Wie die Universität Basel mitteilt, wird das Thema «Planetary Health» an der Universität Basel neu im gesamten Verlauf des Medizinstudiums thematisiert.
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Kollegienhaus der Universität Basel. (Symbolbild) - Universität Basel, Mark Niedermann

Überschwemmungen, Hitzewellen und Pandemien, die durch Virensprünge von Tieren auf den Menschen verursacht werden, solche Ereignisse nehmen zu und gefährden die menschliche Gesundheit.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt seit längerem, dass die Klimakrise die grösste Gefahr überhaupt für die Gesundheit darstellt.

Im November 2021 wandten sich deshalb erstmals 300 Organisationen, die weltweit 45 Millionen Ärzte und medizinische Fachpersonen vertreten, in einem offenen Brief an Politiker.

Sie riefen dazu auf, mehr gegen die globale Erhitzung zu tun, um diese auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken. So könne eine «Gesundheitskatastrophe» verhindert werden.

«Planetary Health» als Grundlage für nachhaltige Medizin

Umwelt und Klima werden auch im Gesundheitswesen und in der medizinischen Ausbildung zunehmend zu einem zentralen Thema.

«Die Umweltkrisen des 21. Jahrhunderts sind auch Gesundheitskrisen», sagt Doktor Christian Abshagen, Arzt und Fachverantwortlicher für dieses Thema im Curriculum des Basler Medizinstudiums.

Das Konzept der «Planetary Health» biete dafür gute Grundlagen.

Dieses anerkennt die Wechselwirkungen zwischen Menschen, Tieren und der Umwelt und stellt sie ins Zentrum einer transformativen Medizin, die zu einer nachhaltigen Entwicklung beiträgt.

Planetary Health soll in ärztliche Aus- und Weiterbildung integriert werden

So auch an der Universität Basel.

«Das Dekanat stand diesem Anliegen von Anfang an offen gegenüber und ist die Thematik proaktiv angegangen», sagt Francine Müller, Projektkoordinatorin Nachhaltigkeit an der Medizinischen Fakultät.

Im Oktober 2021 veröffentlichte der Schweizer Ärztedachverband FMH eine Planetary Health-Strategie zu den Handlungsmöglichkeiten von Ärzten im Rahmen des Klimawandels.

Sie zeigt auf, wie eng die Klimakrise und die medizinische Tätigkeit verbunden sind und hält fest, dass Planetary Health in die ärztliche Aus- und Weiterbildung integriert werden soll.

Ein Curriculum für Planetary Health wurde gemeinsam erarbeitet

Müller und Abshagen haben in den vergangenen Monaten gemeinsam mit den Verantwortlichen des Studiendekanats und im Austausch mit Studierenden ein Curriculum für Planetary Health und Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen erarbeitet.

Seit dem Herbstsemester 2022 werden verschiedene Lerninhalte verteilt über das gesamte Medizinstudium eingewoben, zum Beispiel zu den Einflüssen von Luftverschmutzung, Hitzewellen oder Biodiversitätsverlust auf Krankheitsbilder wie Diabetes, Asthma und Covid-19.

Weitere Themen sind nachhaltige und gesundheitsfördernde Ernährung und Mobilität, soziale Gerechtigkeit und das professionelle Rollenverständnis.

«Bei der Planetary Health gibt es viele Bezugspunkte zu bereits bestehenden Studieninhalten», sagt Abshagen.

Die Dozierenden werden bei Bedarf unterstützt

Zum Beispiel sei die Thematisierung von Umwelteinflüssen auf das Herz-Kreislauf-System in der Kardiologie nicht neu.

Deshalb werden zwar punktuell neue Lerneinheiten geschaffen, wie Einführungsvorlesungen zu den Grundlagen von Planetary Health und dem Konzept der planetaren Grenzen.

Mehrheitlich werden die neuen Inhalte aber entlang definierter Lernziele in bestehende Veranstaltungen integriert und thematisch verknüpft.

Dafür unterstützen Müller und Abshagen die Dozierenden bei Bedarf.

Wie ein roter Faden durchs Studium

«Für uns ist wichtig, dass sich das Thema wie ein roter Faden durchs Studium zieht», sagt Müller.

Zur Vertiefung gebe es im Wahlpflichtprogramm zudem drei Projekte zu Planetary Health, die von Studierenden selbst initiiert worden sind.

Eines widmet sich dem Thema «Grüne Spitäler» und geht der Frage nach, wie Emissionen und der Ressourcenverbrauch im Spitalbetrieb reduziert werden können.

Ein zweites befasst sich mit diversen Auswirkungen der Klimakrise auf die Gesundheit und das dritte mit den Abhängigkeiten zwischen Ernährung, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Viele positive Synergien beim Klima und der Gesundheit

Müller und Abshagen hoffen, dass die Sensibilisierung für Planetary Health dazu beitragen wird, dass sich zukünftige Ärzte ihrer Rolle und Verantwortung im Rahmen der Klimakrise bewusster werden.

«Beim Klima und der Gesundheit gibt es auch viele positive Synergien», sagt Abshagen.

Zum Beispiel seien erneuerbare Energie, aktive Mobilität und pflanzenbasierte Ernährung nicht nur gut für den Planeten, sondern vor allem auch für die Gesundheit.

«Ärzte geniessen ein sehr hohes Vertrauen in der Bevölkerung», ergänzt Müller.

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