Interview: Personalvermittlerin Pascale Tiefenbach aus Muri-Gümligen
Das Corona-Interview-Domino auf Nau.ch. Pascale Tiefenbach, Personalvermittlerin in Muri-Gümligen wurde nominiert von Roman Bühler, Manager der Mobiliar-Arena.
Wie hast du die Ausnahmesituation bisher erlebt?
Pascale Tiefenbach: Eine sehr einschneidende Entscheidung des Bundesrates war die sofortige Schulschliessung. Wir mussten innerhalb eines Wochenendes die Betreuung und das Homeschooling unserer Tochter von Montag bis Freitag – sie besucht die 1. Klasse – organisieren.
Ich habe jedoch mit meinem Arbeitgeber Seeland Job AG riesengrosses Glück gehabt. Da wir zurzeit zu Dritt arbeiten und unsere Geschäftsstelle für persönliche Besuche bereits seit Anfang März geschlossen ist, durften wir für unsere Kinder das Sitzungszimmer zum Schulzimmer umfunktionieren und eine momentan noch leerstehende Büroräumlichkeit zur «Turn- und Tanzhalle» umfunktionieren.
Das war, in der Doppelbelastung mit meinem normalen Arbeitsalltag, manchmal anstrengend, hat mir jedoch auch viele spannende und interessante Einblicken in den Schulalltag unserer Tochter gegeben. Wir hatten bei Seeland Job zudem das riesengrosse Glück, dass wir bis auf die fehlenden persönlichen Gespräche beständig weiter arbeiten durften und konnten.
Die letzten Wochen haben mir privat sehr viel entschleunigte Familienzeit beschert, dies beispielsweise mit langen Waldspaziergängen, mit Zeit für Familienspiele, mit Zeit um einfach einmal zu sein oder auch einfach Zeit und Musse zu haben, ein Buch zu lesen – all dies hat in den letzten Wochen ganz plötzlich und völlig druckfrei spontan einfach Zeit gehabt.
Welche Auswirkungen spürst du in Muri-Gümligen besonders?
Ich habe erleben dürfen, dass beim Einkaufen in den kleinen Läden beispielsweise am Morgen in der Bäckerei, aufgrund dessen, dass man meist alleine im Laden ist, viel eher einmal noch ein kurzer Schwatz entstanden ist, und dass sich die Menschen in diesen kleinen täglich wiederkehrenden Begegnungen gegenseitig entspannter und anders wahrgenommen haben und sich auch, selbstverständlich mit genügend Distanz, auch viel eher einmal ein Hallo oder ein Lächeln geschenkt haben.
Was vermisst du am meisten?
Ich vermisse es sehr meine Eltern, meine Schwiegereltern, unsere Freunde treffen zu dürfen. Ebenso sehr fehlt mir die Möglichkeit meine Lieblingsmenschen spontan in einem Café, zum Essen, an einer Sportveranstaltung oder auch einfach privat treffen zu dürfen und sich von Angesicht zu Angesicht austauschen zu können. Solch spontane Begegnungen mit Freunden – das ist etwas, was ich sehr vermisse.
Dein Tipp für einen guten Alltag im Lockdown.
Ich bin sehr dankbar all die schönen kleinen Dinge und Erlebnisse, die nicht alltäglichen Begegnungen, der Zusammenhalt und die Toleranz der Menschen untereinander und nicht zuletzt die Entschleunigung erleben zu dürfen, welche diese Ausnahmesituation hervorgerufen hat.
Wird sich die Gesellschaft jetzt verändern?
Ich hoffe sehr, dass sich die bewussten Momente der Entschleunigung, die Hilfsbereitschaft und das Bewusstsein, wie verwundbar wir sind, hält und wir einander und unserer Erdkugel mit mehr Demut und Dankbarkeit begegnen werden.
Zur Person
Pascale Tiefenbach arbeitet in Gümligen bei Seeland Job und ist zudem beim BSV Bern engagiert.