Vorwürfe gegen Psychiatriezentrum Münsingen werden untersucht
Die Vorwürfe gegen das Psychiatriezentrum Münsingen wiegen schwer. Jetzt werden Zwangsmassnahmen und umstrittene Anstellungen untersucht.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Vorwürfe gegen das Psychiatriezentrum Münsingen werden untersucht.
- Dabei geht es vor allem um Zwangsmassnahmen und umstrittene Personalien.
Das Psychiatriezentrum Münsingen hat in letzter Zeit für Schlagzeilen gesorgt. Nun werden die Vorwürfe untersucht. Das Gesundheitsamt der bernischen Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) hat eine externe Fachperson aus dem Kanton St. Gallen mit der Untersuchung der Vorwürfe beauftragt, wie aus einer Mitteilung vom Dienstag hervorgeht.
Dabei geht es unter anderem um die Anwendung von Zwangsmassnahmen und umstrittene Anstellungen. Bei der Fachperson handelt es sich um den ärztlichen Direktor der Psychiatrie St. Gallen Nord, Thomas Maier.
Abklärung über Isolation und Fixierung wegen Personalmangel
Er soll prüfen, ob in Münsingen wegen Personalmangels häufiger freiheitsbeschränkende Massnahmen wie Isolation oder Fixierung angewendet wurden. Das Regionaljournal Bern Freiburg Wallis von Schweizer Radio SRF berichtete Ende März über entsprechende Kritik von Patienten und Angestellten. Je nach Ausgang der Abklärungen soll Maier mögliche Massnahmen zuhanden des Gesundheitsamts formulieren.
Ein weiterer Teil von Maiers Untersuchungen betrifft die ehemalige Beschäftigung von Personen aus dem Umfeld der umstrittenen «Kirschblüten»-Gemeinschaft.
Das Magazin «Beobachter» schrieb im vergangenen Februar, dass ab 2017 zwei Psychiaterinnen aus dem Umfeld der «Kirschblütler» in Münsingen arbeiteten. Auch die Tochter des Gründers der «Kirschblütengemeinschaft» soll als Psychologin eingestellt worden sein. Alle drei sind nicht mehr in Münsingen angestellt.
Distanzierung durch das Psychiatriezentrum Münsingen
Das Psychiatriezentrum betonte daraufhin, sich ausdrücklich von den wissenschaftlich nicht evidenzbasierten Therapieansätzen der «Kirschblütler» zu distanzieren. Die Institution verfolge jedoch eine diskriminierungsfreie Anstellungspraxis. Es stiess eigene Untersuchungen zu den Vorwürfen an.
Die Kirschblütengemeinschaft wurde im Kanton Solothurn von dem 2017 verstorbenen Arzt und Psychiater Samuel Widmer gegründet. Seine Ansätze sind umstritten. Beim Verein Infosecta gilt die Kirschblütengemeinschaft als «sektenhafte Gruppierung», wie auf der entsprechenden Onlineseite zu lesen ist.
Kantonsrat Bern will Psychiatriezentrum ebenfalls unter die Lupe nehmen
Auch die Geschäftsprüfungskommission des Berner Kantonsparlaments will sich mit den Vorwürfen gegen das Psychiatriezentrum beschäftigen.
Die jüngste Kritik betrifft einen in Fachkreisen als Verschwörungserzählung stark umstrittenen Ansatz, der sich in Münsingen, verbreitet haben soll. Das berichtete das Regionaljournal von Radio SRF am Dienstag. Dabei geht es darum, dass Täter Gedanken von anderen Menschen programmieren oder fernsteuern können sollen.
Das Psychiatriezentrum Münsingen untersucht nach eigenen Angaben seit März 2022 vertieft die Diagnostik und Therapie von Trauma-Patienten. Qualitätssicherungsmassnahmen seien bereits umgesetzt worden.