In Basel entsteht ein Seminarzentrum für Reichsbürger
In einem Basler Seminarzentrum sollen künftig vermehrt Redner mit Bezügen zur Szene der Staatsverweigerer auftreten. Ein Sekten-Experte warnt.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Gemeinde Hölstein in Basel-Landschaft sorgen neue Seminare für Wirbel.
- Auf dem Leuenberg treten Anhänger der Reichsbürger-Szene auf.
- Diese Entwicklung gibt es auch an anderen Orten in der Deutschschweiz.
«Wenn der Leuenberg zu einer Basis der Verbreitung von Staatsverweigerungslehren würde, wäre das hochproblematisch.» Sekten-Experte Georg Schmid warnt gegenüber dem «Tagesanzeiger» vor dem Seminarhotel Leuenberg in der Nähe von Basel.
Dort gibt es nämlich neue Seminar-Veranstalter. Und diese sind eng in der Reichsbürger-Szene vernetzt. Sie lehnen den Staat ab und wollen diesen teilweise auch aktiv bekämpfen.
Ursprünglich war auf dem Leuenberg ein Flüchtlings-Zentrum vorgesehen. Nun kommt es anders: Nach dem Verkauf sind stattdessen zahlreiche esoterische Referate mit Bezügen zur Szene der Staatsverweigerer geplant.
Germanische Medizin und Ufo-Experte
Im Mai soll etwa eine Vertreterin von «Wissen schafft Freiheit (WSF)» auftreten. Die Bewegung gilt als demokratie- und fortschrittsfeindlich, verschwörungsideologisch, rassistisch und antisemitisch. Auf dem Leuenberg wird es ein Referat zu Heilkräutern und der «Germanischen neuen Medizin» geben.
Einen Monat später ist eine Mittsommer-Feier nach germanischer Tradition angesagt. Hier kann man etwa Beilwerfen und Bogenschiessen. Solche Feiern sind bei Rechtsextremen weit verbreitet.
Zudem soll Ufo-Experte Erich von Däniken zum Thema «Besuch der Ausserirdischen» referieren. Auch die «World Foundation for Natural Science» bekommt einen Auftritt. Eine Organisation, die für ihre esoterischen und sektiererischen Züge bekannt ist.
Es gibt immer mehr solche «Begegnungszentren»
Sekten-Experte Schmid warnt, dass diese Entwicklung auf dem Leuenberg exemplarisch sei für die Deutschschweiz. Laufend entstünden solche Begegnungszentren.
Die Gesellschaft könne zwar eine überschaubare Zahl von Menschen mit querulantischen Thesen gut wegstecken. Aber: «Die Problematik wird durch deren wachsende Zahl immer gravierender.»
Der Mann, der die Staatsfeinde-Seminare auf dem Leuenberg organisiert, war bis vor kurzem mitverantwortlich für ein «Begegnungszentrum» in Aarau. Bereits dort fanden mehrere Reichsbürgerveranstaltungen statt.
Schwarze Zahlen dank Seminaren?
Die aktuellen Verantwortlichen des Leuenbergs wehren sich. Ihr einziges Ziel sei, durch das Abhalten von Seminaren möglichst schnell in die schwarzen Zahlen zu kommen. «Wir sind ideologisch, religiös und politisch völlig unabhängig», so der Medienverantwortliche Leo Gschwind zu der Zeitung.
Der Leuenberg übernehme keine Verantwortung für die Gesinnung von Kursanbietern. Man identifiziere sich nicht mit den Inhalten. Auch die Gemeinde Hölstein äussert sich nicht zur Thematik. Man habe keine vertieften Einblicke in die Pläne des Leuenbergs.
