Schwammlandschaft-Projekt auf dem Eschenberg in Winterthur

In Winterthur wird ein Bach aufgewertet, Biberdämme erstellt und Entwässerungsgräben eingestaut, um Schwammlandschaften für den Klimawandel zu fördern.

Teuchelweiher
Der Teuchelweiher in Winterthur. - Nau.ch / Simone Imhof

Wie die Stadt Winterthur mitteilt, führt Stadtgrün Winterthur im Wald auf dem Eschenberg erste Schwammlandschaft-Projekte durch. Dazu gehört die Aufwertung des Steintobelbachs, aus dem alte Schwellen entfernt werden.

Ein ausgetrockneter Waldweiher wird wieder eingestaut, um Wasser im Wald zurückzuhalten und ein Laichhabitat für Amphibien wie Grasfrösche, Erdkröten und Molche zu schaffen. Zudem werden einige künstliche Biberdämme erstellt, um den Wasserfluss zu verlangsamen.

Dieses Projekt wird finanziell unterstützt durch den Kanton im Rahmen des Programms «Vielfältige Zürcher Gewässer». Ebenfalls auf dem Eschenberg werden in einem weiteren Projekt Entwässerungsgräben im Wald eingestaut, um einen ursprünglich feuchten Waldstandort wieder zu vernässen und das Wasser länger zurückzuhalten.

Die Herausforderungen verändern sich

In den vergangenen Jahrhunderten wurden für die Holzproduktion und die Intensivierung der Landwirtschaft sehr viele Flächen in der Schweiz entwässert. Unterirdische Drainagen und offene Wassergräben wurden angelegt, um Moore und Feuchtwälder auszutrocknen, damit diese einfacher und intensiver zu bewirtschaften sind.

Dadurch wurden die Wasserspeicherkapazitäten der Wälder und Landschaften deutlich reduziert. Ökologisch wertvolle Nassstandorte mit spezialisierten Lebensgemeinschaften sind verschwunden. Riedwiesen voller Insekten und Amphibien wichen Ackerbauflächen und vielfältige Nasswälder wurden durch Fichten-Monokulturen ersetzt.

Heute führt der Klimawandel zu immer längeren Trockenperioden und gleichzeitig zu heftigeren Niederschlägen und Überschwemmungen. Im Wald setzt das die Bäume unter Stress und führt damit beispielsweise dazu, dass diese weniger CO2 speichern können.

Analog zum Schwammstadt-Prinzip im Siedlungsgebiet sollen daher auch im Wald- und Landwirtschaftsgebiet die Wasseraufnahme- und Speicherkapazitäten wieder erhöht werden – dank des Prinzips der Schwammlandschaft. Wichtig dafür ist eine hohe biologische Vielfalt, welche diese Ökosystemleistungen bereitstellt: Wasser wird von Pflanzen aufgenommen und wieder an die Umwelt abgegeben; Wurzeln und Bodenorganismen sorgen für gesunde Böden, in denen Wasser gespeichert und gefiltert werden kann.

Künstliche Biberdämme und eingestaute Gräben

Eine Schlüsselart dieser biologischen Vielfalt ist auch der Biber: Durch das Bauen von Staudämmen und das Fällen von Bäumen gestaltet er die Landschaft wie keine andere Tierart in Mitteleuropa. Dadurch sind Biber die perfekten Schwammlandschaft-Architekten: Sie verlangsamen den Fluss von Gewässern, ohne diesen komplett zu stoppen, sie legen neue Tümpel an und sie erhöhen den Wassergehalt der Böden.

Wo sich (noch) keine Biber niedergelassen haben, können einige dieser Leistungen mit künstlichen Biberdämmen vollbracht werden. Dabei wird in Handarbeit aus lokal vorhandenem Material ein Damm aus einem Holzgeflecht und Erde erstellt. Der Wasserabfluss wird verlangsamt, Sedimente zurückgehalten und die Struktur sorgt für mehr Abwechslung in Bächen, was unter anderem auch Fischen und Wasserinsekten zugutekommt.

Mit dem Zuschütten von Entwässerungsgräben und der Wiedervernässung von Waldflächen kann die Wasserverfügbarkeit in Trockenzeiten verbessert, der Wasserabfluss natürlich reguliert und die Speicherung von CO2 verstärkt werden.

Zudem können Weichhölzer, seltene Falter und Amphibien vom entstehenden Lebensraum profitieren. Das Prinzip der Schwammlandschaft ist ein Beispiel dafür, wie die zwei grossen umweltbedingten Herausforderungen dieser Zeit – Klimawandel und Biodiversitätsverlust – gleichzeitig angegangen werden können.

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