Museumsleiter Patrick Bigler: «Das war ein sehr emotionaler Moment»
70 Jahre lang war das Tram im Wald verschollen, jetzt holte Patrick Bigler das letzte originale Lausanner «Wagi-Tram» zurück nach Hause.
Ganz besondere Geschichte
Die Geschichte dieses Trams ist eine ganz besondere: Die Wagonsfabrik Schlieren baute 1903 eine Serie für die damalige Strassenbahn in Lausanne. Nach der Verschrottungswelle ging niemand davon aus, dass eines dieser Trams noch existiert. Bis ein Wanderer ein altes Wrack im Wald entdeckte.
Das Tram Nr. 36 gelang in Privatbesitz, wurde zum Bienenstock umfunktioniert und schliesslich im Wald vergessen. Nun holte Patrick Bigler, Museumsleiter der schweizerischen Wagons und Aufzügefabrik AG in Schlieren mit seinem Team das Tram nach Hause: «Das ist ein sehr spezieller Moment für alle von uns. Dieses Tram stammt aus der Gründerzeit und war so lange Zeit verschollen.»
1:1 Nachbau im Museum
Genau dieses verschollene Tram bauten Patrick Bigler und sein Team nach Original-Plänen nach. Jetzt wird das Modell ergänzt mit den Bauteilen des verschollenen Trams aus Lausanne. «Der Plan ist, dass unsere Gäste in diesem Tram ein Nachtessen geniessen können. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg, zuerst müssen wir nun alle Teile abschleifen und entrosten», so Bigler.
Vergrösserung des Museums geplant
Der Verein, der das industrielle Erbe der einstigen Schweizer Traditionsfirma bewahren möchte, träumt von einer Vergrösserung des Museums. Dreimal so gross und erdgeschossig soll es werden. «Wir planen eine Art Indoor-Dorf zu bauen, mit Fabrikhallen und richtigen Pflasterstein Strassen. Mitten auf dem Dorfplatz soll dann das Tram stehen, so haben die Besucher ein Gefühl, mittendrin zu sein.» Museumsleiter Patrick Bigler gerät regelrecht ins Schwärmen bei den Erzählungen.
Das Museum klärt mit der Stadt Schlieren zurzeit die Möglichkeiten ab.
Zunahme von Führungen
Das Wagimuseum in Schlieren spürt im letzten halben Jahr eine deutliche Besucherzunahme. «Wir machen nicht nur für die Firmen der Region Führungen, sondern die Leute kommen auch aus Basel oder aus der Westschweiz», erklärt der Museumsdirektor gegenüber Nau.ch Die Qualität des Museums habe sich herumgesprochen. Das basiere alles auf Mund-zu-Mund-Propaganda, erklärt Patrick Bigler den Erfolg.