Frühförderung: «Deutsch lernen vor dem Kindergarten»
Der Gesundheitsdienst der Stadt Bern startet im Januar das Förderprogramm «Deutsch lernen vor dem Kindergarten».
Die Stadt Bern wird ab diesem Jahr systematisch die Sprachkenntnisse von zweieinhalb- bis dreieinhalbjährigen Kindern erheben. Gemäss den bestehenden Daten des schulärztlichen Dienstes erhalten aktuell rund 6 Prozent aller Kinder mit Deutsch als Erstsprache und rund 27 Prozent aller Kinder mit Deutsch als Zweitsprache vor dem Kindergarten keine ausreichende Sprachförderung.
Für die jeweiligen Kinder bedeutet dies einen erschwerten Kindergartenstart. Dies wirkt sich nachweislich auch negativ auf die gesamte Bildungslaufbahn aus.
Ein Beitrag zur Chancengerechtigkeit
Der Gemeinderat will mit dem neuen Frühförderprogramm «Deutsch lernen vor dem Kindergarten» die Chancengerechtigkeit in der Bildung erhöhen. In diesen Tagen erhalten in der Stadt Bern 1430 Eltern von Kindern, die zwischen dem 1. August 2016 und dem 31. Juli 2017 geboren worden sind, einen Brief vom städtischen Gesundheitsdienst.
Sie bekommen eine Elternbroschüre und einen Begleitbrief mit einem persönlichen Zugangscode zu einem Fragebogen, der in zwölf Sprachen vorliegt. Damit können die Eltern die Deutschkenntnisse ihres Kindes selber einschätzen.
Im Februar können Eltern die Fragebogen an verschiedenen Samstagen in Schulhäusern oder Quartiertreffpunkten in allen Stadtteilen gleich vor Ort ausfüllen. An diesen Anlässen sind Schlüsselpersonen vor Ort, welche übersetzen und Fragen klären können.
Der Elternfragebogen wurde von der Fakultät für Psychologie, Abteilung Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie, der Universität Basel unter der Leitung von Prof. Alexander Grob entwickelt. Nebst Basel nutzen diesen Fragebogen auch Zürich, Chur und Luzern.
Subventionierter Kita- und Spielgruppenbesuch
Bis Ende März wird der Gesundheitsdienst die Fragebogen auswerten und bis Mitte April 2020 die Eltern benachrichtigen. Eltern von Kindern, die aufgrund der Auswertung Sprachförderung brauchen und noch keine Kita oder Spielgruppe besuchen, wird empfohlen, die Kinder in einem der beiden Betreuungsangebote anzumelden – idealerweise kombiniert mit einem Mutter-Kind-Deutschkurs (Muki-Deutsch).
Wenn Eltern kein Anrecht auf einen Kitagutschein haben, ermöglicht eine Fachstellenbestätigung den Zugang zu einem Kitaplatz an zwei Tagen pro Woche (Betreuungsgutschein für 40 Prozent). Auch der Besuch einer Spielgruppe wird bei Familien mit knappen finanziellen Verhältnissen mitunterstützt.
Ziel ist es, dass bis August 2020 möglichst alle Kinder mit Förderbedarf wöchentlich zwei Tage eine Kita oder drei Halbtage eine Spielgruppe besuchen können, bevor sie ein Jahr später in den Kindergarten eintreten. Das Programm «Deutsch lernen vor dem Kindergarten» wird in die Frühförderung primano des städtischen Gesundheitsdienstes integriert und evaluiert.