Nach fast 200 Jahren schliesst der älteste Gewerbebetrieb in Kiesen

Nach fast 30 Jahren schliessen Peter und Therese Steiner auf Ende Sommer ihr Töpferei-Geschäft in Kiesen. Damit geht für das Dorf eine lange Tradition zu Ende.

Töpferei Kiesen
Peter und Therese Steiner - Gemeinde Kiesen

Wenn etwas zu Ende geht, geht auch etwas verloren. So ergeht es momentan Peter und Therese Steiner, die nach fast 30 Jahren auf Ende Sommer ihr Geschäft schliessen. Die Töpfertradition geht hingegen schon viel weiter zurück und nahm 1826 in Kiesen ihren Anfang. So schliesst mit der Töpferei der älteste Gewerbebetrieb.

Peter Steiner hatte ursprünglich einen anderen Weg eingeschlagen. Als Ingenieur Agronom beschäftigte er sich bei der VLG mit dem Kartoffelhandel. In den 80er-Jahren wurde die neu entstehende EDV zu seiner Tätigkeit.

Mit 36 Jahren, da hatte er bereits Familie und zwei Kinder, entschied er sich für das Töpferhandwerk. So absolvierte er bei seinem Vater die Lehre zum Töpfer. Dieser war damals bereits über 60 Jahre in dem Beruf tätig.

Kreativität und Geschick

Es braucht Kreativität und handwerkliches Geschick, für diesen Beruf. Die Hand und das Auge müssen in der Ausbildung geschult werden.

Als Peter und Therese Steiner das Geschäft übernahmen, war die Hochblüte der Töpferkunst aus den 70er- und 80er-Jahren vorbei. Sie mussten ausprobieren, was den Leuten gefällt, denn der Geschmack veränderte sich laufend.

Peter stand an der Drehscheibe, Therese übernahm den Verkauf und die Administration. Dazu waren ein/e Töpferlehrling/Lehrtochter und eine Keramikmalerin angestellt.

Töpferhandwerk hat Tradition

Die traditionellen Muster behielten sie bei und entwickelten sie weiter. Ein Renner waren immer die «Öpfeli-Muster». Auch die «Tupfen» blieben bis zuletzt.

Geschirr, Krüge, Platten und Kinderteller verkauften sich besonders gut an der BEA, an Weihnachtsmärkten und am Zibelemärit. Diese Anlässe waren jedoch immer mit sehr viel Aufwand verbunden. Und dann war da noch die legendäre, kleine Dampfbahn im Garten, die grosse Attraktion an den Ausstellungen im Haus.

Mit bemerkenswerter Leidenschaft

Das grandiose Finale der Berufskarriere bildete die Coop-Aktion. Das getupfte Geschirr in allen Farben konnte ab 2016 mit der Punkte-Aktion gekauft werden.

Dies bescherte der Töpferei schöne Aufträge und viele glückliche Kunden in der ganzen Schweiz. «Seit 1949 betreibt nun die Familie Steiner die Töpferei mit bemerkenswerter Leidenschaft für ihre traditionsreiche Arbeit.» Dies schreibt Coop dazu auf ihrer Homepage.

Wenn nun Ende Sommer die Ladentüre geschlossen wird, geht damit auch ein Stück Handwerkskunst verloren. Es sind einfach gewisse Techniken, die nicht mehr an eine nächste Generation weitergegeben werden können.

Obwohl Therese und Peter Steiner das Geschäft vermissen werden, freuen sie sich, in Zukunft nicht mehr so angebunden zu sein.

Etwas bleibt doch noch…

Eine kleine Werkstatt will sich Peter im Keller noch einrichten. Ab Herbst möchte er dort Spezialanfertigungen und Duftsteine herstellen. Einfach alles wegräumen und weggeben kann er nicht.

Doch Therese und Peter freuen sich, wenn sie in Zukunft nach Lust und Laune verreisen können. Und darauf, wenn an der Türe ein Zettel hängt: Wir sind dann mal weg…

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