Rund 1'400 wildlebende Bewohner im Botanischen Garten Bern gefunden

Universität Bern
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Am 4. und 5. September 2021 macht der BOGA Bern mit einem 24 Stunden langen Thementag die Biodiversität für Besucher zum Erlebnis.

Spinnenexperte Holger Frick und Käferexperte Christoph German beim Fallenaufstellen in den Gewächshäusern. - © BOGA, Bild: Katja Rembold

Um ein möglichst genaues Bild der Biodiversität auf seinem Gelände zu erhalten, hat der BOGA zum zweiten Mal zusammen mit rund 20 Experten die Tiere, Pilze und wildgewachsenen Pflanzen auf seinem Gelände gezählt.

Dadurch ist die vorläufig ermittelte Anzahl wildlebender Arten auf rund 1’400 angestiegen. Am 4. und 5. September 2021 macht der BOGA mit einem 24 Stunden langen Thementag die Biodiversität für Besucher zum Erlebnis.

Grüne Oase in der Stadt

Der Botanische Garten der Universität Bern (BOGA) ist eine grüne Oase mitten in der Stadt. Er kultiviert nicht nur 5’500 Pflanzenarten aus aller Welt, sondern bietet auch Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und anderen Organismen.

In einer grossangelegten Biodiversitäts-Inventur wurden zum zweiten Mal im BOGA möglichst viele wildlebende Arten gezählt. Die Gesamtzahl der gesichteten Arten beläuft sich damit nun auf rund 1’400.

Zweite umfassende Bestandesaufnahme der Biodiversität im BOGA

Um das Potenzial des BOGA als Lebensraum für wildlebende Arten zu ermitteln, führte der BOGA im Frühjahr 2019 erstmals eine Biodiversitäts-Inventur durch. Ergänzt mit Langzeitbeobachtungen und Artenlisten von Abschlussarbeiten wurden dabei 1'139 Arten aus 14 verschiedenen Organismengruppen gezählt.

Bei der ersten Inventur gab es jedoch zahlreiche Organismengruppen, die noch nicht untersucht wurden oder die zu einer anderen Jahreszeit aktiv sind, wie beispielsweise Heuschrecken. Deshalb hat der BOGA im August 2021 wieder verschiedene Institutionen eingeladen, sich an einer Bestandesaufnahme zu beteiligen.

Neue Organismengruppen untersucht

Neu umfasst die zweite Inventur nun auch Heuschrecken, Ameisen, Blattflöhe, Wanzen und Wespen. Andere Organismengruppen wurden erneut untersucht, um die bestehenden Artenlisten gegebenenfalls ergänzen zu können.

Somit liegen inzwischen Daten für 19 Organismengruppen vor. Bei der zweiten Biodiversitäts-Inventur wurden bereits 227 Arten entdeckt, die vorher noch nicht im BOGA beobachtet wurden, also insgesamt rund 1'400 wildlebende Arten. Die Nachbestimmungen laufen noch.

«Wir freuen uns sehr, dass wir mit der tollen Unterstützung von so vielen Expertinnen und Experten nun schon die zweite grosse Biodiversitäts-Inventur im BOGA durchführen konnten – was zur Entdeckung weiterer Arten geführt hat, deren Vorkommen bisher im BOGA oder sogar im Kanton Bern noch nicht bekannt war. Es gibt jedoch sicherlich noch viele weitere Bewohner im BOGA, die wir noch nicht gesichtet haben», so Katja Rembold, Wissenschaftliche Mitarbeiterin BOGA.

Highlights und Neufunde für den Kanton Bern

Dank der zweiten Biodiversitäts-Inventur konnten einige Arten sogar erstmals im Kanton Bern nachgewiesen werden. So z.B. der sich ausschliesslich von Kugel-Ginster (Genista radiata) ernährende Blattfloh Livilla vittipennella.

Auch der ansonsten mediterran verbreitete Rüsselkäfer Hypophyes pallidulus konnte erstmals fürs Schweizer Mittelland festgestellt werden. Laut Christoph Germann vom Naturhistorischen Museum Basel, «ist die Ausbreitung dieser wärmeliebenden Art vermutlich auf den Klimawandel zurückzuführen».

Manche Arten jahrzehntelang nicht in Bern beobachtet

Zu den besonders erfreulichen Highlights zählt der Fund der gefährdeten Schöterich-Mauerbiene (Osmia brevicornis) auf der Ruderalfläche. Diese Wildbienenart konnte damit erstmals seit 1995 wieder in der Stadt Bern nachgewiesen werden.

Auch der Nachweis der Schlupfwespe Thymaris tener in einem Asthaufen ist gemäss Seraina Klopfstein vom Naturhistorischen Museum Basel «eine kleine Sensation». Diese Art wurde letzmals 1897 im Kanton Bern gesammelt.

Weiter konnten im Vergleich zu 2019 zwei weitere Fledermaus-Arten beobachtet werden, darunter das Grosse Mausohr (Myotis myotis), welches in Städten selten ist.

Wertvoller Lebensraum dank Pflanzenviefalt und Strukturen

Diese Beispiele zeigen, wie wertvoll der vielfältige Lebensraum und die hohe Pflanzenartenvielfalt des BOGA für die gesamte Biodiversität mitten in der Stadt sind. Neben Pflanzen- und Stukturvielfalt ist auch eine nachhaltigen Pflege wichtig für die Biodiversitätsförderung. So mähen die Gärtner z.B. einen Teil der Wiesen jährlich ein-bis zweimal mit Sensen.

Zusätzlich werden im BOGA zahlreiche biodiversitätsfördernde Kleinstrukturen geboten, wie Nistkästen für Waldkäuze und Fledermäuse, Ast-, Stein- und Laubhaufen, Insektenhotels und vieles mehr. «Solche Kleinstrukturen können auch mit relativ einfachen Mitteln im eigenen Garten oder Balkon angelegt werden, wie wir diesen Sommer mit unserer Kleinstrukturenausstellung zeigen. Damit kann jeder einen Beitrag zur Biodiversitätsförderung leisten», sagt Katja Rembold.

Abenteuer Vielfalt

Mit einem Thementag rund um seine vielfältigen Bewohner, macht der BOGA am 4. und 5. September die Ergebnisse der Biodiversitäts-Inventur den Besuchern zugänglich und möchte sie für die Biodiversität begeistern. Die verschiedenen Experten nehmen die Besucher 24 Stunden lang mit auf Rundgänge durch den Garten und zeigen ihnen, wen sie alles im BOGA entdeckt haben.

Z.B. können sie mit einer Taschenlampe bewaffnet auf AmphibienSafari gehen, Fledermäuse beobachten oder allerhand Spannendes über die parasitären Schlupfwespen erfahren. Diese Veranstaltung findet im Rahmen des gemeinsam mit Stadtgrün Bern organisierten Themenjahres «Natur braucht Stadt – Mehr Biodiversität in Bern» und in Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum Bern und weiteren Partnern statt.

24 Stunden Biodiversität im BOGA – Einblicke in die wahrscheinlich vielfältigste WG in Bern

Am Samstag, 4. September ab 16 Uhr bis Sonntag, 5. September, 16 Uhr, findet die Veranstaltung statt. Der Thementag für Gross und Klein bietet rund um die Uhr ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm: von Schneckenjagd, Amphibien-Safari, Fledermauspirsch in der Abenddämmerung, bis zu frühmorgendlichem Vogelkonzert und vielen weiteren Führungen tagsüber zur Insekten-, Pflanzen-, und Pilzvielfalt.

Zelten nach Anmeldung erlaubt

Wagemutige dürfen sogar zeltend im Garten übernachten! Und Kreative können sich am Sonntag in der Bastelwerkstatt austoben.

Für Verpflegung sorgt das Café Fleuri mit erfrischenden Getränken und feinen Häppchen. Das Detailprogramm und Anmeldung für Übernachtungen gibt es auf der Webseite.

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