Trimbach

«Die Ortsplanungsrevision ist nicht der richtige Weg für Trimbach»

Marcel Dickmann
Marcel Dickmann

Olten,

Trimbach plant eine Ortsplanungsrevision. Marcel Dickmann, betroffener Anwohner und Hauseigentümer am Düriberg, äussert sich auf Nau.ch in einem Gastbeitrag.

Marcel Dickmann
Marcel Dickmann stört sich an der Ortsplanrevision in Trimbach. - zvg

Für mich von grossem Interesse in den verfügbaren Unterlagen zur geplanten Ortsplanungsrevision Trimbach sind insbesondere diese zum Gebiet Düriberg.

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Ausblick von Marcel Dickmanns Garten auf das geplante Bauvorhaben in Trimbach. - zvg

Geplant ist die Wandlung von einer w2b Wohnzone hin zu einer w3a Wohnzone (von 2-geschossig zu 3-geschossig).

In diesem Gebiet am Düriberg gibt es bereits im Bereich Dürrenbergstrasse / Räckholder mindestens 2 massive Bauvorhaben mit maximalster Bebauung (bis an die 100 Wohneinheiten steriler, einheitlicher Terassenhäuser), die die Grundstückseigentümer von dahinter oder daneben liegenden Parzellen schon in aktuellen Absteckungen massiv beinträchtigen.

Das immer noch aktuelle Leitbild von Trimbach aus dem Jahre 2017 wird bereits in diesen beiden aktuellen grossen Bauvorhaben nicht bis kaum berücksichtigt, und es gibt dazu bereits Einsprache- und Beschwerdeverfahren.

Trimbach
Das von der Ortsplanung betroffene Gebiet in Trimbach. - zvg

Es geht mir wie vielen Anwohnern dabei überhaupt gar nicht gegen das Bauen an sich in dem bisherigen beschaulichen Einfamilienhausquartier, sondern um die absolut rücksichtslose Art und Weise: Maximalste Verdichtung zum höchstmöglichen Gewinn der Investoren.

Ich allein soll an der Südgrenze meines Grundstücks bis zu sechs neue Nachbarn erhalten.

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Das von der Ortsplanung betroffene Gebiet in Trimbach. - zvg

Auszug aus dem Leitbild Trimbach zum Gebiet Düriberg

«– Da etliche Teile dieses Wohngebiets wenig dicht sind, ist mittel- bis langfristig eine Verdichtung anzustreben; die Ausnützungsziffer wo sinnvoll erhöhen. Da die Aussicht der dahinter liegenden Bauten unbedingt zu erhalten ist, sind die Bauten in der Breite zu verdichten.

Die zulässige Gebäudehöhe darf nicht erhöht werden. Zusätzliche Wohnungen werden in bestehenden Bauten nach denselben Vorgaben ermöglicht.

– Die zulässigen Gebäudehöhen sind zu überprüfen, da hohe Dächer, vor allem Giebeldächer, die Aussicht der dahinter liegenden Parzellen reduzieren. Dies gilt auch für Gebiete mit einem rechtsgültigen Gestaltungsplan.» Das wird im Leitbild Trimbach postuliert.

Verschlechterung der Situation für bisherige Bewohner zugunsten der Investoren

Doch wenn ich die geplanten Änderungen der Ortsplanungsrevision richtig deute, wird sich die Situation für die bisherigen Bewohner und deren Altbestand zugunsten der Investoren danach weiter verschlechtern.

Die Bauhöhe, Anzahl Geschosse und Masse dürften noch weiter erhöht werden.

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Die Dürrenbergstrasse in Trimbach. - zvg

Für die dahinterliegenden Häuser des vorhandenen Baubestands bedeutet dies bei Bauvorhaben bereits jetzt – und nach Umsetzung der Ortsplanungsrevision noch mehr – dass die Bewohner selbst aus oben liegenden Geschossen und Balkonen nur noch auf kalten Beton aus nächster Nähe blicken werden.

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Bauvorhaben an der Dürrenbergstrasse in Trimbach. - zvg

Was das Ganze für die Ästhetik, Bauhygiene im Quartier, Lärmentwicklung, Gefährdung der Kinder durch Verkehr und fehlende Gehwege und vor allem auch für die Natur bedeutet, lasse ich an dieser Stelle im Detail aussen vor.

Uns ist durchaus bewusst, dass die Gemeinde, respektive das Bauamt im Rahmen der geltenden Gesetze selbstredend auf die Baupläne der Bauherrschaft eintreten muss. Allerdings ist schnell deutlich geworden, auf welcher Seite die Prioritäten scheinbar liegen.

Möglichkeiten und Infrastruktur fehlen schon jetzt

Seitens der Gemeinde selbst gibt es in dem Gebiet schon für bisher ansässige Familien und aktuell umworbene Familien als potenzielles zukünftiges Klientel kaum Möglichkeiten wie zum Beispiel Spielplätze.

Ebenso verfügt das Gebiet über eine eher mangelhafte oder nicht geeignete, sichere Infrastruktur und Strassenbild für den zukünftigen Verkehr während und nach dem Fertigstellen dieser Bauvorhaben.

Es würde auch in der Bauphase bei den beiden Projekten in der Bewilligungsphase an der Dürrenbergstrasse/Räckholder aufgrund der erschwerten Zugänglichkeit für die Transportfahrtzeuge massive Probleme geben.

Die naheliegenden zwei Zufahrten führen durch Bahnunterführungen und sind für LKWs aufgrund Breite und Höhe limitiert möglich. Der vorgesehene Umweg führte bereits bei den zurückliegenden Bauvorhaben zu Problemen für die Anwohnerschaft (Marenstrasse).

Über diese emotionale Debatte zum fehlenden, sinnvollen Verkehrskonzept wurde in den Medien bereits im letzten Jahr berichtet.

Legitimierung rücksichtsloser Gewinnmaximierungspläne

Positiv bleibt natürlich zu diesen Projekten zu erwähnen: Zumindest die Investoren können mit zukünftig unverbaubaren Ausblicken für Ihre überdimensionierten, nicht in das Landschaftsbild passenden Bauvorhaben werben.

Dass dies zuungunsten des Altbestands und bisheriger Anwohner ausfällt, scheint nicht erwähnenswert.

Für mich stellt die Revision am Ende nichts anderes dar, als ein verbrieftes Beseitigen der Widerstände aus der Anwohnerschaft und weiteres Legitimieren zugunsten von absolut rücksichtslosen Gewinnmaximierungsplänen der Investoren.

Das Leitbild der Gemeinde wird hier kaum berücksichtigt, im Gegenteil. Es ist zu befürchten, dass sich nach erfolgter Ortsplanungsrevision die Situation um die geplanten Bauvorhaben noch deutlich verschärfen wird.

Eine massive Entwertung vorhandenen Baubestands ist hier ebenso vorprogrammiert.

Gemäss dem Leitbild von Trimbach soll und wird die Bevölkerung auch in Trimbach weiter wachsen.

Das steht allerdings alles vor dem Hintergrund, dass es bekanntermassen bereits heute massive Leerstände bei Wohnungen im Dorf von Trimbach gibt, bei einem eher unattraktiven Steuerfuss von heute bereits 125%.

Ebenso ist es so, dass es einen grossen Teil an Fluktuation in der Bewohnerschaft gibt, die sich aus beruflichen Gründen aufgrund der Nähe zu den grösseren Städten nur für eine kurze Zeit hier niederlässt.

Mir ist durchaus bewusst und ich kann nachvollziehen, dass seitens Politik nach Abzug der Wirtschaft aus Trimbach – zuletzt auch noch die Wernli AG –verzweifelt Wege gesucht werden, neue Steuereinnahmen allenfalls durch finanzstärkere Private zu finden.

Zumal das Dorf im Verhältnis dazu unter anderem immer noch über die höchste Sozialhilfequote im Kanton, somit viele Einwohner mit tieferem Steuerzufluss, verfügt.

Dass der Weg mit dieser Ortsplanungsrevision der richtige Ansatz für Trimbach ist, wage ich zu bezweifeln.

Zur Person:

Marcel Dickmann, ursprünglich aus dem Raum Dortmund stammend, wohnt mit seiner Frau und dem gemeinsamen fünfjährigen Sohn seit über fünf Jahren auf dem Grundstück in seinem Heimatort Trimbach.

Der Finanzcontroller zog nach dem Studium der Betriebswirtschaft bereits vor über 15 Jahren in die Region Olten/Trimbach, die ihm Heimat geworden ist und wo er gerne lebt.

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