Hunderte von Betten in unterirdischen St. Galler Spitälern

Keystone-SDA Regional
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Bern,

Im Kanton St Gallen gibt es acht geschützte Spitäler, die noch aus der Zeit des Kalten Kriegs stammen und nie gebraucht wurden - auch während der Corona-Krise nicht. Die FDP-Fraktion will nun in einem Vorstoss von der Regierung wissen, was damit geplant ist.

Spital Wattwil st.gallen
In St.Gallen finden aktuell Gespräche über zusätzliche Massnahmen gegen das Coronavirus statt. Selbst dort ist man allerdings noch sehr weit von einer Zertifikatpflicht entfernt. (Symbolbild) - sda

Die etwas in Vergessenheit geratenen unterirdischen Spitäler waren in diesem Frühjahr nicht nur wegen der Pandemie ein Thema, als überall Spitalbetten für die Covid-19-Patientinnen und Patienten freigeräumt wurden.

Ende Mai hatte die Finanzkontrolle des Bundes einen Bericht veröffentlicht und darin festgestellt, dass sich zahlreiche Anlagen «in einem unbefriedigenden Zustand» befänden. Die Ausrüstung sei veraltet. Bei Inspektionen wurden teilweise auch Feuchtigkeitsprobleme oder defekte Abwasserleitungen entdeckt.

In der ganzen Schweiz gibt es noch 94 unterirdische Spitäler und 268 geschützte Sanitätsstellen. Sie alle wurden vor Jahrzehnten mit viel Beton gebaut, damit die Bevölkerung in einem Kriegsfall in unterirdischen Anlagen Schutz finden kann.

Auch im Kanton St. Gallen sind die früher als «geschützte Operationsstellen» - abgekürzt «Gops» - bezeichneten Spitäler zu finden. Die Standorte liegen ausnahmslos im Untergrund der St. Galler Spitäler. Im Notfall wären Gerätschaften und Personal dorthin verlegt worden. Bisher ist nur die Anlage beim Spital Linth aufgehoben worden.

Die Dimensionen der unterirdischen Bauten sind nicht eben klein bemessen: Je nach Anlage gebe es dort Betten für 200 bis 300 Patientinnen und Patienten, erklärte Markus Frauenfelder, Leiter der Koordinationsstelle für Bevölkerungsschutz, auf Anfrage von Keystone-SDA.

Voll ausgerüstet sich die Räumlichkeiten allerdings nicht mehr. Darin fänden sich vor allem noch die aufgestellten Betten, sagte Frauenfelder. Geräte, etwa für den Operationsraum, gebe es dort schon länger nicht mehr. Die Hülle werde aber weiterhin unterhalten und auch die Elektrolüftung und die Wasserversorgung funktionierten.

Die St. Galler FDP-Fraktion hat in einem neuen Vorstoss Bezug auf den Bericht der Finanzkontrolle genommen. Der Bund überweise jährliche Zahlungen an die Kantone für den Unterhalt der Anlagen, «die aber grösstenteils unbrauchbar sind». Während der Pandemie hätten sie keinerlei Nutzen gehabt, moderne Behandlungen seien in unterirdischen Spitälern derzeit gar nicht möglich, heisst es in der Interpellation.

Die Regierung soll nun erklären, bei welcher Bedrohungslage der Einsatz der Anlagen sinnvoll und vorgesehen sei und wie hoch die Bundesgelder für den Unterhalt seien.

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