Interview-Domino: Innendekorateuer Julien Reich aus Muri-Gümligen
Das Corona-Interview-Domino auf Nau.ch. Der Innendekorateur Julien Reich aus Muri-Gümligen wurde nominiert von Vennerstöckli-Wirt Basil Flury.
Wie hast du die Ausnahmesituation bisher erlebt?
Julien Reich: Als das ganze in China ausbrach, hat es mich erst mal ein wenig in Alarmbereitschaft versetzt, da ein Virus heutzutage innert zwei, drei Tagen um die Welt gehen kann, was man ja schliesslich schon vor CoV-19 wusste. Daher hatte ich bereits genügend Schutzausrüstung vorrätig und meine Materialvorräte waren aufgefüllt, als es die ersten Lieferschwierigkeiten in Europa auftraten. Einzig auf ein paar Stoffe aus Italien und Frankreich, warte ich noch immer.
Allerdings musste das Eröffnungsapéro unseres neuen Ateliers am Vorackerweg in Gümligen leider bis auf Weiteres verschoben werden. Ich darf und kann mich aber nicht beklagen. Bisher ging mir die Arbeit nicht aus und es bleibt auch Zeit, Dinge zu erledigen, die normalerweise liegen bleiben. Zum Beispiel bin ich aktuell dabei, meine neue Homepage aufzusetzen. Ab dem 5. Mai 2020 ist sie online! (www.kreativreich.ch).
Welche Auswirkungen spürst du in Muri-Gümligen besonders?
Ich bin täglich mit dem Hund draussen unterwegs. Dabei fällt mir besonders die deutliche Zunahme an Fussgängern, Joggern/Walkern und Fahrradfahrern auf. Es ist toll, dass nun viel mehr Leute die Nähe zur Natur suchen. Schade ist einzig, dass nicht alle ihren Müll richtig entsorgen. Zudem fällt natürlich auf, dass der Autobahn- und Flugverkehr deutlich angenehmer ist.
Was vermisst du am meisten?
Am meisten vermisse ich das gemütliche und unbeschwerte Zusammensein mit Familie und Freunden. Aber auch auf ein gutes italienisches Abendessen im Vennerstöckli in Gümligen oder ein Tartar im Fähribeizli an der Aare freue ich mich schon jetzt wieder.
Die Gartencenter und Bauhäuser sind nun ja bereits wieder geöffnet. Dies freut mein Gärtnerherz natürlich sehr.
Dein Tipp für einen guten Alltag im Lockdown.
Seit achtsam und kreativ!
Es gibt immer etwas zu tun; wer nicht weiter arbeiten kann, hilft den Mitmenschen, macht was im Garten, malt ein Bild, schreibt ein Buch, zimmert eine Sitzbank oder beobachtet die Vögel vor dem Fenster. Mein Favorit: Sie richten Ihre Behausung neu ein und vertreiben Ihre Zeit bei der Auswahl von traumhaften Stoffen und Materialien.
Und wem das alles zu viel ist: Geniesst die Zeit, die uns im hektischen Alltag ansonsten so oft fehlt.
Wird sich die Gesellschaft jetzt verändern?
Ja, das denke ich schon und ich hoffe doch zum Positiven! Die jüngsten Ereignisse haben sicherlich dazu geführt, dass viele Menschen ihren eigenen Lebensstil und -standard reflektieren. Uns wird dadurch vor Augen geführt, was für Glückspilze wir hier in der Schweiz sind. Wir leben in einem Land, in dem Menschen, Wirtschaft und Bund zusammenhalten, die Einkaufsregale voll sind und jeder die medizinische Versorgung bekommt, die er benötigt. Ich hoffe, dass dieses Bewusstsein für einander und die Dankbarkeit für das, was wir haben, auch nach der Krise bestehen bleibt.
Zur Person
Julien Reich ist in Muri aufgewachsen und hat die Ausbildung als Innendekorateur/Polsterer abgeschlossen. Seit acht Jahren ist er mit der Firma «kreativreich» selbständig. Seit März hat er in Partnerschaft mit Mäder Wohnkunst ein neues Atelier in Gümligen, wo Julien Reich auch wohnt.