Klima- und Energiestrategie Luzern: Bilanzdaten 2023 sind da
Im Herbst 2022 hat die Stimmbevölkerung die Klima- und Energiestrategie der Stadt Luzern klar angenommen. Nun liegt die Erfolgskontrolle für das Jahr 2023 vor.
Wie die Stadt Luzern schreibt, verfolgt sie seit mehr als 20 Jahren eine ambitionierte Klima- und Energiepolitik.
Mit Annahme der Klima- und Energiestrategie im Herbst 2022 hat sich die Stadtluzerner Stimmbevölkerung für eine Weiterführung und Intensivierung dieser Politik ausgesprochen.
Unter anderem sollen die energiebedingten Treibhausgasemissionen bis 2040 auf null gesenkt werden. Spätestens ab 2045 soll zudem kein Atomstrom mehr bezogen werden. Gleichzeitig ist die Produktion von Solarstrom bis 2050 massiv auszubauen.
Jährlich wiederkehrend erstellt die Stadt Luzern eine Energie- und Klimabilanz. Sie liefert Antworten auf die Frage, ob die Stadt betreffend Zielerreichung auf Kurs ist. Untenstehend finden sich Informationen samt Grafiken zu den drei wichtigsten Zielen.
Ziel 1: Kein Bezug von Atomstrom ab 2045
Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima und aufgrund der ungelösten Entsorgungsfrage nuklearer Abfälle hat die Stadt Luzern bereits Ende 2011 den Atomausstieg per 2045 beschlossen. Damals belief sich der Anteil Atomstrom am Stromverbrauch auf Stadtgebiet auf rund 60 Prozent.
Die Zahlen aus der neusten Erfolgskontrolle zeigen: Der Anteil Atomstrom hat sich bis 2023 auf 20 Prozent reduziert. Der wegfallende Atomstrom wurde grösstenteils mit Strom aus Wasserkraft ersetzt.
Einen grossen Einfluss auf die Zusammensetzung des Stroms hat der sukzessive Ausstieg des städtischen Energiedienstleisters EWL Energie Wasser Luzern aus Bezugsrechten von Atomstrom. Seit 2020 bietet EWL ihren Privatkunden überhaupt keine Atomstromprodukte mehr an. Das führte in den Jahren 2020 und 2021 zu einer deutlichen Verringerung des Atomstromanteils.
Ebenfalls erfreulich: Nicht nur bei der Zusammensetzung des Stroms, sondern auch beim Stromverbrauch konnten Verbesserungen erzielt werden. Seit 2010 hat der Stromverbrauch in der Stadt Luzern um etwa 10 Prozent abgenommen. Weil gleichzeitig die Bevölkerung zunahm, beträgt die Abnahme des Stromverbrauchs pro Kopf sogar rund 20 Prozent.
Ziel 2: Die Produktion von Solarstrom soll bis 2050 massiv ausgebaut werden
Wenn zukünftig im grossen Stil Öl- und Gasheizungen durch Wärmepumpen und Verbrennungs- durch Elektromotoren ersetzt werden, braucht es mehr Strom aus erneuerbaren Quellen. Auch müssen die verbleibenden 20 Prozent Atomstrom in der Stadt Luzern durch erneuerbaren Strom ersetzt werden.
Einen möglichst grossen Anteil davon will die Stadt Luzern auf ihrem Gemeindegebiet produzieren. Deshalb soll bis 2050 die Produktionskapazität für Solarstrom in der Stadt gegenüber 2020 um einen Faktor 18 auf 180 Megawatt-Peak (MWp) ausgebaut werden.
Davon ist man noch weit entfernt: Ende 2023 waren in der Stadt Luzern Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 17.3 MWp installiert. Dies entspricht einer Fläche von etwa 80'000 Quadratmetern oder 11 Fussballfeldern. Damit können immerhin knapp 4 Prozent des Stromverbrauchs der Stadt Luzern produziert werden.
Beim Ausbau der Photovoltaik geht die Stadtverwaltung mit gutem Beispiel voran. Bis 2035 sollen alle dafür geeigneten Dachflächen im Besitz der Stadt mit Photovoltaikanlagen bestückt werden. Ende Oktober wurde die Anlage auf dem Stadtarchiv mit einer Leistung von 41 Kilowatt-Peak (kWp) in Betrieb genommen. Derzeit entsteht auf dem Haus der Informatik eine Anlage mit 73 kWp. Im Frühjahr 2025 folgen weitere Anlagen, darunter eine 148-kWp-Anlage auf dem Schulhaus Matt und eine 30-kWp-Anlage auf dem Stadthaus.
Ziel 3: Reduktion der energiebedingten Treibhausgasemissionen bis 2040 auf null
Ob aus Öl- und Gasheizungen, Benzin- und Dieselmotoren oder Flugzeugtriebwerken: Die Schweizer Bevölkerung produziert viel zu viel CO2 und andere klimaschädliche Treibhausgase. Die Stadt Luzern will mit gutem Beispiel vorangehen und die Treibhausgasemissionen aus Energieanwendungen auf Stadtgebiet bis 2040 auf null reduzieren.
Im Jahr 2023 betrug der Wert 4.20 Tonnen CO2 pro Kopf. Gegenüber dem Jahr 2000 entspricht dies einer Abnahme um etwa 40 Prozent. Insbesondere der CO2-Ausstoss von Öl- und Gasheizungen konnte in den vergangenen zwei Jahrzehnten um etwa die Hälfte reduziert werden. Unter anderem, indem fossile Heizungen vermehrt durch komplett erneuerbare Heizungen wie Wärmepumpen ersetzt wurden.
Dagegen blieben die Treibhausgasemissionen des Verkehrs (inklusive Flugverkehr) in den letzten Jahren bis auf die Corona-Jahre 2020 und 2021 recht konstant. Doch auch hier kommt Bewegung in die Sache: 2022 haben die Stadtluzerner erstmals mehr neue Personenwagen mit voll- oder teilelektrischen Antrieben als neue mit konventionellen Benzin- oder Dieselmotoren gekauft.
Auch hier übernimmt die Stadtverwaltung eine Vorreiterrolle. Die verbleibenden Öl- und Gasheizungen in städtischen Liegenschaften sollen bis 2035 durch erneuerbare Alternativen ersetzt werden. Ebenso werden bei Neubeschaffungen von Fahrzeugen, wenn immer möglich, erneuerbare Antriebssysteme bevorzugt.
Erste umfassende Zwischenbilanz wird 2026 gezogen
Zu den neuesten Zahlen der städtischen Energie- und Treibhausgasbilanz sagt Marco Baumann, Umwelt- und Mobilitätsdirektor: «Über die letzten Jahre konnten wir bei sämtlichen Zielen deutliche Fortschritte verzeichnen. Um unsere Ziele zu erreichen, braucht es allerdings noch eine markante Beschleunigung. Dafür müssen alle Beteiligten am gleichen Strick ziehen – Privatpersonen, die Wirtschaft und die öffentliche Hand.»
Die Stadtverwaltung setzt zurzeit die 32 beschlossenen Massnahmen aus der Klima- und Energiestrategie um. Eine umfassende Zwischenbilanz zum Stand der Massnahmenumsetzung und der Zielerreichung wird voraussichtlich 2026 in einem Reportingbericht gezogen.