Mutter, Tochter und Sohn wegen Betrugs vor Gericht
Die Anklageschriften umfassen knapp 200 Seiten. Beschuldigt sind eine 54-jährige Schweizerin, ihr 50-jähriger Bruder und die 75-jährige Mutter der beiden. Es geht um gewerbsmässigen Betrug, ungetreuer Geschäftsbesorgung, betrügerischen Konkurs und die Erschleichung einer falschen Beurkundung.
Die 54-jährige Geschäftsfrau aus dem St. Galler Rheintal soll von 2009 bis 2017 Sozialversicherungen durch bewusst falsche Angaben aktiv mehrfach arglistig getäuscht haben. Die Frau soll zu Unrecht IV- und BVG-Rentenleistungen im Umfang von 293'000 Franken bezogen haben. Sie gab an, nach einem Auffahrunfall an einem Schleudertrauma zu leiden. Diverse Ärzte seine dem «Täuschungskonstrukt» der Beschuldigten unterlegen und bescheinigten ihr mehrfach eine Arbeitsunfähigkeit von 70 Prozent, heisst es in der Anklageschrift.
In Wirklichkeit sei die Frau schon kurz nach dem Unfall eine lebenstüchtige und vitale Frau gewesen und habe nicht nur im Familienbetrieb, sondern auch noch für einen weiteren Arbeitgeber als Buchhalterin gearbeitet. Ausserdem habe sie regelmässig Golf gespielt und mehrere Ferienreisen per Flugzeug unternommen.
Die Beschuldigte soll ausserdem zugunsten einer Firma, die sie im Fürstentum Liechtenstein zusammen mit ihrem Bruder betrieb, fiktive Rechnungen für über 150'000 Franken zu Lasten ihres Arbeitgebers ausgestellt haben. Zusammen mit ihrem Bruder habe sie ausserdem die Notlage einer Bekannten ausgenutzt und der Frau zwei Liegenschaften rund eine halbe Millionen Franken unter Wert abgekauft.
Auch der Bruder soll über 12 Jahre lang ungerechtfertigt Rentenzahlungen und Versicherungsleistungen von fast 658'000 Franken erhalten haben. Der 50-Jährige wurde ebenfalls wegen mehrerer Betrugsdelikte angeklagt.
Die gesundheitlichen Beschwerden seien erfunden gewesen, so die Anklage. Die Schwester habe die Täuschung mit ihren Aussagen gegenüber den Ärzten noch untermauert. Der Bruder sei agil gewesen, habe gearbeitet und Umbauarbeiten an mehreren Liegenschaften vorgenommen.
Auch der 75-jährigen Mutter werden betrügerische Machenschaften vorgeworfen. Sie soll von 2009 bis 2017 Ergänzungsleistungen und Prämienverbilligungen sowie Vergütungen von Krankheits- und Behindertenkosten von insgesamt 125'000 Franken erschlichen haben. In Wirklichkeit habe die Witwe mit einer Lebensberatung ein namhaftes Einkommen erzielt.
Die drei Beschuldigten hätten alles Geld in einen Topf geworfen und sich gegenseitig Hilfe geleistet, um Leistungen zu erhalten, auf welche sie keinen Anspruch hatten.