Wyhus-Belp-Chef Daniel Ingold: «Frauen haben feineren Gaumen»
Daniel Ingold führt seit nicht ganz 20 Jahren das Wyhus Belp. Im Interview gibt der Weinhändler Tipps zum Degustieren und zum Erkennen eines Weinfehlers.

Seit fast 45 Jahren ist das Wyhus Belp die Weinhandlung der Region. Seit knapp 30 Jahren ist Daniel Ingold dort bereits angestellt – zunächst als rechte Hand des damaligen Besitzers und nun seit 18 Jahren als Geschäftsführer.

«Ursprünglich wurde das Haus von einer Händlerfamilie als Obst- und Gemüselager erbaut», erzählt Ingold. «Baulich haben wir nie etwas verändert, aber seit rund zwei Jahren nutzen wir unser ehemaliges Lager im Untergeschoss ebenfalls als Ausstellungs- und Degustationsraum.»
Seit den Anfängen des Wyhus Belp hat sich auch das Sortiment stetig vergrössert: «Zu Beginn gab es hier fast nur Weine aus den traditionellen Regionen», erzählt der Weinhändler. «Mittlerweile bieten wir aber gut 1000 verschiedene Weine und rund 300 unterschiedliche Spirituosen an.»

Das Wyhus Belp importiert selber Weine und beliefert damit Restaurants und Privatpersonen in die ganze Schweiz. Kunden sind aber auch in den Ausstellungsräumen in der Belper Sägetstrasse bestens beraten: «Insgesamt arbeiten fünf Weinexperten im Verkauf vor Ort.»
Und die Beratung hört nicht bei der Auswahl des Weines auf: «Der Genuss des Weines wird durch die richtige Wahl eines Glases entscheidend verbessert», erklärt Ingold. «Ideal ist meist ein nicht geschliffenes, konisches 2,5-Deziliter-Glas, das sich nach oben schliesst. Dabei geht es vor allem um die Farbe und das Aroma.»
Degustationstest mit Weinkennern
Um diese Theorie zu beweisen, hat Ingolds Team vor einigen Jahren einen Test gemacht: «Bei einem Jubiläums-Anlass luden wir rund 40 langjährige Kunden und Lieferanten dazu ein, denselben Wein dreimal zu testen – dass es jedes Mal derselbe Wein war, wussten unsere Probanden aber nicht.»
«Alle liessen sich von den drei unterschiedlichen Gläsern, der gespielten Musik und den gezeigten Restaurant-Bildern täuschen», erzählt Ingold. «Auch wenn das natürlich keine repräsentative Studie war, bin ich überzeugt, dass Emotionen und das Setting das Empfinden des Weines verändern.»

Prinzipiell könne ein geübter Gaumen aber schon diverse Fakten bei einer Blindverkostung herausschmecken: «In meinem Bekanntenkreis gibt es einige Personen mit unglaublichen Fähigkeiten», erzählt der Weinhändler. «Meist schon mit einem Schluck erkennen sie die Traube und sogar die Region.»
In seinen fast 30 Jahren im Business hat Ingold selbst bereits Tausende von Weinen probiert. Und doch ist auch er nicht davor gefeit, in die Zapfen-Falle zu treten: «Ab und zu kommt es vor, dass meine Frau einen Weinfehler schmeckt und ich nicht.» Meistens hätte seine Frau recht. «Ich glaube, dass Frauen in dieser Hinsicht tendenziell den feineren Gaumen haben.»

Doch auch für ungeübte Zungen weiss der Weinhändler im Zweifelsfall Rat: «Ist man sich unsicher, ob eine Flasche Zapfen hat oder nicht, ist die beste Lösung, eine zweite Flasche zu öffnen. Im Vergleich ist der Unterschied meist sehr deutlich.»
Bei den regelmässigen Veranstaltungen im Wyhus sind aber auch Wein-Interessierte herzlich willkommen. Die aktuellen Events finden Sie jeweils auf der Wyhus-Website.