Steffisburg: Hochwasserschutz und Längsvernetzung Zulg
Im Jahr 2009 wurde die Gefahrenkarte für die Gemeinde Steffisburg ausgearbeitet. Diese zeigt, wo die von der Zulg ausgehenden Hochwassergefahrengebiete liegen.
Was in der Gefahrenkarte in der Theorie aufgezeigt wird, hat sich bei den Hochwasserereignissen von 2012 und 2015 bestätigt. Bei beiden Ereignissen wurde das Gebiet Zelg/Höchhusweg überschwemmt und es entstanden grössere Sachschäden.
Verschiedene Bereiche in diesem Gebiet liegen in der roten Gefahrenzone, was einem Bauverbot auf den betroffenen Parzellen gleichkommt. Nach der Realisierung der Hochwasserschutzmassnahmen können die Gefahrenkarte überarbeitet und die Gefahrenbereiche eliminiert werden.
Vorstudie und Bauprojekt zum Hochwasserschutz
Bereits 2004 liess die Gemeinde Steffisburg eine Vorstudie zur Verbesserung des Hochwasserschutzes und der ökologischen Längsvernetzung an der Zulg ausarbeiten. Im Jahr 2013 wurde die Studie überarbeitet und vertieft. Auf dieser Basis wurde Mitte März 2014 der Entscheid gefällt, das nun vorliegende Bauprojekt auszuarbeiten.
Zwischen Gummsteg und Müllerschwelle ist das Hochwasserrisiko im Siedlungsgebiet am grössten. Um dieses aufzuheben, wird die Müllerschwelle um zwei Meter abgesenkt und die Gerinnesohle auf einer Länge von 550 Meter angepasst. Dadurch wird das Längsgefälle auf 1,3 % erhöht und neben dem Hochwasserschutz auch der natürliche Kiestransport sichergestellt.
Die Hochwasser von 2012 und 2015 haben eindrücklich aufgezeigt, dass neben den eigentlichen Wassermengen insbesondere Holzgeschiebe ein grosses Gefahrenpotenzial birgt.
Genauere Untersuchungen haben ergeben, dass ein Holzrechen grosse Wirkung hat. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2016 das Projekt um dieses Element erweitert. Die Anlage wird im Gebiet Zulgboden entstehen und soll das Schwemmholz zurückhalten. Dies, bevor es ins Siedlungsgebiet gelangt und insbesondere bei Brücken zu Verstopfungen, sogenannten Verklausungen, führen könnte.
Erhebliches Hochwasserrisiko durch niedriges Ufer
Auf dem Abschnitt Müllerschwelle bis Dorfbrücke besteht in Fliessrichtung links, im Bereich des Werkhofes und der Gemeindeverwaltung, ein erhebliches Hochwasserrisiko. Das rechte Ufer liegt hier deutlich höher.
Die notwendige Ufererhöhung beträgt fast zwei Meter. Technisch ist dies nur mit einem Damm oder einer Mauer machbar.
Der grosse und auch finanziell aufwändige Eingriff auf diesem Abschnitt wird mit der ausserordentlich hohen Verletzlichkeit des Gebietes begründet. Hier befinden sich die Gemeindeverwaltung mit Parkhaus, Gemeindearchiv, Informatikzentrale und Zivilschutzanlage im Untergeschoss, der Werkhof und die Feuerwehr.
Die Müllerschwelle wird in Zukunft nur noch rund zwei Meter hoch sein. Sie wird für die Fische aber auch so ein unüberwindbares Hindernis darstellen. Eine Fischtreppe wird aber den Aufstieg ermöglichen.
Kein Steffisburg ohne Mühlebach
Im Abschnitt Dorfbrücke bis Eisenbahnbrücke unterhalb der Bernstrasse ist die Gerinnekapazität genügend. Auf diesem Abschnitt wird heute die Fischwanderung durch etliche Sperren verschiedener Höhe verunmöglicht. Diese Schwellen müssen im Rahmen der Bauarbeiten teilweise rückgebaut und angepasst werden.
Die Beschickung des Mühlebachs mit Wasser wird gemäss Projekt mit einer Schneckenpumpe sichergestellt. Der über 300 Jahre alte Gewerbekanal wird heute noch zum Betrieb der «Saagi am Mülibach» genutzt.
Der Kanal ist ein wichtiger Teil des Ortsbildes aber auch der Geschichte von Steffisburg. Steffisburg ohne Mühlebach ist schon aus kulturhistorischer Sicht undenkbar. Die Beschickung des Mühlebachs mit Zulgwasser muss daher auch in Zukunft zwingend sichergestellt werden.
Bruttokredit muss bewilligt werden
Die voraussichtlichen Baukosten für das gesamte Projekt belaufen sich auf CHF 13'850'000. Davon betreffen CHF 11'400'000 die Hochwasserschutzmassnahmen und CHF 2'450'000 die ökologische Längsvernetzung.
Marcel Schenk, Departementsvorsteher Tiefbau/Umwelt zum Projekt: «Mit diesen grossen Investitionen können in Zukunft bei Hochwasserereignissen Menschen verschont und Sachschäden vermieden werden. Die Aufhebung der roten Zonen wird Landeigentümern ermöglichen, die Flächen endlich baulich nutzen zu können.»
Das Projekt wird von Kanton und Bund subventioniert. Die zu erwartenden Beiträge betragen CHF 9'994'000. Der Gemeinde Steffisburg verbleiben somit Nettokosten von CHF 3'856'000.
Das Stimmvolk muss aber aus finanztechnischen Gründen einen Bruttokredit über die volle Summe von CHF 13'850'000 bewilligen. Die Bauarbeiten sollen unter Vorbehalt der Bewilligung der erforderlichen finanziellen Mittel von Gemeinde, Kanton und Bund im Winter 2021/2022 starten. Diese dauern voraussichtlich bis 2025.