Hiller: «Von der Verdichtung her werden wir immer mehr zur Stadt»
In Meilen stehen mit der Gemeindeversammlung und der Urnenabstimmung im September gleich zwei wichtige politische Themen an. Christoph Hiller dazu im Interview.

Nau.ch: Mit welcher Metropole würden Sie Meilen vergleichen?
Christoph Hiller: Ganz sicher mit keiner Metropole. Wir sind zwar der Bezirkshauptort und haben knapp 15'000 Einwohner, aber wir wollen bewusst ein Dorf sein mit intaktem Dorfleben.
Nau.ch: Was sind die wichtigsten Pendenzen der Gemeinde?
Christoph Hiller: Unsere grösste Pendenz ist der Umgang mit dem Coronavirus, das uns jedoch nicht mehr beschäftigt als andere Gemeinden. Besonders aktuell in Meilen ist die Bau- und Zonenordnung, die wir auf einem langen Weg vorbereitet haben.
Nau.ch: Diese wird Thema der Gemeindeversammlung.
Christoph Hiller: Genau, und zwar legt sie für die nächste Generation die Rahmenbedingungen fest, wie man im Siedlungsgebiet baut. Ein anderes aktuelles Thema ist die Entwicklung im Dorf mit Dorfplatz und Strasse, die saniert werden müssen. Und: die Entwicklung der Wacht Obermeilen.

Nau.ch: Zurück zu Covid-19: Welche Corona-Massnahme würden Sie in Ihrer Gemeinde gerne ändern?
Christoph Hiller: (Überlegt lange) Die Maskenpflicht im öffentlichen Raum wird immer wieder diskutiert. Ich selber trage auch nicht gerne eine Maske. Wenn es möglich ist, dass man mit einer Pflicht im öffentlichen Raum weniger Angst vor einer Ansteckung hat und so wieder schneller zum Alltag zurückkommt, würde sich diese Massnahme lohnen.
Nau.ch: Kommen wir zur Urnenabstimmung am 27. September zur Schulanlage Allmend.
Christoph Hiller: Vor zehn Jahren hatten wir in Meilen rund 1'000 Schüler, mittlerweile sind es 1'500. Das ist schön, weil es zeigt, dass wir noch immer viele junge Familien haben und nicht zur Schlafgemeinde werden. Aber wir haben die Herausforderung, für diese Schüler passenden Schulraum zu finden. Bisher waren wir immer gerade rechtzeitig, jetzt brauchen wir den neuen Pavillon, um nicht plötzlich zu wenig Klassenräume zu haben.
Nau.ch: Um den Schulkredit kommt man nicht herum?
Christoph Hiller: Ja, er ist zwingend notwendig. Der Pavillonkredit beträgt 6 Millionen Franken und dieser sollte gut 10 Jahre halten, was für uns sehr vertretbar ist.
Nau.ch: Die Gemeinde hat in der Jahresrechnung flüssige Mittel von 24 Millionen Franken ausgewiesen. Dann fallen diese 6 Millionen kaum auf in Meilen…
Christoph Hiller: Es stimmt natürlich, dass wir wie andere Gemeinden im Bezirk finanziell ein gewisses Polster haben und uns solche Bauten leisten können. Wir haben jedoch nicht endlos Mittel, und sind bedacht, dass wir keine unnötigen Ausgaben tätigen. Den Finanzhaushalt führen wir immer mit dem Wissen, dass wir etwas haben für schlechtere Zeiten.

Nau.ch: Der grösste Punkt am 14. September wird die Bau- und Zonenordnung sein. Was sagen Sie zu den Gegnern, die wegen verbauten Aussichten reklamieren?
Christoph Hiller: Die Entwicklung kann man nicht stoppen, es gibt heute Häuser in Meilen, die früher Seesicht hatten und jetzt nicht mehr. Wir wollen die Gemeinde massvoll entwickeln und haben mit der neuen Bau- und Zonenordnung vor allem auf innere Verdichtung und Erholungsraum im Äusseren gesetzt.
Nau.ch: Sie sprechen vom inneren Verdichten, sehen ein, dass man die Entwicklung nicht stoppen kann aber wollen gleichzeitig aus Meilen keine Stadt machen. Ist das langfristig überhaupt realistisch?
Christoph Hiller: Dieses Dilemma haben wir natürlich. Alleine von der Verdichtung her werden wir immer mehr zur Stadt. Es ist aber unsere Herausforderung, eine Gemeinde zu bleiben, wo man sich Grüezi sagt, ein intaktes Dorfleben hat und aufeinander schaut.

Nau.ch: Wie setzten Sie das konkret um?
Christoph Hiller: Dass wir trotz dieser Verdichtung und der steigenden Bevölkerungszahl mit sportlichen und kulturellen Veranstaltungen etwas bieten können, wo man auch dem Gewerbe die Möglichkeit gibt, Geschäfte zu betreiben und Arbeitsplätze zu schaffen. Das braucht alles Rahmenbedingungen, die Bau- und Zonenordnung. So können wir ein Angebot machen, das gebaucht wird, damit wir nicht verstädtern, sondern eine Gemeinde bleiben.
Nau.ch: Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für eine so grosse Versammlung?
Christoph Hiller: Die Bau- und Zonenordnung war ein langer Prozess. Seit März ist die Vorlage Abstimmungsreif. Natürlich ist momentan eine ungünstige Zeit für eine grosse Gemeindeversammlung, aber wir können diese nicht einfach willkürlich verschieben.
