungsstatthalter eingereicht werden.

Nachdem der Regierungsstatthalter alle Einsprachen abgelehnt hatte – hat das Verwaltungsgericht nach sieben Monaten festgestellt, dass eigentlich das Amt für Gemeinden und Raumordnung zuständig gewesen wäre.

Mittlerweile sind wir mit dem Projekt wieder auf Feld eins angelangt. Im Januar hat das Amt für Gemeinden und Raum alle Beschwerden abgelehnt. Die Beschwerdeführer ziehen die Angelegenheit jedoch weiter. Das Ganze könnte bis vor das Verwaltungsgericht und dann das Bundesgericht gehen.

Im Moment rechnen wir mit eineinhalb bis zwei Jahren, bevor wir überhaupt mit der Bauplanung beginnen könnten. Dann kommt das Baugesuch und alles könnte wieder von vorne losgehen.

Nau.ch: Warum ist das Schulhausprojekt Ihrer Meinung nach wichtig?

In den letzten sowie in den nächsten zwei Jahren haben wir ungefähr hundert zusätzliche Kinder, die eingeschult werden. In der Oberstufe haben wir zwar einen gewissen Rückgang, doch die Welle von unten kommt. Jetzt können wir mit dem Raum noch jonglieren und agieren.

Wir sind zum Schluss gekommen, dass die beste Lösung im Bildungsbereich eine Zentralisierung ist. Zudem gab es 2017 in Konolfingen eine Abstimmung zur Einführung der Basisstufe, welche angenommen wurde. Die Basisstufe können wir jedoch erst einführen, wenn die neue Schullandschaft besteht.

Es ist ein grosses Projekt, welches generationenübergreifend für die nächsten 50 Jahre ein Meilenstein ist. Die Schulraumplanung beschäftigt Konolfingen seit den späten 90er-Jahren.

Eine «Pflästerli-Politik» mit Provisorien, welche vielleicht zehn oder fünfzehn Jahre ausreichen, würde auch um die fünfzehn Millionen kosten. Der Neubau kostet uns 30 Millionen.

Nau.ch: Wie hat die aktuelle Viruskrise geplante Projekte in der Gemeinde beeinflusst?

Die Zusammenarbeit ist das einzige, das sich geändert hat. Es ist schwieriger, per Video- oder Telefonkonferenz zu diskutieren, als wenn alle am gleichen Tisch sitzen. Wir haben auf der Gemeindeverwaltung Sicherheitsmassnahmen ergriffen, der politische Betrieb bleibt aber bestehen.

Nau.ch: Welche Entwicklung sehen Sie nach sieben Wochen Lockdown? Wie geht es der Bevölkerung von Konolfingen moralisch?

Bis jetzt blieben die meisten zu Hause, aber langsam kommt das normale Leben zurück. Es gibt Bedürfnisse, die man einfach hat. Irgendwann müssen wir zurück zur Normalität finden.

Auch wirtschaftlich wird die Krise klare Konsequenzen haben. Das werden wir wie jede andere Gemeinde sicherlich an den Steuern spüren. Ich möchte nicht ethische und wirtschaftliche Überlegungen gegeneinander ausspielen, aber wir müssen eine Balance finden.

Nau.ch: Sie sind ursprünglich aus dem Kanton Solothurn. Was hat Sie nach Konolfingen verschlagen?

Ich habe 1987 in Gümligen ein Geschäft gegründet und wollte keinen Arbeitsweg, der mich durch die Stadt führt. So bin ich eher per Zufall in Konolfingen gelandet. Jetzt habe ich hier aber auch meine Wurzeln, meine Kinder sind hier geboren und aufgewachsen.

Auch in die Gemeindepolitik bin ich mehr aus Zufall eingestiegen. Nachdem ich mich bei einer Gemeindeversammlung zur Reorganisation der Bildung gemeldet hatte, kam ein Parteivertreter auf mich zu und fragte mich, ob ich nicht kandidieren möchte.

Ich dachte damals, dass mich hier eh niemand kennt und dass sie mich ruhig auf die Liste nehmen könnten. Doch zu meiner Überraschung wurde der Unbekannte gewählt und ich übernahm das Ressort Finanzen.

Zur Person:

Neben seinem Amt als Gemeindepräsident ist Heinz Suter Unternehmer in den Bereichen Projektentwicklung, Projektleitungen und Risikomanagement tätig. Er wohnt seit 1994 in Konolfingen, ist geschieden und hat zwei erwachsene Kinder.

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