Könizer Organist Elie Jolliet kämpft mit Bach gegen Corona
«Aus Musik lässt sich Kraft schöpfen», ist Elie Jolliet überzeugt. Und kämpft darum mit wöchentlichen Online-Konzerten gegen die Eintönigkeit des Lockdowns an.
Seit über fünf Wochen ist die Schweiz im Lockdown. Seitdem zeigen sich die Bürgerinnen und Bürgern ungemein solidarisch. «Jeder hilft jedem» scheint das Motto. Auch Elie Jolliet hat sich dem Kampf gegen Corona verschrieben – ganz auf seine Weise.
Der 25-Jährige ist bei der Kirchgemeinde Köniz als Kirchenmusiker angestellt. Da Gottesdienste aber wie auch alle anderen Veranstaltungen bis auf weiteres abgesagt sind, hat der Organist einen anderen Weg gefunden, wie er den Könizern mit seiner Musik in dieser Zeit Trost spenden kann.
«Aus Musik lässt sich sehr viel Kraft schöpfen – gerade auch in der aktuellen Situation», so Jolliet. Zudem ermögliche sie es uns, Stimmungen und Emotionen zu reflektieren, die wir sonst nicht in Worte fassen könnten.
Seit dem Lockdown spielt er jeden Mittwochabend um 20.05 Uhr live aus der reformierten Kirche Köniz. Jede Woche lässt er ein anderes, grosses Werk Johann Sebastian Bachs erklingen. Auch heute Abend können ihn seine Fans die «Triosonate in Es-Dur (BWV 525)» über seinen Youtube- und Instagram-Kanal spielen hören.
«Wöchentlichen Fixpunkt»
In seinen Konzerten sieht Jolliet aber auch einen pragmatischen Nutzen: Sie geben ihm und seinen Hörern einen «wöchentlichen Fixpunkt», während sonst die Tage unterschiedslos ineinander überfliessen. «Ich habe viele positive Rückmeldungen erhalten und merke auch bei mir selbst, dass ich meine Tage von Wochenmitte zu Wochenmitte und von Konzert zu Konzert aufgliedere.»
Dabei könne der Organist die freie Zeit eigentlich ganz gut gebrauchen. «Es gibt einige längerfristige Arbeiten, mit denen ich mich endlich beschäftigen kann.» Auch sonst sieht er viele positive Auswirkungen.
Natürlich gäbe es sehr viele negative und tragische Aspekte durch das Corona-Virus und den Lockdown, so Jolliet. «Allerdings sehe ich, wie die Leute viel bewusster unterwegs sind. Etwa beim Reisen und Einkaufen. Ich würde mir wünschen, dass die Schweizer das auch nach der Aufhebung des Lockdowns beibehalten würden.»
Ab nächster Woche werden Schritt für Schritt Lockerungen eingeführt. Doch ans Aufhören denkt Jolliet noch lange nicht: «Ich werde damit weitermachen, bis die letzten Massnahmen aufgehoben sind und wir wieder normal leben können.» Mit ungefähr 220 von Bach komponierten und noch erhaltenen Orgelwerken dürfte Jolliet das Material für seine Konzerte sicher nicht so bald ausgehen.