Johanna Bartholdi: Seit einem Jahrzehnt für Egerkingen im Einsatz
Schon seit zehn Jahren amtet Johanna Bartholdi nun als Gemeindepräsidentin. Nach Egerkingen gekommen ist die heutige Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi 1982 aufgrund der Arbeit: Sie und ihr Mann führten gemeinsam das Hotel Egerkingen.
Unterschwellig hat sich die 69-Jährige schon immer für Politik engagiert, der Gemeinderat war jedoch lange kein Thema für Bartholdi. 2009 wurde sie schliesslich für das Amt als Gemeindepräsidentin angefragt.
«Ich bin etwas blauäugig in dieses Amt eingestiegen», schmunzelt Bartholdi im Nachhinein: «Ich musste feststellen, dass alles sehr bau- und gesetzlastig ist. Viele Rahmenbedingungen, viel Rechtliches. Ich bin froh, hat mich die Justiz immer interessierte. 2008 habe ich berufsbegleitend mein Jusstudium nachgeholt.
Ungeheuer interessant sei das Amt als Gemeindepräsidentin durchwegs, auch wenn es viel Geduld fordere: «Man arbeitet an grossen Projekten, welche Zeit brauchen. Auf der anderen Seite kommt immer etwas Neues dazu.» Dies habe die Egerkingerin auch so lange auf ihrem Posten gehalten: «Mir war noch nie langweilig.»
«Von diesen Einkaufsmöglichkeiten können viele nur träumen»
An ihrer Gemeinde schätzt Bartholdi, insbesondere das intakte Dienstleistungsangebot wie beispielsweise Gastronomie, die eigene Post oder der Polizeistandort. Ebenso gerüstet sei Egerkingen einkaufstechnisch: «Mit dem Gäupark haben wir Einkaufsmöglichkeiten, wovon viele nur träumen können.»
Der Autobahnanschluss hingegen sei Fluch und Segen zugleich: «Die Nähe zur Autobahn führt zum Teil zur Belastung. Von den Bewohnern kommen nicht selten Rückmeldungen über Lärmbelastung.» Trotz diesem Negativpunkt sei Egerkingen, und davon ist die Gemeindepräsidentin spürbar überzeugt, «e wonscherschöne Fläck zum Wohne».
In diesem Gemeindejahr beschäftigen Johanna Bartholdi gleich drei grosse Brocken, wie sie selbst sagt. Zum einen wird die Schulraumplanung ein zeitintensives Projekt; am 17. Mai findet der Informationsanlass dazu statt. «Egerkingen hat in den vergangenen Jahren ein starkes Bevölkerungswachstum verzeichnet. Dadurch soll nun auch eine neue Bildungsstätte geplant und realisiert werden.»
Weiter soll die ÖV-Drehscheibe am Bahnhof Egerkingen zustande kommen: «Unser Dorf wird nach der Realisierung zu einer weiteren Zentrumsgemeinde für den ÖV zwischen Olten und Oensingen.»
Das grösste Projekt sei laut Gemeindepräsidentin allerdings der Gäupark: «Das Einkaufszentrum entspricht in der heutigen Form nicht mehr unbedingt den Bedürfnissen der Leute. Die Menschen wollen nicht nur einkaufen, sondern erleben. Aus diesem Grund sind wir gegenwärtig an einer Testplanung gemeinsam mit den Eigentümern. Diese soll zeigen, wie der Gäupark in 20 bis 30 Jahren aussehen könnte.»
Eine Kommission zur Stärkung der Dorfgemeinschaft
Nicht nur Bau- und Sanierungsprojekte gehören zu den aktuellen Herausforderungen: «Der Ur-Egerkinger empfindet ein gewisses Unbehagen gegenüber der gegenwärtigen Entwicklung der Gemeinde. Hier versucht der Gemeinderat, das Gemeinschaftliche zu stärken.
Ich bin sehr froh, dass seit 2017 mit der Einführung des Ressortsystems die Kommission «Kultur, Gesellschaft und Soziales» eingeführt werden konnte.
Diese Kommission setzt Ideen gut und einfach um und zielt darauf ab, das Gefühl der Gemeinschaft zu stärken.
Für die gesamte Bevölkerung Verständnis aufzubringen und die Probleme einer Gemeinde zu erkennen, dieses Gespür zu entwickeln, sei ein Lernprozess, so Bartholdi. «Die ersten vier Jahre lernt man das Amt und seine Aufgaben kennen. In den darauffolgenden Jahren entwickelt sich das Visionäre.»
In den Ohren des Betrachters
Da die Bürgergemeinde den Gemeinderat Egerkingen als Bürgerrat anerkennt, ist Johanna Bartholdi auch Bürgergemeindepräsidentin. In dieser Funktion führt sie Einbürgerungsgespräche. «Wir lassen die Einbürgerungswilligen immer eine Frage beantworten: Wie würdet ihr Egerkingen vorstellen? Gute Einkaufsmöglichkeiten, zentral, dörflich, so kennt man Egerkingen bereits. Doch jedes Mal ertönt die Antwort: «Und es ist so ruhig!»