«sharity – teilen, tauschen, verzichten» im Kunst(Zeug)Haus

Kunst(Zeug)Haus
Kunst(Zeug)Haus

Rapperswil-Jona,

Das Kunst(Zeug)Haus hofft, am 3. März seine Tore öffnen zu können. Am ersten offenen Sonntag, dem 7. März, ist freier Eintritt.

Die Installation von Joel Tauber lädt zum Teilen von Spielsachen ein. Die BesucherInnen der Ausstellung bringen Spielsachen vorbei. Am Ende der Ausstellung werden diese mit anderen Kindern geteilt. - Kunst(Zeug)Haus

Angetrieben durch die Digitalisierung und die damit einhergehende einfache Vernetzung, teilen wir seit einigen Jahren mehr als je zuvor. Wir teilen Besitztümer, Erlebnisse, Lebensräume oder Gedanken.

Die aktuellen Diskussionen zum Klimawandel und zur Ressourcenverknappung lassen das Teilen von einem ehemals selbstverständlichen Tun zu einer bewusst vollzogenen Lebensweise werden. Teilen und Tauschen werden als Möglichkeiten betrachtet, einen Beitrag zu einer gesellschaftlichen Transformation und zu einem postmaterialistischen Lebensstil zu leisten.

Der Megatrend «Sharing» ist mit dem Anspruch der Nächstenliebe und Fürsorge – der «Charity» – verbunden und will die Welt verbessern. Der Lifestyle des «sharings» setzt jedoch oft bei Dingen an, die durch den Akt des Teilens materiell nicht weniger werden oder die keinen persönlichen Wert aufweisen.

Wann passt Teilen in Ihren Lebensstil?

Die Sehnsucht nach physischem Besitz und materieller Sicherheit wird nicht abgelöst durch Bescheidenheit und Verzicht, sondern durch den Luxus der Vielfalt und die Möglichkeit, alles haben zu können. Tauschen und Teilen sind somit oft nur so lange Trends, bis auf etwas persönlich Wertvolles verzichtet werden muss.

Die thematische Gruppenausstellung «sharity – teilen, tauschen, verzichten» im Kunst(Zeug)Haus hinterfragt, aus welchen Gründen wir was teilen und wie sich unsere Gesellschaft dadurch verändert. Wann passt Teilen in Ihren Lebensstil und wo macht es für Sie Sinn, zukünftig (mehr) zu teilen?

In der Reihe «Seitenwagen» wird zeitgleich die Ausstellung «Neon» der Künstlerin Almira Medaric (*1992 in Doboj) eröffnet. Mittels Solarenergie erschafft die in Frauenfeld lebende und arbeitende Nachwuchskünstlerin eine Art überdimensionale Batterie, welche mit dem Tagesablauf ihr Aussehen verändert.

Superflex, Alle Daten dem Volke, 2021 Wandmalerei. - Kunst(Zeug)Haus

Sharity – teilen, tauschen, verzichten

Die leeren Hefe- und Toilettenpapier-Regale zur Blüte der Corona-Raffgier stehen wohl noch vielen vor dem inneren Auge und fügen der Ausstellung «sharity – teilen, tauschen, verzichten» eine weitere Aktualitätsebene hinzu. Diese war für 2020 angedacht und musste aufgrund der coronabedingten Museumsschliessung in das Jahr 2021 verschoben werden.

Die thematische Gruppenausstellung präsentiert Werke und Werkdokumentationen von rund 20 Kunstschaffenden aus der Schweiz und aus dem Ausland. Vereinzelt werden die Besuchenden eingeladen, ihre Gedanken zum Thema zu teilen oder gar Installationen mit persönlichen Gegenständen zu ergänzen.

«Teilen ist wichtiger als Haben»

«Teilen ist wichtiger als Haben», lautet ein momentanes Credo. Die aktuellen Diskussionen zum Klimawandel und zur Ressourcenverknappung lassen das Thema des Teilens von einem ehemals selbstverständlichen Tun zu etwas Besonderem werden, das bewusst vollzogen wird. Mit dem Teilen wird eine bestimmte Weltsicht verbunden: Der Teilende kümmere sich um seine Umwelt und um seine Mitmenschen.

Teilen ist Ausdruck einer Grundhaltung und eng verknüpft mit der Frage, was einen «guten Menschen» ausmacht und wie man ein «gutes Leben» führt. Reparieren, Teilen und Tauschen werden als Möglichkeiten betrachtet, einen Beitrag zu einer gesellschaftlichen Transformation und zu einem postmaterialistischen Lebensstil zu leisten.

Teilen von Musik, Fotos oder Werkzeugen

Der aktuelle Lifestyle des «Sharings» umfasst jedoch vor allem das Teilen von Dingen, die durch das Teilen materiell nicht weniger werden (Musik, Fotos) oder die keinen persönlichen Wert aufweisen (Werkzeuge). Teilen ist selten verbunden mit «nicht besitzen» oder «nicht haben-wollen». Teilen ist vielfach die Möglichkeit, alles haben zu können.

Die Sehnsucht nach physischem Besitz und materieller Sicherheit wird nicht abgelöst durch Bescheidenheit und Verzicht, sondern durch den Luxus der Vielfalt – begünstigt durch das Internet, das alle Möglichkeiten jederzeit offenlässt und diese individualisiert erfüllt. Die Besucherinnen und Besucher werden eingeladen, darüber nachzudenken, wann Teilen in ihren Lebensstil passt und wo es für sie Sinn macht, zukünftig (mehr) zu teilen.

Tonjaschja Adler (*1968) Für dich habe ich nichts, 2017/2021 - Kunst(Zeug)Haus

Installation von Joel Tauber verlangt ein aktives Mittun

Zeitgenössische Kunst lädt zum Reflektieren ein. Manche Werke verlangen gar ein aktives Mittun – so zum Beispiel die Installation von Joel Tauber. Er ruft die BesucherInnen dazu auf, Spielsachen, die sie nicht mehr benötigen, in der Ausstellung zu arrangieren.

Bei einem finalen Teil-Event können diese Spielsachen abgeholt werden – jedoch nicht für sich selber, sondern mit dem Gedanken, sie mit jemandem zu teilen und das Spielzeug dieser Person zu schenken.

Mit Werken von Tonjaschja Adler, Ian Anüll, Ulla von Brandenburg, Thomas Bonny, Meret Buser, Andrea Gohl, Hemauer / Keller, Monica Ursina Jäger, Isabelle Krieg, Carmen Müller, Sladjan Nedeljkovic, Catherine Page Harris, Anna von Siebenthal, Sebastian Stadler, Joel Tauber, SUPERFLEX, Chris Walter. Werkdokumentationen von Atelier für Sonderaufgaben, Thomas Hirschhorn, Kateřina Šedá und Ilona Ruegg.

Rahmenprogramm & Kunstvermittlung

Das Rahmenprogramm, welches auf der Webseite des Kunst(Zeug)Haus oder in der Karte zur Ausstellung zu finden ist, geht dem Teilen unter verschiedensten Aspekten nach. Fachexperten diskutieren zu Themen «Share-City» - das Stadtleben von Morgen oder zur Freiwilligenarbeit, es wird eine Sharing-Community-Messe veranstaltet und die Akteure des Zeughausgartens vor dem Kunst(Zeug)Haus diskutieren mit der Künstlerin Carmen Müller über die Bedeutung und Auswirkung solcher Gemeinschaftsgärten.

Rund 15 Veranstaltungen und Führungen thematisieren das Teilen, das Tauschen und Verzichten vielseitig. Über die Form der Durchführung informieren wir kurz vor den Terminen auf unserer Webseite und mit unserem Newsletter.

Mitten in der Ausstellung befindet sich der «Workspace» von artefix kultur und schule. Das Kunstvermittlungsteam setzt sich mit den Schulklassen mit Werken zu diesem brandaktuellen Thema stufengerecht auseinander und vertieft geteilte Gedanken im sharity-Workspace inmitten der Ausstellung. Es wird geteilt, getauscht und verzichtet - der sharity-Workspace wird am Ende sicher anders aussehen als am Anfang!

In der Reihe «Seitenwagen»: Almira Medaric: Neon

Almira Medaric gestaltet den «Seitenwagen», angelehnt an die symmetrische Raumstruktur, als eine Art visuelle Batterie. Im Raum montierte LED-Röhren werden via Solarpanels Leuchten gebracht. Übersetzt wird die tatsächlich vorhandene Sonnenenergie.

Damit unterläuft Medaric das Konzept jeglicher gewöhnlicher Beleuchtung: Strahlt die Sonne hell, leuchten alle LED-Röhren, ist wenig Sonnenlicht vorhanden, erstrahlen nur wenige Lichtröhren. Eine bereits vorhandene Helligkeit oder Dämmerung wird verstärkt und steht damit im Gegensatz zur alltäglichen Nutzung von Beleuchtung.

Über die Dauer der Ausstellung verändert die Installation mit dem Tagesrhythmus ihr Aussehen und macht auf den Menschen und seine – heute kaum mehr vorhandene – Eingliederung in das natürliche Hell und Dunkel des Tagesablaufs aufmerksam.

Ausstellung von Almira Medaric in Zusammenarbeit mit EWJR

Idee «Seitenwagen»: Junge Kunstschaffende unter dreissig Jahren erarbeiten für eine halbjährliche Ausstellung in Kooperation mit einem Forschungspartner aus Rapperswil-Jona ein ortsspezifisches oder thematisch mit dem Kooperationspartner verknüpftes neues Werk. Veranstaltungen wie Preview und Vernissage vernetzten die NachwuchskünstlerInnen breit.

Die Ausstellung von Almira Medaric entstand in Zusammenarbeit mit der Elektrizitätswerk Jona Rapperswil AG (EWJR), von dessen Fachwissen die Künstlerin und das Kunst(Zeug)Haus profitieren durften. Eine gemeinsame Führung veranstalten das EWJR und das Kunst(Zeug)Haus am Mittwoch, 9. Juni 2021 (Start um 18.30 Uhr beim EWJR, Ende um 20 Uhr beim Kunst(Zeug)Haus.)

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