Aikido-Schule in Ostermundigen: «Der Kampf ist der letzte Ausweg»
Sandra Bernaschina Moser und Thomas Moser leiten mehrere Aikido-Schulen. Sie erzählen, was sie an der japanischen Kampfkunst besonders begeistert.
Sandra Bernaschina Moser und Thomas Moser stehen auf weichen Matten im Trainingsraum ihrer Aikido-Schule in Ostermundigen. Auch in Zollikofen und Lyss haben die beiden Aikido-Schulen, sogenannte Dojos. Aikido ist eine japanische Kampfkunst, entstanden am Anfang des 20. Jahrhunderts. Bei Aikido sind verschiedene Kampfsportarten vereint worden.
Und noch etwas ist speziell: «Ich betone immer, dass Aikido eine Kampfkunst ist», sagt Thomas Moser. «Es gibt keine Wettkämpfe.» Dahinter steckt der defensive Ansatz des Gründers von Aikido. «Sein Ansatz war, eine harmonische, respektvolle Art der Verteidigung zu lehren.»
Blaue Flecken aber keine ernsten Verletzungen
Diesen Ansatz lehren auch Thomas und Sandra Moser bereits seit mehreren Jahren in ihren Aikido-Schulen. Den Sport entdeckt hat Thomas Moser, der schon vorher Karate betrieb. Auf einem Sportkanal sah er Aikido – und war begeistert.
«Natürlich bekommt man auch beim Aikido mal blaue Flecken», sagt er. «Aber man verletzt sich nicht so sehr, wie bei anderen Kampfsportarten.» Auch Sandra Moser liess sich begeistern. Inzwischen verbinden beide ihre Lebenshaltung mit Aikido.
Überschüssige Kraft loswerden
«Aikido vermittelt Ruhe, Harmonie und Respekt», sagt Sandra Moser. «Der Kampf wird als letzter Ausweg gesehen – aber sollte es soweit kommen, kann man sich auf jeden Fall wehren.» Im Training üben die Schülerinnen und Schüler, wie man Angriffe verteidigt, werden aber auch über den defensiven und harmonischen Hintergrund der Kampfkunst aufgeklärt.
Ein Blick in die Aikido-Schule in Ostermundigen:
Sandra Moser freut sich besonders, dass immer mehr Kinder das Training besuchen. Ab sieben Jahren – oder je nach Kraft – darf der Nachwuchs mitmachen. Aikido habe bei den Kindern auch zu sozialen Verbesserungen geführt – seien es bessere Noten oder bei Aggressionen, sagt Moser.
«Beim Aikido können sie überschüssige Kraft loswerden und gehen kein Risiko ein, sich zu verletzen. Das ist nicht bei allen Kampfsportarten so», so Sandra Moser. Trotzdem wird den Schülerinnen und Schülern im Training nahegelegt, ihre Komfortzone zu verlassen. «Sonst kommt man nicht weiter», fügt Thomas Moser an.
Sportart fürs Leben
Obwohl es im Aikido keine Wettkämpfe gibt, können die Schülerinnen und Schüler Prüfungen ablegen und in der Rangleiter nach oben klettern. Dazu gehört das Einstudieren von Bewegungsabläufen – aber auch das Pauken der Namen der Bewegungsabläufe. «Gibt man Gas, sieht man Erfolge», sagt Thomas Moser. «Und das spornt an.»
Ausserdem betont er, dass Aikido eine Sportart fürs Leben sein kann – sofern man möchte. «Die Silbe 'do' in Aikido heisst Weg», erklärt Moser. «Man wird im Aikido immer einen Lehrer haben, von dem man lernen kann, aber man kann auch selbst stets sein Wissen weitergeben.»
Inzwischen trainieren in den Aikido-Schulen rund 50 Kinder und 40 Erwachsene. «Mich hat immer fasziniert, dass ich während des Trainings richtig abschalten kann», sagt Sandra Moser. «Ich muss mich so sehr auf den Sport konzentrieren, dass ich meine restlichen Sorgen vergesse.» Ausserdem ist auf der Matte jeder gleich. Beruf, Nationalität oder Religion spiele keine Rolle mehr.
Japanreise abgesagt
Die Coronakrise mit dem Lockdown haben Sandra und Thomas Moser gut überwunden, langsam ist wieder Normalität in ihren Aikido-Schulen eingekehrt. Eigentlich hätten die beiden im Frühjahr zum ersten Mal nach Japan – ins Ursprungsland von Aikido – reisen wollen. Doch die Reise wurde wegen des Virus abgesagt.
Jetzt freut sich das Paar auf das Sommerfest der Aikido-Schulen, das in den Oktober verschoben wurde. Dabei findet ein Training mit Jean-Claude Aegerter statt, einem 7. Dan Shihan (ein ranghoher Kämpfer) und es wird ein Apéro offeriert.