Gemeinde Klosters-Serneus: Neuorganisation Wertstoffsammelstelle
Die Gemeinde Klosters-Serneus plant seit Längerem, ihre bis dato im Werkhof Klosters angesiedelte Wertstoffsammelstelle neu zu organisieren.

Die Gemeinde – und damit in erster Linie der Bereich Tiefbau – beschäftigt sich seit längerer Zeit mit der Neuorganisation der Wertstoffsammelstelle im Werkhof. Aufgrund des schweizweiten Lockdowns i. Z. mit dem Coronavirus vom 17. März 2020 wurde der Werkhof der Gemeinde Klosters-Serneus für den Publikumsverkehr geschlossen. Dies insbesondere aufgrund des Umstands, dass das Werkdienstteam auf zwei Gruppen aufgeteilt wurde, welche alternierend den Betrieb des Werkdienstes sicherstellen mussten.
Durch diese Massnahme konnte das Risiko, dass das gesamte Team vom Werkhof plötzlich ausfällt (Quarantäne aller bei einer Infektion von einzelnen) massiv reduziert werden. Dieser Umstand bot gleichzeitig Gelegenheit, das geplante künftige Abfallregime einem Praxistest zu unterziehen.
Am 12. Mai 2020 entschied der Gemeindevorstand, nach umfassender Orientierung der Geschäftsprüfungskommission (GPK), aufgrund der sehr guten Erfahrungen während des Lockdowns die bereits seit Längerem geplante Umstrukturierung der Wertstoffsammlung in Klosters-Serneus per 29. Mai 2020 umzusetzen.
Die Gründe der Neuorganisation der Wertstoffsammlung lauten wie folgt:
- Die Gemeinde Klosters-Serneus verfügt seit Eingemeindung der ehem. Gemeinde Saas per 1. Januar 2016 über einen bewilligten Wertstoffplatz, der jegliche Sonderabfälle und andere kontrollpflichtige Abfälle annehmen und lagern darf und kann (professionell betriebene Wertstoffsammelstelle der Fitschi Transport und Recycling AG).
- Diese neue Situation veranlasste den Vorstand 2017, die Sammelstelle in Klosters näher zu untersuchen. Eine in diesem Zusammenhang verfasste Diplomarbeit zeigte grosse Defizite der Werkhofsammelstelle Klosters an der Doggilochstrasse 114 auf.
- Das Defizit der Wertstoffsammlung im Werkhof betrug ohne Personalkosten beispielsweise im Jahre 2016 CHF 227'232.--.
- Für die Betreuung der Sammelstelle wurden zudem jährlich rund 1’250 Arbeitsstunden für Beaufsichtigung, Administration, Schneeräumung, Reinigungsarbeiten eingesetzt, was einem 60%-Pensum entspricht.
- Im Weiteren fehlen mittelfristig die baulichen, organisatorischen und fachlichen Voraussetzungen, um vom kantonalen Amt für Natur und Umwelt die für den Betrieb erforderliche Betriebsbewilligung zu erhalten. Im Zusammenhang mit den kostenintensiven Auflagen müssten Investitionen in der Grössenordnung von mind. CHF 1 Mio. in die erforderlichen Infrastrukturen getätigt werden. Hinzu kommen Kosten für die Spezialausbildung des verantwortlichen Personals.
- Es liegt heute eine stärkere Absorbierung des verantwortlichen Werkdienst-Personals für im Volumen zunehmende anderweitige Werkdienstaufgaben (z. B. Unterhalt Wanderwege und z. T. separate Bikewege, Winterwanderwege, Schneeschuhrouten etc.) vor.
- Mit der derzeitigen Infrastruktur im Werkhof ist ein vollständiges und korrektes Gebühreninkasso in Bezug auf die Entgegennahme der Wertstoffe nicht möglich.
Aus all diesen Gründen entschieden sich die Verantwortlichen, den Werkhof in Bezug auf die Wertstoffsammlung nicht mehr im bisherigen gewohnten Rahmen zu betreiben und die Personal und Spezialwissen erfordernden und kostenpflichtigen Abfälle (Sperrgut, Sonderabfällen und Chemikalien, Altöl, Speiseöl, Medikamenten, Pneus, Batterien, Autobatterien, Eternit, Ytongstein, Bauschutt, Alteisen und Elektrogeräte) neu via die beauftragte Firma Fitschi in Saas entgegenzunehmen, wo auch sämtliche geläufigen Separatsammlungen (Papier, Karton, Glas, PET, Alteisen, Bauabfälle, Büchsen, etc.) entsorgt werden können. Dies zudem im Rahmen von deutlich attraktiveren Öffnungszeiten (werktags täglich sowie samstags jeweils am Vormittag) und zu fairen, marktgerechten Annahmepreisen. Nicht zuletzt auch aufgrund von Rückmeldungen aus der Bevölkerung und Gästeschaft haben sich die Gemeindeverantwortlichen dafür ausgesprochen, sämtliche Separatsammlungen, die über die kommunale Abfall-Grundgebühr finanziert werden, ausserhalb des Werkhofs an der Doggilochstrasse 114 anzubieten.
Jeden letzten Samstagmorgen im Monat Sperrgut entgegengenommen
So konnten in jüngerer Zeit Karton, Büchsen, PET, Altkleider, Glas und Papier während 24 Stunden an 7 Tagen entsorgt werden. Für dieses Provisorium beabsichtigt die Gemeinde, eine neue, moderne Sammelstelle mit vergleichsweise günstigen Investitionskosten von CHF 280'000.-- und erwartetem Personalaufwand für Reinigung und Betreuung im Rahmen von 300 Stunden/Jahr gegenüber dem Werkhof zu realisieren.
Als weitere Dienstleistung soll jeden letzten Samstagmorgen im Monat im Werkhof Klosters durch die beauftragte Dritte (Fitschi, Saas) gegen Entgelt Sperrgut entgegengenommen werden. Ebenfalls wird mit der Realisierung der neuen Sammelstelle beim Feuerwehrlokal die Entsorgung von Klein-Elektrogeräten, Haushaltsbatterien und voraussichtlich Metall möglich sein.
Öffentliche Informationsveranstaltung
Unter dem Strich beurteilt der Gemeindevorstand die geplanten Neuerungen insgesamt als deutliche Verbesserung des Abfallbewirtschaftungsangebots, sowohl finanziell als auch organisatorisch, in der Gemeinde Klosters-Serneus. Aufgrund der vereinzelt massiven Kritik am geplanten neuen Abfallregime und der unterlassenen Wiedereröffnung des Werkhofs nach Aufhebung des Lockdowns wurde aus dem Gemeinderat am 22. Juni 2020 deutliche Kritik an den Bestrebungen des Gemeindevorstands im Bereich Abfallwesen geäussert.
Da der Vorstand von seinem Vorhaben überzeugt ist und unbeirrt an den umfassenden Verbesserungen in der kommunalen Wertstoffsammlung festgehalten hatte, wurde von Erstunterzeichner Gemeinderatspräsident Beat Bernet und 11 weiteren Gemeinderatsmitgliedern die Motion «Wiederinbetriebnahme Werkhof Klosters für die Abfallentsorgung» eingereicht, welche den Vorstand insbesondere beauftragt, die Schliessung des Werkhofs Klosters für die Abfallentsorgung umgehend aufzuheben, den Parkplatz beim Feuerwehrlokal vollständig zu räumen und dem Gemeinderat schnellstmöglich einen Bericht vorzulegen, in dem aufgezeigt wird, wie die ordentliche Abfallentsorgung gesetzeskonform, organisatorisch und wirtschaftlich betrieben werden kann.
Diese massive Opposition bzw. der in seiner Deutlichkeit unmissverständliche Auftrag der Klosterser Volksvertretung hat den Vorstand dazu bewogen, einen Schritt zurückzugehen und die eingeleiteten Änderungen (notabene auch verbunden mit der einstweiligen Aufhebung der ausgebauten Dienstleistungen) rückgängig zu machen resp. zu sistieren. Der Vorstand ist jedoch nach wie vor überzeugt von seinen Plänen und Vorhaben im Zusammenhang mit der kommunalen Wertstoffsammlung und er wird weiterhin versuchen, Gemeinderat, Bevölkerung und Gäste vom eingeschlagenen Weg zu überzeugen.
Der Gemeindevorstand hat letztlich auch eine Verpflichtung, haushälterisch mit den Steuergeldern bzw. Gebühreneinnahmen umzugehen. Um die Vertreter des Gemeindeparlaments, die Bevölkerung und Gäste raschestmöglich über das angestrebte neue Wertstoffsammel-Konzept eingehend zu informieren und möglichst auch Aufklärungsarbeit in diesem Zusammenhang zu leisten, findet am Montag, 31. August 2020, 20.00 Uhr, in der Arena Klosters (Arena 1/Eventhalle), Doggilochstr. 51, Klosters Platz, eine öffentliche Informationsveranstaltung statt.
Im Rahmen dieser Veranstaltung soll nebst der Vorstellung der Pläne des Vorstands und der Verantwortlichen des kommunalen Departements Tiefbau mitunter die Möglichkeit geboten werden, sich zu den Absichten der operativen Gemeindeverantwortlichen zu äussern und diesen Fragen zu stellen.