Collagen von Herta Müller im Museum Langmatt in Baden

Museum Langmatt
Museum Langmatt

Hinwil,

Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller präsentiert ihre Collagen «Der Beamte sagte» vom 5. September bis 5. Dezember 2021 im Badener Museum Langmatt.

Litaraturnobelpreisträgerin Herta Müller. - Gemeinde Baden - Museum Langmatt

Das Museum Langmatt in Baden zeigt die erste Ausstellung der Collagen von Herta Müller in der Schweiz vom 5. September bis 5. Dezember 2021 . Die Autorin wurde 1953 in Nitchidorf, Rumänien geboren, lebt seit 1987 in Berlin und gilt als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen der Gegenwart.

Hauptthema sind ihre furchtbaren Erlebnisse während der kommunistischen Diktatur in Rumänien. In zahlreichen Romanen und Gedichten beschreibt Herta Müller bildhaft, wie jahrzehntelange Überwachung, staatliche Bevormundung, Inhaftierung und Folter die Menschen verändern und zerrütten. 2009 wurde Herta Müller der Literaturnobelpreis verliehen.

Ein Trauma der Vergangenheit

Seit mehr als 30 Jahren arbeitet die Autorin an ihren Collagen, einem mittlerweile gewaltigen Konvolut von über 1600 Unikaten. Wort für Wort schneidet sie aus Zeitungen und Zeitschriften aus und klebt sie auf postkartengrossen Karten zu Gedichten mit hoher visueller Präsenz zusammen.

In der Langmatt zeigt sie rund 140 neue Collagen, die sich erstmals in ihrem Werk inhaltlich aufeinander beziehen und so etwas wie eine lyrische Autobiografie formulieren, ausgehend von ihrer Ankunft 1987 in einem westdeutschen Auffanglager.

Anstatt endlich der Überwachung entkommen zu sein, wurde Herta Müller durch Diffamierung von Landsmannschaften als rumänische Agentin verdächtigt. Im verstörenden Gespräch mit dem Beamten entzündet sich erneut das Trauma der Vergangenheit.

Blatt für Blatt folgt man der luziden Poesie

In der Langmatt werden die kleinformatigen Werke eng aneinandergereiht als lange Linie zu sehen sein. Blatt für Blatt folgt man der luziden Poesie und ihrer Fähigkeit, das Unsagbare zu berühren. Herta Müller übersetzt die schrecklichen Ereignisse in unerwartet zarte Bilder. So klein im Format, so gewaltig gross ist diese unvergleichliche Welt.

Langmatt-Direktor Markus Stegmann: «Wir freuen uns, eine Literaturnobelpreisträgerin mit einer seltenen Doppelbegabung zeigen zu dürfen. Die Collagen Herta Müllers balancieren zwischen kindlicher, manchmal heiterer Zerbrechlichkeit und abgrundtiefem Schrecken. Eine erschütternde Fahrt in den finsteren Untergrund der Menschheit.»

Eine geheimnisvolle Zeit- und Entdeckungsreise

In der Langmatt spielten Sprache und Text bereits zu Zeiten der Familie Brown Anfang des 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle. Das Museumsarchiv enthält beispielsweise umfangreiche Konvolute an Briefen und Tagebüchern von Jenny Brown.

Markus Stegmann: «In den letzten Jahren haben wir den Faden wieder aufgenommen und zeigen die heute durchlässig gewordenen Grenzen zwischen Kunst und Sprache. Gerade für jüngere Kunstschaffende besitzt Sprache eine grosse Faszination und führt zu neuartigen, interdisziplinären Werken.»

2018 brachte die Ausstellung Stimmen der Zimmer die Wohnräume der Langmatt überraschend zum Sprechen. Und letztes Jahr installierte Sandra Senn im ganzen Haus und im Park kurze, lyrische Sentenzen, die das Publikum auf eine geheimnisvolle Zeit- und Entdeckungsreise führten.

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