Stadt Basel

«Sparen wir jetzt, werden wir das in Zukunft stark bereuen»

Nau.ch Lokal
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Basel,

Der Grosse Rat von Basel-Stadt bespricht am 28. Juni 2023 die beiden Stadtklima-Initiativen. Raphael Fuhrer (Grüne) unterstützt beide Initiativen.

Raphael Fuhrer
Raphael Fuhrer, Ratsmitglied der Grünen. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Stadtklima-Initiativen kommen am 28. Juni 2023 vor den Grossen Rat von Basel-Stadt.
  • Sie fordern mehr Platz für Fuss- und Velowege, den ÖV, sowie mehr Grünflächen.

Die beiden Stadtklima-Initiativen des Vereins umverkehR werden am 28. Juni 2023 im Grossen Rat von Basel-Stadt diskutiert.

Durch die «Zukunfts-Initiative» sollen jährlich 0,5 % des Strassenraums von Basel in Strassenflächen für den Fuss-, Velo- und öffentlichen Verkehr umgewandelt werden. Die «Gute Luft-Initiative» fordert, dass jährlich zusätzliche 0,5 % der Strassenflächen in Grünanlagen mit Bäumen umgewandelt würden.

Dadurch würden insgesamt 480'000 Quadratmeter des Strassenraums umgewandelt werden. Nau.ch hat mit Raphael Fuhrer (Grüne) gesprochen, der sich für beide Initiativen einsetzt.

Nau.ch: Was hält die «Grüne-Alternative-Bündnis»-Fraktion von den beiden Stadtklima-Initiativen?

Raphael Fuhrer: Wir setzen uns seit vielen Jahren für die Verkehrswende und mehr Begrünung in Basels Strassen ein. Darum unterstützen wir die zwei Initiativen.

Wir erhoffen uns damit zum Beispiel breitere, sichere Velostreifen, pünktlichere Trams oder mehr schattenspendende Bäume auf Plätzen.

Nau.ch: Die Stadtklima-Initiativen sind in zwei Initiativen unterteilt – Die Zukunfts-Initiative und Gute-Luft-Initiative – wieso braucht es zwei anstatt einer Initiative?

Raphael Fuhrer: Die Zukunfts-Initiative möchte mehr Strassenflächen für den Fuss-, Velo und öffentlichen Verkehr. Die Gute-Luft-Initiative mehr Begrünung und Bäume im Strassenraum.

Das erste ist dringend nötiger Klimaschutz im Verkehrsbereich. Das zweite hilft, uns an die Klimaerhitzung möglichst gut anzupassen. Dies sind zwei verschiedene Ziele, die beide gleich wichtig sind.

Nau.ch: Welchen Nutzen sehen Sie für die Basler-Bevölkerung bei einer Annahme der Initiative?

Raphael Fuhrer: Die Basler Bevölkerung wird deutlich an Lebensqualität gewinnen. Sie kann sich sicherer, direkter und ohne unnötige Verzögerungen zu Fuss, auf dem Velo oder in Tram und Bus bewegen.

Dank mehr Begrünung überhitzt sich die Stadt im Sommer weniger; das ist gerade für Kinder und ältere Menschen auch aus gesundheitlichen Gründen wichtig.

Sollten die Stadtklima-Initiativen angenommen werden?

Nau.ch: Wie beurteilen Sie den Nutzen im Verhältnis zu den daraus resultierenden Kosten, Baustellen und dem fehlenden Platz für Autofahrende?

Raphael Fuhrer: Baustellen werden wir sowieso haben. Die Frage ist doch: Nutzen wir sie alle, um den Strassenraum substanziell sicherer und grüner zu machen? Wir finden, es braucht diesen Paradigmenwechsel jetzt.

Asphaltlastige Projekte wie kürzlich am Wielandplatz, in der Gotthelf- oder Peter-Merian-Strasse brauchen wir keine mehr. Zukunftsfähige Lösungen dürfen auch etwas mehr kosten, denn wir erhalten dafür mehr Lebensqualität.

Dass zu wenig Platz für die Autos bleibt, ist kein gutes Argument: Die Stadtklima-Initiativen fordern ja nur je 0,5 % des Strassenraums pro Jahr umzuwandeln. Da bleibt mehr als genug Platz für Autofahrende.

Nau.ch: Die Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission schätzt die Kosten je nach Vorschlag der UVEK-Kommission auf 18,7 Millionen, resp. 31,2 Millionen Franken. Wie sollen die Initiativen, bei Annahme finanziert werden?

Raphael Fuhrer: Diese Kosten fallen als Total über 14 Jahre an – pro Jahr sind das geringe Beträge von rund eins bis zwei Millionen Franken. Das kann sich der Kanton Basel-Stadt problemlos leisten.

Wir müssen jetzt in Bäume investieren. Sie brauchen rund 30 bis 50 Jahre, bis ihre Kronen gross genug sind, um richtig Schatten zu spenden.

Sparen wir jetzt bei dieser Sache, werden wir das in der Zukunft stark bereuen.

Zur Person

Raphael Fuhrer lebt in Basel und ist 37 Jahre alt. Er ist für die Grünen im Grossen Rat Basel-Stadt. Studiert hat er Umweltnaturwissenschaften und Planung an der ETH, heute arbeitet er als Verkehrsplaner. In seiner Freizeit macht er viel Musik oder ist gerne in der Natur.

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