Baden erhält sein erstes Repair Café
Reparieren statt wegwerfen: Freiwillige in der ganzen Schweiz versuchen, kaputten Dingen ein zweites Leben zu schenken. Das Konzept kommt jetzt nach Baden.

Neu ist die Idee nicht, aber genau darum funktioniert sie so gut. In über 150 Repair Cafés schweizweit werden monatlich über 1'200 Gegenstände geflickt und damit vor der Entsorgung gerettet. Neuster Zuwachs in der Repair Café Szene: die Stadt Baden.
Flicken statt wegwerfen
Ob Küchenmixer, ein paar Jeans oder Spielzeug: Viele Alltagsgegenstände landen im Müll, dabei könnten sie repariert werden. Vielen Konsumentinnen und Konsumenten fehlt das Know-how, die Zeit, die Geduld oder einfach das Werkzeug.
In den Repair Cafés, die oftmals als Event stattfinden, dürfen alle Interessierten ihren kaputten Gegenstand vorbeibringen. Freiwillige Helfer versuchen unentgeltlich, ihn zu flicken. Damit wird nicht nur der Geldbeutel geschont, sondern vor allem auch dem Ressourcenverschleiss entgegengewirkt.

Fiona Hostettler, die vielen Badenerinnen und Badenern als Einwohnerrätin der GLP bekannt sein dürfte, organisiert das erste Repair Café zusammen mit Anabel Marques und Stéphanie Lichtsteiner, sowie mit Unterstützung der Stiftung Konsumentenschutz in Baden. «Wir wollten ein nachhaltiges Projekt in unserer Stadt organisieren», erklärt sie gegenüber Nau.ch. «Wir konnten fast nicht glauben, dass Baden noch kein Repair Café hat.»
Repair Café in der Flickstatt
Was fast zeitgleich aber auf dem Badener Parkett erschien, war die Flickstatt in den alten Räumlichkeiten des Trottamundas. Das mit dem «Umweltpreis Baden» ausgezeichnete Projekt startete im Januar. Im Unterschied zum Repair Café hat die Flickstatt regelmässig geöffnet. Personen, die etwas reparieren lassen, werden gegen ein kleines Entgelt Passivmitglieder des Vereins Flickstatt.
«Ein Unterschied zur Flickstatt ist unser Fokus auf ein sehr gemischtes Publikum», erklärt Fiona Hostettler. «Als Flickprofis rekrutieren wir auch Menschen, die in die Schweiz geflüchtet sind und das Flicken in ihrem Herkunftsland noch vermehrt praktiziert haben. Damit möchten wir die Durchmischung fördern und auch etwas für die soziale Nachhaltigkeit tun.»
Das Repair Café darf die Räumlichkeiten der Flickstatt für ihren Event nutzen. Es helfen auch Profi-Flicker der Flickstatt beim Repair Café aus. Fiona Hostettler selber wird voraussichtlich nicht zu Nadel und Faden greifen. «Ursprünglich habe ich mich auch als Helfer angeboten», lacht sie. «Zum Glück haben wir jetzt jemanden gefunden, der das wahrscheinlich besser macht.»
Repair Café weltweit
Das Team hinter dem Repair Café hat keine Ahnung, wie viele Menschen am Event am Samstag, 8. August kommen werden. «Wir haben fast 500 Zusagen erhalten, allerdings wurde das Repair Café auch schon einmal verschoben aufgrund von Corona. Wir wissen also nicht, wer am Samstag wirklich auftaucht.»
Und wenn es ein Erfolg wird? «Dann werden wir es wieder durchführen, das ist klar.» Sie selbst wird dann allerdings nicht mehr vor Ort sein. Die ehemalige Politikerin wandert aus beruflichen Gründen nach Hongkong aus.
Fiona Hostettler wird die Erfahrung sicher mit ins neue Heimatland nehmen: «Ob es in Hongkong ein weiteres Repair Café braucht? Ich lasse mich überraschen.»