Veterinärmedizin – 2018 ging der Vertrieb von Antibiotika leicht zurück

Der Bundesrat
Der Bundesrat

Bern,

Die Gesamtmenge der vertriebenen Antibiotika zur Behandlung von Tieren ist in der Schweiz weiter rückläufig.

grippe co infektion
Eine Co-Infektion mit Grippe und Corona birgt ein viel höheres Risiko. - Shutterstock

Allerdings nimmt die Menge weniger deutlich ab, als in den Jahren zuvor. Während der Vertrieb der für die Humanmedizin kritischen Antibiotikaklassen in der Veterinärmedizin auch 2018 deutlich zurückgegangen ist, wurden vermehrt anderer Antibiotikaklassen (z. B. Penicilline und Tetracycline) verkauft. Das zeigt, dass eine hohe Sensibilisierung für den sachgemässen Einsatz von Antibiotika vorhanden ist. Dies sind die wichtigsten Schlussfolgerungen im Jahresbericht über den Antibiotikavertrieb in der Veterinärmedizin.

Der Verkauf von Antibiotika an die Tierärztinnen und Tierärzte durch die Vertriebsfirmen geht in der Schweiz kontinuierlich zurück. Wurden 2009 noch rund 66’000 kg in Verkehr gebracht, waren es 2018 noch rund 32’000 kg. Dies entspricht einem Rückgang von über der Hälfte innerhalb von 10 Jahren. Gegenüber dem Vorjahr beträgt der Rückgang 1.3%. Der Rückgang ist vor allem auf eine Reduktion der Verkäufe von Arzneimittelvormischungen und kritischen Antibiotika zurückzuführen. Hingegen haben andere, oral oder ins Euter verabreichte Antibiotika gegenüber dem Vorjahr zugenommen.

Die sachgemässe Anwendung von Antibiotika ist zentral

Die kontinuierliche Abnahme der Antibiotikaverkäufe, insbesondere der kritischen Antibiotikaklassen) in den letzten Jahren weist auf eine hohe Sensibilisierung der Tierärzteschaft und Tierhaltenden hin. Dennoch sind weitere Anstrengungen erforderlich um den unsachgemässen Einsatz von Antibiotika zu minimieren. Die Gesamtmenge der verkauften Antibiotika an die Tierärztinnen und Tierärzte lässt keine Aussagen darüber zu, wie die Antibiotika in der Veterinärmedizin tatsächlich eingesetzt werden.

Über die Verwendung von Antibiotika wird zu einem späteren Zeitpunkt die seit dem 1. Januar 2019 betriebsbereite Datenbank (IS ABV) detailliertere Informationen liefern können. Aufgrund dieser Daten, welche im Jahr 2020 verfügbar und auch ausgewertet sein sollten, können spezifische Probleme erkannt, gezielt Massnahmen ergriffen und die Wirkung dieser Massnahmen überprüft werden. Das Ziel bleibt gleich: Die Wirksamkeit von Antibiotika langfristig gewährleisten, um die Gesundheit aller zu schützen.

Resistenzsituation in Geflügel

Im Rahmen des Monitoring Resistenzen (analog zur Europäischen Union EU) werden alternierend Poulet und Schwein/Rind auf Resistenzen untersucht. Im 2018 wurden nun wiederum Schweizer Mastpouletherden auf Resistenzen untersucht. Nachdem in den vorherigen Jahren ein ständiger Anstieg der Resistenzen zu verzeichnen war, zeigt sich 2018 erstmals bei wichtigen Antibiotika ein Rückgang der Resistenzen.

Besonders erfreulich ist der Rückgang so genannter ESBL/pAmpC-Bildner (Dritt-Generation Cephalosporin-resistente E. coli) in Poulet seit 2016 von 52.4% auf 30.6%. Auch im Pouletfleisch reduzierte sich das Vorkommen von ESBL/pAmpC-Bildnern seit 2016 von 49.3% auf 34.9%. Allerdings zeigen die nachgewiesenen ESBL/pAmpC Isolate einen sehr hohen Anteil an Resistenzen gegenüber Fluorchinolonen (Reserverantibiotika) auf.

Auch die MRSA Prävalenz in Pouletfleisch sank seit 2016 von 2.9% auf 1.3%; MRSA (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus) waren nur im importiertem Fleisch nachweisbar. Bei Campylobacter jejuni/coli (häufigster Lebensmittel-bedingter Durchfallerreger beim Menschen) konnte ein Rückgang der Resistenzen gegenüber Fluorchinolonen und bei C. jejuni auch bei Tetracyclinen verzeichnet werden. Indikator E. coli hingegen weisen vermehrt Resistenzen gegenüber Fluorchinolonen auf.

Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR)

Dank Antibiotika – einer der bedeutendsten Fortschritte in der Medizin – ist es möglich, bakterielle Krankheiten, die früher oft tödlich verlaufen sind, zu heilen. Der übermässige und unsachgemässe Einsatz von Antibiotika führt jedoch dazu, dass immer mehr Bakterien gegen Antibiotika resistent werden. Die Konsequenzen sind dramatisch und betreffen Mensch, Tier, Landwirtschaft und Umwelt gleichermassen. Der Bundesrat hat deshalb 2015 seine nationale Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) verabschiedet, um das Problem zunehmender Resistenzen koordiniert anzugehen. Das BLV verfasst dazu jedes Jahr den so genannten «ARCH-Vet Bericht», in dem die Antibiotikavertriebsdaten veröffentlicht werden.

Kommentare

Mehr aus Stadt Bern

Eurodreams
1 Interaktionen
Die Velos von PubliBike.
2 Interaktionen