Lorenz Hess: «Entwicklung im Bernapark ist der grösste Brocken»
Der BDP-Politiker Lorenz Hess ist Nationalrat und Gemeindepräsident von Stettlen. Im Interview spricht er über den Bernapark, Steuern und den Luxus in Stettlen.
Die Nationalrätinnen und Nationalräte hielten ihre Session letzte Woche im Wankdorf ab. Mit dabei war auch BDP-Nationalrat Lorenz Hess, der in einer Pause die Zeit für ein Gespräch über Stettlen genutzt hat. Hess ist dort seit fast 20 Jahren Gemeindepräsident.
Nau.ch: Herr Hess, wie sind Sie und die Gemeinde Stettlen mit der Corona-Krise umgegangen?
Persönlich habe ich probiert, mich so gut wie es geht an die Regeln zu halten – ich war nicht viel unterwegs und habe auch im Homeoffice gearbeitet.
In Stettlen leite ich den Führungsstab Corona, wir standen ständig in Kontakt mit der Kirchgemeinde, der Schule, dem regionalen Führungsorgan. In der Verwaltung haben wir einen Schichtbetrieb eingeführt.
Soweit lief also alles ruhig in Stettlen – doch mir geben die kommenden Steuereinnahmen zu denken. Ich mache mir Sorgen, dass diese wegen des Virus tiefer ausfallen.
Nau.ch: Was ist dieses Jahr das wichtigste auf der Agenda von Stettlen?
Wir fangen dieses Jahr mit der Gesamtrevision der Ortsplanung an. Dabei ist der nächste Entwicklungsschritt im Bernapark der grösste Brocken. Im ganzen Kanton gibt es momentan kein vergleichbares Projekt in diesem Ausmass.
Nach zehn Jahren konnte jetzt die erste Etappe realisiert werden – bald sind auf dem Areal der ehemaligen Kartonfabrik die ersten Wohnungen bezugsbereit.
Nau.ch: Welche Ziele haben Sie als Gemeindepräsident für Stettlen? Was wird herausfordernd?
Ein Ziel ist der Abschluss der Zentrumsplanung. Das Zentrum von Stettlen wird neu gestaltet und geplant. Das ist sehr wichtig und wird auch herausfordernd.
Ausserdem wird nächstes Jahr die Bernstrasse vom Kanton saniert – dann gilt künftig Tempo 30. Das wird auch ein wesentlicher Punkt sein.
Mir ist wichtig, die Ländlichkeit von Stettlen beizubehalten. Obwohl wir so nahe an der Stadt sind, sind wir gleichzeitig auf dem Land. Das ist ein grosser Luxus.
Nau.ch: Sie sind seit fast 20 Jahren Gemeindepräsident in Stettlen – das ist aussergewöhnlich.
Ja! Ich bin ein echtes Fossil (lacht). 20 Jahre, das ist vielleicht ein bisschen zu lang. Ich versuche ständig, neue Menschen fürs Amt zu begeistern, aber bisher ist mir das noch nicht gelungen.
Für den Gemeinderat finden wir Interessierte, fürs Präsidium aber nicht. Ich hoffe, dass sich das noch ändert.
Nau.ch: Was war das Eindrücklichste, dass Sie in diesen 20 Jahren erlebt haben?
Vor zehn Jahren musste die Kartonfabrik Stettlen schliessen – 250 Angestellte standen plötzlich ohne Job da. Das war riesiger Schlag. Doch da hat es sich bewährt, dass ich so lange im Amt bin – eine gewisse Kontinuität tat besonders in diesem Fall gut.
Etwas Schönes aus den vergangenen 20 Jahren ist das Lösen von Problemen, der Abschluss von Projekten – das Verhandeln, Dranbleiben und Durchziehen.
Nau.ch: Sie sind auch Nationalrat, Verwaltungsratspräsident der Visana und arbeiten noch teilweise für Ihre ehemalige PR-Beratungsfirma. Haben Sie genug Zeit fürs Amt des Gemeindepräsidents?
Beruf und Politik halten sich bei mir in der Waage – und das will ich so beibehalten. Ich möchte nicht auf die Politik angewiesen sein. Ich möchte Milizpolitiker bleiben.
Nau.ch: Was sind Ihre Lieblingsplätze in Stettlen, wo trifft man Sie in Ihrer Freizeit an?
Es gibt da ein Waldstück, das Buchholz. Als Kinder war das unsere Ecke, wir haben dort gebrätelt, hatten eine Baumhütte. Ich jogge dort oft vorbei.
Zur Person:
Lorenz Hess, 58 Jahre alt, ist in Stettlen aufgewachsen. Der BDP-Politiker ist verheiratet und hat drei Töchter. In seiner Freizeit macht Hess viel Sport – und geht gerne zur Jagd.