Herbsteindrücke und Gedichte
Herbst: die Jahreszeit für düstere Fotos und traurige Gedichte!

Das Wichtigste in Kürze
- Gedichte und herbstliche Eindrücke vom Widi.
- Mehr Bilder sind in der Bildergalerie zu finden.
Christian Morgenstern
Zu Golde ward die Welt;
zu lange traf
der Sonne süsser Strahl
das Blatt, den Zweig.
Nun neig
dich, Welt, hinab
in Winterschlaf.
-
Bald sinkt's von droben dir
in flockigen Geweben
verschleiernd zu -
und bringt dir Ruh,
o Welt
o dir, zu Gold geliebtes Leben,
Ruh.
Nikolaus Lenau
Rings ein Verstummen, ein Entfärben:
Wie sanft den Wald die Lüfte streicheln,
sein welkes Laub ihm abzuschmeicheln;
Ich liebe dieses milde Sterben.
-
Von hinnen geht die stille Reise,
die Zeit der Liebe ist verklungen,
die Vögel haben ausgesungen,
und dürre Blätter sinken leise.
-
Die Vögel zogen nach dem Süden,
aus dem Verfall des Laubes tauchen
die Nester, die nicht Schutz mehr brauchen,
die Blätter fallen stets, die müden.
-
In dieses Waldes leisem Rauschen
ist mir als hör' ich Kunde wehen,
dass alles Sterben und Vergehen
nur heimlich still vergnügtes Tauschen.
Joachim Ringelnatz
Der Strom trug das ins Wasser gestreute
Laub der Bäume fort. -
Ich dachte an alte Leute,
die auswandern ohne ein Klagewort.
-
Die Blätter treiben und trudeln,
Gewendet von Winden und Strudeln
Gefügig, und sinken dann still. - -
-
Wie jeder, der Grosses erlebte,
als er an Grösserem bebte,
Schliesslich tief ausruhen will.
Johanna Ambrosius
Wieder streut der Herbst ins Land
seinen gold'nen Blätterregen,
will das sommermüde Haupt
nun zum Schlafen niederlegen.
-
Sterbend noch zum letzten Mal
Blümlein ihre Düfte hauchen;
wo die Ähre einst geschwankt,
Hirtenfeuer einsam rauchen.
-
Leise ohne Jubelton
Wandervögel südwärts schweifen,
noch mit weichem Flügelkuss
zärtlich ihre Nester streifen.
-
Ach, das Scheiden der Natur
mit dem Atemzug, dem kühlen,
kann das Aug' nicht deutlich sehn,
nur die Seele kann es fühlen.
-
Und so geht es auch mit uns -
sind verrauscht des Sommers Lieder,
ausgeglüht die Lebenslust -
legt man still uns alle nieder.
-
Ob in Wettergraus und Not
Sonnenschein und Freuden gingen,
Leise unter Gottes Hand
Unsre Seelen dann verklingen.