Belps Feuerwehr-Kommandant: «Milizsystem nicht mehr erträglich»

Gina Krückl
Gina Krückl

Gürbetal,

Als Belper Kommandant setzt sich David Nussbaum für die Feuerwehren-Fusion ein. Ihm ist es wichtig, seine Leute zu entlasten – damit sie weiter helfen können.

David Nussbaum
David Nussbaum ist seit über 20 Jahren bei der Feuerwehr. - Nau.ch

2020 fusionieren die vier Feuerwehren Belp, Kehrsatz, Togeka und Wald-Niedermuhlern. Dies soll insbesondere die Kader entlasten. Die neue Regio-Feuerwehr wird ihre Zentrale in Belp und weitere Magazine auf dem Belpberg, in Kehrsatz, Toffen und Wald haben. Eine der treibenden Kräfte hinter der Fusion ist David Nussbaum.

Nussbaum lebt seit seiner Kindheit im unteren Gürbetal. 1998 schloss er sich der freiwilligen Feuerwehr in Kehrsatz an und ist mittlerweile der Kommandant der Feuerwehr Belp.

Der Gang zur Feuerwehr war für ihn damals selbstverständlich: «Als Bauer ging man früher einfach zur Feuerwehr. Mein Vater war ein Bauer, also wurde ich Feuerwehrmann.»

Nussbaums Vernetzung hilft der Fusion

Dass er in der Region aufgewachsen ist, kommt ihm bei seiner Milizarbeit zu Gute. «Ich bin sehr gut vernetzt. Ich kenne im unteren Gürbetal viele Personen, insbesondere natürlich die Feuerwehrleute», so Nussbaum. Mit einigen von ihnen ging er sogar zur Schule – und kann jetzt während der Fusion vermitteln.

Die Milizfeuerwehren stossen seit Jahren an ihre Grenzen. Die Zahl der Einsätze steigt tendenziell, während die der Freiwilligen kontinuierlich sinkt. Sind die Feuerwehrleute aber überfordert, kann das im Einzelfall fatale Folgen haben.

David Nussbaum
David Nussbaum - Nau.ch

Bei Einsätzen muss die Feuerwehrleute nicht nur physisch, sondern gerade auch psychisch topfit sein. «Daher ist es mir wichtig, meine Leute zu kennen. Damit ich bei einem Einsatz ihre aktuelle Verfassung einschätzen kann.»

Jährlich 1300 Stunden Arbeit

Eines der Hauptgegenargumente der Fusions-Kritiker ist das jährliche Budget von 1,55 Millionen Franken. «Natürlich steigert eine Professionalisierung des Kommandos die Kosten. Bei den hiesigen Regio-Feuerwehren ist das Milizsystem so aber nicht mehr erträglich.» Nussbaum opfert der Feuerwehr jährlich rund 1300 Stunden – Vor- und Nachbereitungen meist nicht eingeschlossen.

Der Kommandant war auch schon selbst auf die Hilfe von Notfallorganisationen angewiesen. Nach einem schweren Unfall mit heissem Öl landeten seine Frau und zwei Kinder auf der Intensivstation. Mittlerweile geht es ihnen wieder gut – auch dank dem schnellen Eingreifen der Ersthelfer. «Wenn man sie mal selbst braucht, ist man froh, dass es die freiwilligen Helfer gibt.»

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