Bibliotheken-Präsident Thomas Marti sieht Bibliotheken durch Digitalisierung nicht bedroht
Thomas Marti sieht zwar die Veränderung durch die Digitalisierung – steigende Besucherzahlen zeigen aber die Wichtigkeit von konsumfreien Begegnungszonen.
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Nau.ch: Wie lange leben Sie schon in Köniz?
Thomas Marti: 2005 bin ich mit meiner Familie hierhergezogen. Aufgewachsen bin ich in Rüeggisberg, habe aber das Gymnasium in Köniz besucht.
Was gefällt Ihnen an Köniz?
Ich finde Köniz eine grossartige Gemeinde, weil es hier einen urbanen und dennoch einen sehr grossen ländlichen Teil gibt. Trotz der Nähe zu Bern lässt es sich in Köniz auch sehr gut leben, ohne in die Stadt zu fahren.
Meine Lieblingsorte wie etwa den Liebefeld Park, den Gurten oder das Köniztal erreiche ich alle innerhalb von nur zehn Minuten. Das finde ich fantastisch.
Wie haben Ihnen Ihre fünf Jahre als Gemeindeparlamentarier gefallen?
Eigentlich gut, aber gegen Ende meiner Amtszeit habe ich mir mit dem Engagement in der Geschäftsprüfungskommission und verschiedenen Vereinen nebst Job und Familie zu viel zugemutet. Daher bin ich dann auch Ende 2018 zurückgetreten.
Optimalerweise konnte meine GLP-Co-Präsidentin Sandra Röhtlisberger für mich ins Parlament nachrutschen. In meiner Anfangszeit im Parlament hat mich vor allem beeindruckt, dass trotz der Grösse gute Diskussionen möglich sind. Die Parlamentarier hören einander zu und gehen auch aufeinander ein.
Was sehen sie als Ihren grössten Erfolg in Ihrer Zeit im Gemeindeparlament?
Die Annahme der Ortsplanungsrevision. Gerade wenn man sieht, wie andere Gemeinden bei diesem Thema Mühe haben. Das wird die Könizer Entwicklung weiterbringen.
Bei welchem aktuellen Könizer Thema sehen Sie Handlungsbedarf?
Die Gemeinde ist grundsätzlich gut unterwegs. Aber natürlich findet sich immer noch etwas, dass man verbessern kann.
In Köniz sind meiner Meinung nach zu weinig Leute aus der Wirtschaft politisch aktiv. Dies empfinde ich als ein Problem. Auch ich bin nicht Gewerbler, sondern in der Verwaltung tätig.
Allgemein wird die Berner Agglomeration immer ein schwierigeres Pflaster für's Gewerbe. Gerade kleinere Gewerbebetriebe werden in Zukunft noch mehr Mühe haben, an zentralen Lagen bezahlbare Räume zu finden.
Sie werden zum Beispiel zugunsten von Wohnungen verdrängt werden. Das ist sicher ein Thema, das man angehen muss. Darum habe ich mich auch sehr über die Parkkarten für Gewerbler gefreut. So kann ihnen das Arbeiten erleichtert werden.
Wie lange sind Sie schon politisch interessiert?
Eigentlich schon immer. Mit 20 Jahren durfte ich die 1.-August-Rede in Rüeggisberg halten. Da war ich sehr stolz. Seither haben sich meine Ansichten natürlich auch ein wenig verändert.
Ich konnte mich zum Beispiel lange nicht für eine Partei entscheiden, weil keine wirklich gepasst hat. Erst bei der GLP hat es dann gepasst.
Ich war sehr froh, als Sie dann 2009 hier in Köniz angekommen sind. Die Grünliberalen Köniz wurden übrigens hier im Liebefelder Restaurant Schichtwechsel gegründet. Und 2011 bin ich dann selbst in die Partei eingetreten.
Eine Ihrer Vereinstätigkeiten ist das Präsidialamt der Bibliotheken Köniz. Lesen Sie gerne?
Ich lese sehr gerne. Ich gebe zu, dass ich vorwiegend Krimis lese. Momentan lese ich aber einen Roman: «Königskinder» vom Schweizer Autor Alex Capus.
Was genau ist Ihre Aufgabe als Bibliotheken-Präsident?
Der Vorstand ist für die strategische Ausrichtung der vier Bibliotheken-Standorte in Köniz zuständig. Und auch für Personal-Entscheidungen, wie etwa die Wahl des Bibliotheksleiters. Und als Präsident übernehme ich noch mehr organisatorische Aufgaben.
Sehen Sie Bibliotheken durch die Digitalisierung bedroht?
Natürlich verändert die Digitalisierung auch die Bibliotheken-Szene. Aber als bedroht würde ich Bibliotheken nicht bezeichnen.
Zwar verzeichnen wir konstant sinkende Ausleihungszahlen. Dagegen steigen aber die Besucherzahlen.
Bibliotheken werden immer mehr als konsumfreie Begegnungszone geschätzt – und haben daher auch ihre Daseinsberechtigung.