Paracycling: Sandra Stöckli macht Weltmeisterin Konkurrenz
Bei den International Paracycling Classics in Belgien wurde Sandra Stöckli aus Rapperswil-Jona Zweitplatzierte – knapp hinter der Weltmeisterin.
Nach über eineinhalb Jahren war es endlich wieder so weit. Mein «neues» Handbike kam – welches ich ja eigentlich extra für die Paralympics Saison 2020 geplant, designet und konstruiert hatte – und ich stand endlich wieder einmal an der Startlinie eines internationalen Rennens.
Dieses spezielle Rennen wurde noch spezieller, da es in Flandern ausgetragen wurde. Wie Rennradverrückt die Belgier sind, ist ja bekannt.
Das Rennen fand auf Teilstücken der original Flandernrundfahrt statt und es waren 61 harte Kilometer zu absolvieren. Die ersten 30 Kilometer kamen «eher flach» daher. Wobei «wellig» es mehr trifft und der belgische Wind auch die erste Hälfte des Rennen nicht weniger hart gestalten liessen.
An der Spitze des Frauenfeldes – mit Weltmeisterin
Der erste von vier Helling mit dem klingenden Namen Tiegemberg, stand zur Rennmitte auf dem Programm. Zu diesem Zeitpunkt war ich mit einer kleinen Männergruppe – und zu meinem grossen Erstaunen mit dem Regenbogen-Trikot meiner Kategorie – unterwegs. Genau, du hast richtig gelesen, mitten an der Spitze des Frauenfeldes.
Ab hier «begann» nun das Rennen. Drei Helling standen noch zwischen uns und dem Ziel. Der Mont de L’Enclus war der zweite, gefolgte vom Kluisbergen. Hoch motiviert, das Rennen weiter mit unserer amtierenden Weltmeisterin zu fahren und gestallten, liessen mich all die Strapazen und schmerzenden Muskeln vergessen. Das Ziel und den letzten Helling in Ronse vor Augen, flog ich Richtung Ziellinie. Mein Akku war leer und meine Arme so schwer wie Blei… Als zweite durfte ich 8 Sekunden hinter unserer Weltmeisterin Jennette Jansen die Ziellinie in Rose überqueren. Auf die Drittplatzierte hatten wir in der Endabrechnung einen Vorsprung von über 9 Minuten.
Ich habe gewusst, dass ich in den vergangen eineinhalb Jahren viel investiert und gut trainiert hatte. Dieses Rennen – welches ich mit unserer unbestritten und klaren Favoriten und Weltmeisterin – zu gestalten, hätte ich in meinem kühnsten Träume nicht gewagt zu träumen (unsere Weltmeisterin hat seit der Umteilung in unserer Kategorie bis heute jedes Rennen gewonnen). Dies war in meiner Handbike-Karriere nicht nur das längest sondern auch das härteste Rennen ever. Deshalb bin ich auch überglücklich und mehr als zufrieden mit dem Einstieg in die Saison 2021.
Nun heisst es für mich erholen – bis schon bald die nächsten Rennen folgen. Ich werde auch dann wieder angreifen und alles geben, um mein Bike und mich in Szene zu setzen.