Terminus Club Olten: Licht bleibt aus, Lösung muss her

Offline
Offline

Olten,

Seit Monaten ist das Terminus geschlossen. Nun sprechen die Besitzer über das Lichterlöschen im einzigen Nachtclub von Olten.

Terminus Club Olten
Claudio Iseli (rechts) und Dušan Nedeljković, Besitzer des Terminus Clubs Olten. - z.V.g.

Keine dröhnenden Bässe, keine Gästeschlangen vor dem Eingang: Der Terminus Club steht seit dem Corona-Vorfall am 27. Juni still.

Claudio Iseli, Davide Vergari und Dušan Nedeljković führen den Nachtclub gemeinsam. Keine Partys, keine Einnahmen – und die Miete muss bis Ende des Monats trotzdem bezahlt werden: Mit Nau sprechen die Beiden über den aktuellen Stand des Terminus.

Vom Lockdown bis dato: Das ist passiert

Ende Februar muss der Club zum ersten Mal schliessen; es ist die Zeit des Lockdowns. Drei Monate lang finden keine Veranstaltung statt. Dank Mietreduktion kann die Zeit überbrückt werden.

Im Juni folgt dann der Lichtblick: Das Terminus darf unter den Auflagen des BAGs wieder öffnen. Vier Daydance-Partys, je 250 personalisierte Tickets und ID-Kontrollen am Eingang.

Trotz strenger Hygienemassnahmen kommt es an der letzten Techno-Party am 27. Juni zu einem Coronavorfall – eine bereits infizierte Person ist unter den Besuchern. Der Club verhält sich transparent, informierte regelmässig zu den aktuellen Umständen und wird für seine Vorgehensweise gelobt.

Die Corona-positive Person hat an diesem Abend keine weiteren Personen angesteckt. Dennoch beschliessen die Besitzer, den Club auf eigene Verantwortung bis auf Weiteres zu schliessen. Die aktuelle Auflage mit einer Höchstzahl von 100 Besuchenden macht eine Wiedereröffnung bis heute nicht möglich.

Nau.ch: Wie geht es euch nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen?

Dušan: Wir haben den Club nach dem Vorfall aus eigener Entscheidung geschlossen. In den Medien wurde viel über einen Superspreader-Event gesprochen, wir wurden als Corona-Hotspot bezeichnet.

In dieser Situation wollten wir klarstellen, dass alles mit rechten Dingen zu und her ging. Dies konnten wir anhand der korrekten Personalien unserer Gäste und dem funktionierenden Contact-Tracing gewährleisten. Die Gerüchteküche brodelte natürlich trotzdem, auch falsche Fakten haben sich rasch verbreitet.

Claudio: Unser Publikum hingegen hat unsere Regeln von Anfang an nicht nur akzeptiert, sondern sehr geschätzt, wie ernst wir die Angelegenheit nehmen.

Nau.ch: Wie geht es weiter mit dem Terminus Club, wie ist der aktuelle Stand?

Claudio: Wir haben derzeit keinerlei Aussicht auf eine Wiedereröffnung. Obwohl Grossveranstaltungen ab Oktober wieder erlaubt sind, besteht bei uns eine Grenze von 100 Personen.

Dušan: Kein KMU kann mit einer Auslastung eines Drittels überleben. Auch für uns ist eine Wiedereröffnung schon nur durch die Personal- und Aufwandkosten wirtschaftlich undenkbar.

Wir gehen in unserer Analyse auch im Herbst und Winter nicht von einer Änderung der Ausgangslage aus. Mehr wissen auch wir nicht.

Nau.ch: Auf unbestimmte Zeit geschlossen. Wie lang kann das Terminus das Coronavirus überleben?

Claudio: Wir befinden uns derzeit in einem luftleeren Raum. Wir haben seit fünf Monaten geschlossen und wissen nicht, wie's weitergeht, weil sich die Regeln ständig ändern.

Wir denken sehr positiv und hoffen auf Unterstützung durch den Staat, den Kanton, durch Mieterlass. Zudem werden wir nicht nur tatenlos zusehen, wie unser Club bankrott geht. Wir arbeiten intensiv an einem Plan B, überlegen uns Alternativen und Zwischenlösungen.

Dušan: Sollten wir allerdings keine Hilfe bekommen und weiterhin geschieht gar nichts, wird der Club nicht einmal die Hälfte des nächsten Jahres überleben.

Nau.ch: Stichwort finanzielle Unterstützung. Wie könnt ihr euch momentan über Wasser halten?

Dušan: Wir als Clubbesitzer bekommen einen Lohnanteil von der Erwerbsersatzordnung. Das hilft enorm, uns über Wasser zu halten. Momentan wird im Parlament diskutiert, ob diese Beträge auch weiterhin ausbezahlt werden.

Bezüglich unseres Betriebs haben wir momentan gar keine Einnahmen. Noch ist nicht klar, ob und wie die finanzielle Unterstützung aussieht.

Der Bund bietet ein Paket für Kulturunternehmen an. Da Clubs mit einem vielfältigen Tanz- und Musikangebot auch in diese Sparte fallen, haben wir uns ebenfalls beworben.

Claudio: Dabei würde es sich zwar nur um eine Aufrechterhaltung für einen gewissen Zeitraum handeln, welche uns aber doch sehr unter die Arme greifen würde.

Nau.ch: Ihr habt den Plan B erwähnt. Wie sieht dieses Szenario aus?

Claudio: Die Problematik ist folgende: Wir gehen davon aus, dass der Terminus Club nicht vor nächsten Herbst in den Normalbetrieb zurückwechseln kann.

Im besten Fall können wir im Frühling/Sommer einige Veranstaltungen mit einer etwas höheren Besucher-Begrenzung durchführen.

Deshalb müssen wir die Zeit bis dahin überbrücken. Eine Möglichkeit wäre, unsere Räumlichkeiten anderweitig zu nutzen. Hier sind wir daran, ein Konzept auszuarbeiten.

Dušan: Wir werden nicht zusehen, wie das Terminus verschwindet. Wir setzen alles daran, das Überleben des Clubs zu sichern. Wir sind jedoch nicht gewohnt, vom Wohlwollen der Anderen abhängig zu sein.

Für viele hat ein Schweizer Club noch immer das negativ belastete Image. Wir sind aber ein KMU, wie jedes andere auch. Wir haben Lieferanten, Angestellte, Studentenjobs und viele Leute hängen an diesem Unternehmen.

Das ist ein Faktor, den man nicht aus den Augen lassen darf. Man kann den Club gut oder schlecht finden, aber er wertet das Angebot der Stadt Olten auf.

Nau.ch: Weshalb habt ihr, als einziger Nachtclub in Olten, nie ein Crowdfunding oder eine Spendenaktion lanciert?

Dušan: Wir haben uns am Anfang bewusst dagegen entschieden. Ein Unternehmen müsste sich eigentlich selbst tragen können.

Claudio: Wir sind der Meinung, dass nicht unsere Gäste oder unser Publikum das Überleben des Clubs sichern müssen. Dies machen sie ja bereits zu normalen Zeiten durch ihren Besuch.

Es ist nun die Verantwortung des Staates und des Kantons, uns die Hand zu reichen, damit wir die Krise überbrücken können und ein an sich gesundes KMU überleben kann.

Kommentare

Weiterlesen

a
15 Interaktionen
JSVP tobt
a
2 Interaktionen
Ekel in Ostschweiz

MEHR AUS OLTEN

Unfall Niederbuchsiten
2 Interaktionen
Niederbuchsiten SO
Unfall Mümliswil SO
Lenkerinnen verletzt
Olten
357 Interaktionen
Olten SO
Welschenrohr SO