Thun: Verwaltungsgebäude soll wegen Platzmangel erweitert werden
Die Stadt Thun plant eine Erweiterung des Verwaltungsgebäudes an der Industriestrasse 2.

Thun wächst. Aufgrund des Bevölkerungswachstums, der Zunahme von Aufgaben, die vom Bund und vom Kanton an die Gemeinden übertragen werden, und der steigenden Erwartungen an die Verwaltung ist in den nächsten Jahren mit einem Personalwachstum zu rechnen. Die aktuelle Infrastruktur der städtischen Verwaltung stösst bereits jetzt an ihre Grenzen, Entwicklungsmöglichkeiten sind nicht vorhanden.
Um den Platzbedarf mittel- und langfristig decken zu können, plant die Stadt an der Industriestrasse 2 eine Erweiterung des Verwaltungsgebäudes. Dies ermöglicht auch eine Aufhebung der Aussenstandorte (Bärfussgebäude und Chalet Hofstettenstrasse) und eine Konzentration der Verwaltung auf die drei Hauptstandorte Rathaus, Thunerhof und Industriestrasse.
Das Vorhaben entspricht der Strategie Stadtentwicklung sowie dem Stadtentwicklungskonzept STEK 2035 und unterstützt wichtige Legislaturziele des Gemeinderates (z.B. «Wichtige kommunale Infrastrukturen sind saniert, erstellt oder im Bau»).
Der Thunerhof platzt aus allen Nähten
Das 1875 erbaute Grandhotel Thunerhof dient seit 1942 als Verwaltungsstandort. Heute arbeiten ca. 230 Mitarbeitende der Stadt Thun in diesem Gebäude.
Das Verwaltungsgebäude Industriestrasse 2 weist ca. 100 Büroarbeitsplätze auf, das Rathaus deren 30. Die akuten Platzprobleme im Thunerhof veranlassten die Stadtverwaltung zu einer Neuverteilung der Flächen innerhalb des Gebäudes, das stark von seiner ursprünglichen Funktion als Hotel geprägt ist.
Die Platzverhältnisse bleiben aber eng, teilweise können die Minimalstandards für Arbeitsplätze nicht eingehalten werden, und es fehlen Reserven für die künftige Entwicklung.
Arbeitsplatzqualität und Personalrekrutierung
Die Qualität des Arbeitsplatzes gewinnt bei der Stellensuche zunehmend an Bedeutung. Die Arbeitsbedingungen haben einen massgeblichen Einfluss auf Motivation, Leistung und Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Stadtverwaltung hat in verschiedenen Bereichen Schwierigkeiten, das erforderliche Fachpersonal zu finden (z.B. Ingenieurwesen, Informatikbereich). Im Kampf um Talente steht die Stadt im Wettbewerb mit der Privatwirtschaft, der kantonalen Verwaltung und der Bundesverwaltung.
In Bezug auf den Lohn kann die Stadt auf dem Arbeitsmarkt nicht immer mithalten. Mit attraktiven Arbeitsplätzen nahe am Wohnort und in einem guten Arbeitsumfeld könnte die Stadt die Konkurrenznachteile teilweise wieder wettmachen.
Die Rekrutierungschancen auf dem Arbeitsmarkt werden mit der vorliegenden Verwaltungsraumerweiterung erhöht.
Einfacher Zweckbau mit flexibler Nutzung an idealem Standort
Die Wahl des Standorts Industriestrasse für den Erweiterungsbau ist aus den Überlegungen einer langfristigen strategischen Planung wohl bedacht und aufgrund des Synergieeffekts und der Erschliessung ideal. Der Erweiterungsbau nutzt ein heute brach liegendes Stück eigenen Landes zwischen dem bestehenden Verwaltungsbau und jenem der Energie Thun AG.
Der Stadtverwaltung können so 78 zeitgemässe Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt werden, die sie mittelfristig benötigt. Der Neubau überzeugt durch flexible Nutzungsmöglichkeiten, ein zurückhaltendes Erscheinungsbild, sparsame Materialwahl und eine kluge Wahl der Gebäudetechnik.
Das Gebäude nutzt konsequent erneuerbare Energien. Auf seinem Flachdach produzieren Photovoltaikzellen Ökostrom.
Beheizt wird das Gebäude mittels einer Grundwasserwärmepumpe. Bei Bedarf kann es im Sommer mit demselben System gekühlt werden.
Es entspricht dem Minergie P ECO Standard. Die Hauptnutzfläche beträgt 1'014 Quadratmeter.
Die drei Obergeschosse sind als Büroräume mit einer offenen Raumstruktur konzipiert. Im Erdgeschoss befinden sich ein Schulungsraum, ein grosser und ein mittlerer Sitzungsraum sowie eine Cafeteria.
Das Untergeschoss beherbergt die Gebäudetechnik, Lagerräume und Garderoben.
Projektierung abgeschlossen, Stadtrat entscheidet Ende Januar
Der Stadtrat bewilligte 2016 den Wettbewerbskredit über 380'000 Franken und 2018 den Projektierungskredit von 823'500 Franken. Das Wettbewerbsprojekt des interdisziplinären Teams rund um die :mlzd Planer GmbH aus Biel wurde danach überarbeitet.
Die Kosten für die Realisierung betragen 8'420'000 Franken. Am 24. Januar 2020 befindet der Thuner Stadtrat über das Geschäft, bevor es am 17. Mai 2020 zur Volksabstimmung kommt.
Sagen die Stimmberechtigten Ja, wird Mitte Juni 2020 das Baugesuch eingereicht. Der Baubeginn soll im Frühling 2021 erfolgen.
Die Übergabe des Neubaus an die Nutzer ist im Herbst 2022 vorgesehen.