Boxing-Team Ittigen: «Beim Boxen geht es nicht ums Drauflosprügeln»
Marco Spath ist Inhaber des «M's-Gym Bern» und trainiert das Boxing-Team Ittigen. Er spricht über seine Boxkarriere, harte Schädel, Disziplin – und Spass.
Marco Spath steht vor dem Eingang seines Boxstudios. Dieses befindet sich im Keller unter der Primarschule Rain in Ittigen. Im ehemaligen Luftschutzbunker führt Spath das «M's-Gym Bern» und das Boxing-Team Ittigen. Es sind Herzensprojekte. Spath ist Inhaber, Cheftrainer, Masseur. Eigentlich jeden Tag steht er nach der Arbeit als Sachbearbeiter im Studio – ausser sonntags.
«Ich habe einen harten Schädel»
Marco Spath ist 43 Jahre alt. Mit dem Boxen fing er im Jahr 1992 an. «Ich war schon immer sportlich», sagt Spath. «Aber Judo, Jiu-Jitsu, Fussball und Tennis haben mir nicht so sehr gefallen, wie das Boxen.» 1994 stieg Spath zum ersten Mal in den Ring – und gewann. In seiner Karriere bestritt er 17 Kämpfe, gewann zehn Mal, verlor fünf Mal, zwei Kämpfe gingen unentschieden aus. K. o. ging Marco Spath noch nie. «Ich habe einen harten Schädel», lacht er.
«Damals sagte man mir, ich sei ein grosses Talent», erzählt Spath. «Aber ich war etwas trainingsfaul.» Mit der Zeit habe er realisiert, dass es für ihn nicht möglich sein wird – mit der Ausbildung nebenbei – Bestleistungen zu erzielen. Jetzt, als Trainer, legt Spath umso mehr Wert auf Disziplin. «Nur durch harte Arbeit erreichst du dein Ziel», sagt er. «Egal ob im Ring oder sonst im Leben.»
Keine Schläger
Auch in sein Boxstudio steckt Spath harte Arbeit. Im Jahr 2011 entschied er sich dazu, selbst etwas auf die Beine zu stellen. Sein Ziel: «Ich möchte den Leuten das Boxen lehren. Denn beim Boxen geht es nicht einfach ums Drauflosprügeln.» Auch er lerne heuer immer noch Neues. «Boxer sind meist ruhige, ausgeglichene Personen – und keine Schläger.» Wichtig ist ihm auch, dass die Boxerinnen und Boxer erst in den Ring steigen, wenn sie wissen, was sie tun – wenn sie bereit dafür sind.
Mehr als «nur» der Trainer
Spaths Ansatz hat Erfolg: Momentan trainieren rund 60 Personen im Gym. Als Trainer holte er mit seinen ausgebildeten Boxerinnen und Boxer zehn Schweizermeister- und fünf Vize-Schweizermeister-Titel im Light-Contact-Boxing. Bald will Marco Spath auch im Amateurboxen durchstarten. In seinen Trainings kommuniziert Marco Spath offen mit den Boxerinnen und Boxern. «Viele sind sehr ambitioniert», sagt er.
«Aber in der Schweiz ist es schwierig, eine Profi-Karriere zu absolvieren.» Und manchmal ist Spath auch etwas mehr als «nur» der Trainer. Er ist auch da, wenn es sonst im Leben Probleme gibt – wenn Redebedarf besteht. Dann vermittelt er beispielsweise zwischen Schüler und Eltern oder gibt Ratschläge. «Zum Dampf-Ablassen ist das Boxen natürlich wirklich gut geeignet», sagt er.
Schwitzen und Spass kombiniert
Aber auch für solche, die weniger ambitioniert sind oder einfach fit bleiben wollen, hat Marco Spath das passende Angebot. Er gibt unter anderem auch Einzeltrainings oder Paartrainings, Kleingruppentrainings oder das Gruppentraining Fitnessboxen. «Dabei wird Schwitzen und Spass kombiniert», sagt er. Ins Gruppentraining kommen allerlei verschiedene Menschen verschiedener Altersklassen. Spath betont: «Die Gruppentrainings finden gemischt statt, das ist mir sehr wichtig.» Und: «Hier sind alle gleich.»
«Wie eine Familie»
Noch bis vor wenigen Wochen wurde im Luftschutzbunker aber weder Seilgesprungen noch in die Boxsäcke geschlagen. Wegen des Coronavirus stand der Betrieb still. Da sich Marco Spaths Gym hauptsächlich durch Monatsabos finanziert, hat der Lockdown ein Loch in die Kasse gerissen.
Auch auf verschiedene Anlässe, wie beispielsweise das Ittigen Boxen, muss dieses Jahr verzichtet werden. Doch Spath steckt den Kopf nicht in den Sand. Er erzählt: «Obwohl sie es nicht müssten, haben mich einige Mitglieder trotzdem finanziell unterstützt. Eine schöne Geste. Da merke ich: Wir sind wie eine Familie.»