Neues Buch von Bruno Maurer zeigt den Bolliger Alltag vor 750 Jahren
Geschichte besteht für Bruno Maurer nicht nur aus Jahreszahlen – sondern auch aus Geschichten und Erzählungen.
Bruno Maurer hat bereits sein drittes Buch über Bolligen geschrieben. Das neueste heisst «Ds Läbe i üsere Gmeind». Darin erzählt Maurer Geschichten aus den vergangenen 750 Jahren in Bolligen. Die Illustrationen dazu hat er selbst gezeichnet.
Auf seinem Balkon spricht der 74-jährige Bolliger bei einem Kaffee darüber, wie seine Leidenschaft fürs Schreiben entstand – und was ihn an Geschichte besonders interessiert.
Nau.ch: Wann und warum haben Sie Ihr erstes Buch geschrieben?
Ich hatte mein ganzes Leben lang mit Zahlen, Bilanzen oder Devisenkursen zu tun – ich war Banker. Als ich 2004 pensioniert wurde, war mir aber nach etwas anderem, nach Buchstaben, Wörtern, Sätzen und Geschichten.
Die ersten Bücher, die ich geschrieben habe, waren nicht über Bolligen. Ich war lange Sammler von militärischen Kopfbedeckungen. Über die Jahre habe ich eine Sammlung von 750 Kopfbedeckungen angelegt, darunter waren auch religiöse Kopfbedeckungen oder spezielle Kopfbedeckungen wie die der Garde in Rom. Über diese Kopfbedeckungen habe ich geschrieben, über ihre Geschichte und Entwicklung und über ihre Besonderheiten.
Nau.ch: Wie kamen Sie dann darauf, Bücher über die Menschen und Geschichte in Bolligen zu schreiben?
Nahe dem Ort, wo ich aufgewachsen bin, hat Prof. Dr. Grünthal gelebt. Er war ein deutscher Jude, der noch vor dem Zweiten Krieg nach Bolligen zog. In der Waldau hat er die Gehirne toter Patienten untersucht, um nach Auslösern für deren Krankheit zu suchen. Das war der Ursprung für das Buch. Ich begann zu recherchieren und das, was ich herausgefunden habe, hat mich fasziniert. Ich schrieb Grünthals Leben in einer Kurzbiografie auf.
Doch Grünthal ist nicht die einzige bekannte Person, die mit Bolligen verbunden ist. Es gibt noch mehr, zum Beispiel Ursula Andress oder Fabian Cancellara. Ich kam auf die Idee, Kurzbiografien von 30 bekannten Bolligerinnen und Bolligern zu schreiben. Und so entstand das erste Buch «Persönlichkeiten der Einwohnergemeinde Bolligen».
Nau.ch: Und dann kamen noch zwei Bücher dazu…
Genau. Für das zweite Buch habe ich meine damaligen Schulkolleginnen und Schulkollegen gefragt, ob sie mir nicht eine Geschichte von früher erzählen könnten. Eine, die sie heute noch ihren Enkeln erzählen. Dabei sind 30 Geschichten zusammengekommen.
Und im neuesten Buch versuche ich nun, in 15 Kapiteln den Alltag der Bolligerinnen und Bolligern in den letzten 750 Jahren zu beschreiben.
Nau.ch: Was fasziniert Sie an Geschichte?
Schon in der Schule hat mir das Fach gefallen. Die blossen Jahreszahlen auswendig zu lernen, fand ich aber immer eintönig. Denn Geschichte besteht für mich nicht nur aus Fakten, sondern eben auch aus Geschichten und Erzählungen.
Im Buch zeige ich den Alltag der Bolligerinnen und Bolliger vor hunderten Jahren – ohne hundertprozentig zu wissen, ob es tatsächlich so war. Doch ich denke, die Welt war schon damals wie auch heute geprägt von Hass, Neid, Missgunst aber auch von Liebe, Zuneigung und Hilfe. Ich erzähle die Geschichte vom Schulmeister, der Mühe hat, dass die Kinder überhaupt in die Schule kommen, oder vom nun Mittellosen, der im 30-jährigen-Krieg alles verlor.
Nau.ch: Wie kamen Sie auf die Idee für das neue Buch?
Ein Freund von mir hat mir ein kleines Bild gezeigt, das er besitzt. Das Bild zeigt Männer in Rüstung vor einem burgähnlichen Gebäude. Darunter steht: «Treffen der Grafen von Kyburg mit dem Herzog von Savoyen in Bolligen, eine Stunde von Bern». Ich habe Recherchen angestellt und herausgefunden, dass es diese Burg wohl nie gegeben hat – das Treffen aber sehr wohl. So fängt auch das Buch an, mit den Vorbereitungsarbeiten für die Ankunft der edlen Herren im Mattenhof. Der Rest hat sich dann so ergeben.
Nau.ch: Warum sollte man wissen, was früher in Bolligen passiert ist?
Bolligen ist kein besonderes Dorf. Das, was hier passiert ist, ist wohl überall passiert. Aber das, was passiert ist, ist allgemeingültig für die Menschheit. Wenn die Menschheit nicht fähig ist, aus der Vergangenheit ihre Schlüsse zu ziehen, dann bekommen wir Probleme. Wir Menschen fallen dann immer wieder in alte Muster zurück.
Nau.ch: Was gefällt Ihnen an Bolligen?
Mein Name ist in Bolligen fast 200 Jahre zurück verfolgbar. Bolligen ist meine Heimatgemeinde, ich bin hier aufgewachsen, hatte eine schöne Jugend und bin hier in die Schule gegangen. Ich finde schön, dass Bolligen nahe an der Stadt und trotzdem auf dem Land ist. Bolligen ist überschaubar und eine angenehme Gemeinde.
Nau.ch: Kommt bald ein nächstes Buch?
Ideen sind da, aber ich möchte nicht zu viel verraten.
«Ds Läbe i üsere Gmeind», zu erhalten im Dorfbeizli, Kirchstrasse 11 in Bolligen, im Bistro, Dorfmärit 19 in Bolligen und im Buchcafé „Déjà-lu“, Kirchstrasse 9 in Bolligen.