Jörg Stüdeli Küsnacht: «Es ist nicht alles Gold was glänzt»

Jörg Stüdeli
Jörg Stüdeli

Goldküste,

Der Präsident der Grünen Küsnacht Jörg Stüdeli schreibt in seinem Gastbeitrag über die Tätigkeiten des Gemeinderats und macht sogleich Verbesserungsvorschläge.

Jörg Stüdeli Küsnacht
Jörg Stüdeli Küsnacht - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Stüdeli findet, Küsnacht hätte viel Potential für Solarstrom.
  • Über 100 andere Gemeinden im Kanton würden einen höheren Solar-Wert aufweisen.
  • Die Grünen begrüssen die Gipfelstürmer, welches ein Pionierprojekt sei.

Die vierjährige Amtszeit des Gemeinderats neigt sich langsam ihrem Ende entgegen. Vieles ist in Küsnacht gut gelaufen, gleichwohl gibt es auch Verbesserungspotenzial. Hier ein paar Beispiele:

Auf den Dächern von Küsnacht liegt nach wie vor sehr viel solares Potenzial brach. Dabei ist der unverzügliche Ausbau von Solarstrom für die Energiewende und den Klimaschutz unverzichtbar. Wir brauchen den Solarstrom für den Ausstieg aus Erdöl und Erdgas und für den Ausbau der Elektromobilität.

solar
solar - keystone

Das einheimische Gewerbe profitiert von diesem Solarstrom-Ausbau, die Wertschöpfung bleibt in der Region, die Bevölkerung profitiert von verbesserter Luftqualität. Doch gemäss der aktuellsten Erhebung des Kantons Zürich liegt Küsnacht bei der installierten Photovoltaik (PV) je Einwohnerin und Einwohner in der zweitschlechtesten von fünf Kategorien, mehr als 50 Gemeinden im Kanton Zürich weisen einen deutlich besseren Wert auf.

Gemäss einer Statistik vom WWF betrug die Ausnützung der PV-Potenzials auf Küsnachter Dächern im Jahr 2019 erst 1,31%. Weit über 100 Gemeinden im Kanton Zürich weisen eine höhere Ausnützung als Küsnacht auf.

Deshalb hat in der zweiten Hälfte Februar eine breit abgestützte Gruppe von 16 Personen, darunter auch der Unterzeichnende, dem Gemeinderat eine Anregung für eine Solarstrom-Offensive unterbreitet mit dem Ziel: „Küsnacht strebt zukünftig eine Führungsrolle auch im Solarbereich an.“ Dies dürfte den Zielen einer Energiestadt Gold entsprechen.

Ebenso steht der Ausstieg aus dem Erdgas vor der Tür. Für die Erreichung des CO2-Netto-Null-Ziels führt kein Weg daran vorbei. Die beiden Energiestädte Gold Winterthur und Rüti haben den Ausstieg aus dem Erdgas in Angriff genommen.

Die Grünen Küsnacht haben dieses Ziel der Energie- und Naturschutzkommission Küsnacht unterbreitet, doch es wurde abgelehnt. Eine Vorwärtsstragie für diesen Ausstieg könnte für die Werke am Zürichsee eine Chance sein, indem sie sukzessive ihr technisches Knowhow in Richtung erneuerbarer Energien (Solar, Wärmepumpe etc.) weiterentwickelt. Kurzfristig geht es jetzt darum, die beträchtlichen finanziellen Hürden beim Wechsel auf eine erneuerbare Heizung zu eliminieren.

Gipfelstürmer Zero Waste
Für die Umwelt: Das Gipfelstürmer Programm in Küsnacht - zVg

Die Grünen begrüssen hingegen, dass in Küsnacht das Gipfelstürmer-Programm angeboten wird, dies ist eine Pionierleistung. Das Gipfelstürmer-Programm bietet massgeschneiderte Workshops an, um zusammen mit der Gemeinde und der Bevölkerung neue lokale Beispiele für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft zu schaffen. Zum Thema Biodiversität hat der Regierungsrat bestätigt, dass davon auszugehen ist, dass zwischen 1989 und 2016 auch im Kanton Zürich die Biomasse der Fluginsekten um rund 75% abgenommen hat. Ohne verstärkte Gegenmassnahmen wird sich diese gefährliche Entwicklung fortsetzen. Um dies zu verhindern, haben Gabi Lerch und der Unterzeichnende im Dezember 2020 einen Workshop zu den Themen „Förderung der Biodiversität im Siedlungsraum“ sowie „Baumschutz und Förderung von Baumpflanzungen im Siedlungsraum“ beim Gipfelstürmer-Programm angeregt. Leider haben die Verantwortlichen des Gipfelstürmer-Programms einen Workshop zu diesen Themen abgelehnt. Nun werden wir dieses zentrale Thema auf anderem Weg verfolgen.

Erste Priorität hat die Sicherung der vorhandenen öffentlichen Grünflächen im Siedlungsgebiet wie bei der „Zwingliwiese“ und beim „Areal Wangensbach.“ Aus unserer Sicht ist es kulturhistorisch nicht nachvollziehbar, dass auf dem Areal Wangensbach alle Rebstöcke entfernt worden sind. Wir haben bisher erfolglos angeregt, wieder Reben anzupflanzen.

Geradezu überrascht bin ich über die angestrebte Verkleinerung des Gemeinderats: Das Vorgehen des Gemeinderats entspricht mehr einer militärischen Befehlsausgabe als dem üblichen demokratischen Prozess. Man wird mit Schlagworten wie „agilere Führung“ abgespeist. Auf eine Vernehmlassung wurde verzichtet, ebenso auf eine Vorabinfo für die Bevölkerung. Fragt sich, wie der Gemeinderat diese Abstimmung gewinnen will. Die Grünen treten mit Nachdruck gegen diesen Demokratie-Abbau an. Und wir sind zuversichtlich, dass wir diesen Abstimmungskampf nicht allein führen werden.

Kommentare

Weiterlesen

Gipfelstürmer Zero Waste

Mehr aus Agglo Zürich

Kolumne Bigler
153 Interaktionen
Asylunterkunft Zumikon
2 Interaktionen