Neues chinesisches Zentrum sorgt für Propaganda-Kritik

Nicolas Eggen
Nicolas Eggen

Bern,

In Bern wird bald ein chinesisches Kulturzentrum eröffnet. Ein China-Experte sieht vor allem einen Zweck: chinesische Propaganda zu stärken.

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Das «China Cultural Center» in Bern sorgt für Diskussionen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Berner Ostring-Quartier wird bald das sogenannte «China Cultural Center» eröffnet.
  • Geplant sind Kunstausstellungen, Filmaufführungen und Vorträge über chinesische Kultur.
  • China-Experte Ralph Weber spricht von Propaganda.

In Bern wird bald ein sogenanntes chinesisches Kulturzentrum die Tore öffnen. Im Ostring-Quartier, am Gebäude des Einkaufszentrums Freudenberg, hängt schon seit einiger Zeit die Beschriftung «China Cultural Center».

Dahinter steht ein Verein, der von Mitgliedern des diplomatischen Korps der chinesischen Botschaft ins Leben gerufen wurde. Das Zentrum sei je nach Quelle eines von zwölf solcher Einrichtungen in Europa. Dies berichtet die Zeitung «Der Bund».

Das Zentrum diene dazu, «die Schweizer Bevölkerung zu befreunden». Das heisst es in der von Projektmanager Yile Ren der Zeitung zur Verfügung gestellten Dokumentation.

Geplant sind demnach Kunstausstellungen, Filmaufführungen und «akademische Vorträge über chinesische Kultur».

Über die Menschenrechtsverletzungen in China – insbesondere gegenüber Tibetern und Uiguren – wurde in westlichen Medien seit Jahren berichtet. Es liegt auf der Hand, dass die Zentren auch dazu dienen, das Image Chinas im Westen aufzuwerten.

«Stille und subtile» Propaganda

Denn in den Kulturzentren geht es nämlich auch darum, China als Tourismusland zu präsentieren. Und es geht um Propaganda.

China-Experte Ralph Weber verweist in der Tamedia-Zeitung auf die Website der für die Kulturzentren verantwortlichen Verwaltungseinheit.

Laut der Seite haben solche Zentren folgenden Zweck: Sie sollen dazu dienen, «die herausragende chinesische Kultur zu verbreiten und die Soft Power des Landes zu stärken».

Er erwähnt auch einen Beitrag in einer Zeitschrift des Propagandadepartements. Dort steht über die Zentren, die im Ausland errichtet werden: Sie sollen den Geist des 20. Nationalkongresses der Kommunistischen Partei «in einer stillen und subtilen Art» vermitteln.

Lavendelfelder statt Umerziehungslager

Im erwähnten Artikel werde auch die Strategie erwähnt, «sich ein Boot auszuborgen, um aufs Meer zu fahren».

Damit sei gemeint, dass «Propaganda wirkungsvoller ist, wenn sie durch im Gastland renommierte Personen oder Medien weiterverbreitet wird».

Zum Beispiel wird im «Centre Culturel de Chine» in Paris eine Fotoausstellung über Xinjiang gezeigt. Eine Provinz, die hierzulande für Umerziehungs- und Arbeitslager der Uiguren bekannt ist.

Die Ausstellung zeigt jedoch ein anderes Bild: «Weite und friedliche Graslandschaften von Bayanbulak» und «romantische Lavendelfelder am Fuss der Berge».

Warst du schon einmal in China?

Weber weist in der Zeitung darauf hin, dass solche Propaganda in liberalen Demokratien wie der Schweiz grundsätzlich legal sei. Es sei jedoch wichtig, ihren Charakter offenzulegen.

Schon im Juli 2024 wies SRF auf die zwielichtige Rolle des Kulturzentrums in Bern hin. Die Historikerin Ariane Knüsel sagte damals: «Man versucht, die richtigen Leute an sich zu binden.»

Diese Leute könnten instrumentalisiert werden, um das offizielle, stark zensierte Bild von China zu verbreiten.

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Kommentare

User #4165 (nicht angemeldet)

Wo liegt das Problem? Das wäre das erste Vernüftige im ganzen Kanton.

User #4688 (nicht angemeldet)

Ich war für ein Austauschjahr in China und bin noch heute fasziniert von der Hochkultur Chinas. Wir können noch viel von Chinas positiven Seiten lernen...

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