Ein «Dihei» auf Zeit

Stadt Bischofszell
Stadt Bischofszell

Weinfelden,

Ihr klassisches «Dihei» hat die ehemalige Bischofszellerin Karin Vogelsanger Anfang des Jahres aufgegeben und gegen einen Wohnwagen eingetauscht.

Karin Vogelsanger. - Gemeinde Bischofszell

Karin Vogelsanger wohnt aktuell im Kanton Graubünden, genauer im Val Müstair. Und zwar in ihrem Haus auf Rädern auf einem Campingplatz. «In diesem Tal ist man wie in einer anderen Welt», eröffnet Karin Vogelsanger das Gespräch.

Um die acht Wochen ist sie jeweils auf demselben Campingplatz, bevor sie weiterzieht. Nicht kürzer. Sie will an einem Ort ankommen und diesen erleben können. Dazu gehören auch die jeweilige Kulinarik und Kultur kennenzulernen.

Gerne geht sie wandern oder ist mit dem Velo unterwegs. Im Velo-Körbchen immer mit dabei ist Nanin, ihre Bolonka-Hündin. Die Reiseerlebnisse – und eindrücke trägt sie regelmässig in ihr Tagebuch ein.

Ende dieses Monats geht es weiter Richtung Süden. Der TCS-Campingführer liegt darum immer bereit. «Der nächste Campingplatz muss über den Winter geöffnet haben und natürlich muss er hundefreundlich sein», sagt Vogelsanger.

«Etwas für mich machen»

Aufgewachsen ist die 52-jährige Lehrerin im Elternhaus ihres Vaters an der Wiesenstrasse in Bischofszell. Sie ist verwitwet und Mutter zweier erwachsener Töchter. Bevor sie ihre Reise angetreten hat, wohnte sie in Henau.

«Als meine Kinder langsam auszogen, wurde das Haus für mich zu gross und ich habe es verkauft. Seit Februar wohne ich nun im Wohnwagen», sagt sie, als ob es das Normalste wäre. Ihre Europareise hat sie in Schönengrund im Appenzellerland gestartet, danach kam Egnach, Wildhaus und jetzt als vierte Station das Val Müstair.

«Ich wollte einfach etwas nur für mich machen. Und das Reisen kam in den letzten Jahren zu kurz. Das ist der Grund für meinen Aufbruch», sagt Vogelsanger. Sie arbeitete als Katechetin und die letzten neun Jahre beim blauen Kreuz.

«Es hat seine Zeit gebraucht, erst jetzt bin ich so richtig im Ferien- und Reisemodus angekommen», erzählt sie. Vorbereitet hat sie sich während eines halben Jahres auf die Reise. Dabei wurden Eventualitäten ausgelotet und das Wohnwagenleben getestet. Sie ist nämlich keine eingefleischte Camperin.

Die meisten Bekannten und Verwandten finden ihren Entscheid «mutig, cool oder spannend.» Nun beschränkt sich Vogelsangers Leben auf 15 m2 . Besitzen tut sie ausser ein paar Erinnerungsstücken, die eingelagert sind, nichts mehr. «Und den Weihnachtsschmuck», lacht sie.

Leben findet draussen statt

Karin Vogelsanger ist meist alleine, teilweise mit ihrem Partner unterwegs. Wo sie ihren festen Wohnsitz aber ganz aufgegeben hat, reist ihr Partner regelmässig für den Job nach Hause. Den Rest der Zeit arbeitet er vom Wohnwagen aus.

Ein Ziel für die Reise gibt es nicht. «Eigentlich ist es eine Europatour. Wegen Corona bin ich bis jetzt aber noch in der Schweiz geblieben. Wenn die Lage so bleibt, ist die nächste Station die Toskana. Oder als Alternative das Tessin.»

Sie nimmt es wie es kommt und hört dabei auf ihr Bauchgefühl. «Solange es mir Freude macht, reise ich weiter.» An ihrem «Dihei» geniesst sie besonders, dass das Leben draussen stattfindet und dass das Camper-Leben so unkompliziert ist.

Am meisten fehlen tut ihr übrigens die Waschmaschine. «Um den Wohnwagen zu einem gemütlichen Zuhause zu machen, habe ich einige ausgewählte Dekorationsgegenstände aufgestellt. Zum Beispiel eine Laterne.» Anfangs galt es, sich auf dem kleinen Raum möglichst praktisch einzurichten.

Ein schönes Dihei bedeutet für die gelernte Lehrerin aber auch, dass Personen die ihr wichtig sind, ein- und ausgehen. So wie die Tochter, die letztes Wochenende zu Besuch war. «Es muss einfach dieses gewisse Ambiente herrschen», sagt Vogelsanger.

Mein «Schwede»

Ihr Wohnwagen ist von der schwedischen Markte KABE und besonders wintertauglich. Das heisst, Isolation, Heizung und Wasser sind so konstruiert, dass sie bei Minusgraden nicht einfrieren und einwandfrei funktionieren. «Egal wie kalt es draussen ist, morgens ist es im Wohnwagen innert kürzester Zeit angenehm warm», weiss Karin Vogelsanger.

Der Hänger ist sechs Meter lang und zwei Tonnen schwer. Mit dem «Mover», einer Art Fernsteuerung kann sie das Gefährt ohne Kraftaufwand manövrieren. Dann wird das Vorzelt aufgestellt und ein kleiner Zaun wegen des Hundes. Im Innern sind Dusche, Toilette und Küche funktionstüchtig, sodass sie unabhängig und nicht auf die Infrastruktur des Campingplatzes angewiesen ist.

Das ist ihr wichtig. «Gerade während des Lockdowns konnten wir so Kontakte minimieren», erinnert sie sich. Wenn sie vom Reisen genug hat, will sie in der Nähe ihrer Töchter sesshaft werden. Aber auch in Zukunft will sie weiter «begrenzt» leben, nur noch in einer kleinen Wohnung oder einem «tiny house», mit wenig Hab und Gut.

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