Bremgarten-Präsi: «Viele Grünflächen sind jetzt verbaut.»

Lukas Stucki
Lukas Stucki

Wohlensee,

Andreas Kaufmann ist noch bis Ende Jahr Gemeindepräsident von Bremgarten. Er erzählt von den Herausforderungen der Lokalpolitik und dem Charme seiner Gemeinde.

Andreas Kaufmann
Andreas Kaufmann - Lukas Stucki

Herr Kaufmann, Sie sind in Bremgarten aufgewachsen. Haben Sie seither immer hier gelebt?

Nein, ich war dreizehn Jahre in Basel. 2006 bin ich dann wieder nach Bremgarten gezogen.

Was gefällt Ihnen denn an Bremgarten so gut, dass Sie wieder hierher gezogen sind?

Bremgarten ist natürlich eine sehr privilegierte Gemeinde. Sie hat einige Vorteile. Der ganze Grüngürtel, der eigentlich ein ganzes Naherholungsgebiet ist. Der zweite Punkt ist die Nähe zur Stadt Bern. Man kann von den Dienstleistungen der Stadt Bern profitieren, aber sieht sie nicht und hört in der Regel auch nichts davon.

Dann haben wir auch keinen Durchgangsverkehr. Und es fand in den vergangenen Jahrzehnten eine sehr umsichtige Ortsentwicklung statt. Wir haben sehr viele der Basisdienstleistungen hier, und gleichzeitig haben wir eine sehr hohe Lebens- und Wohnqualität. Das macht es eigentlich perfekt.

Hat sich denn die Gemeinde in der letzten Zeit auch verändert?

Gegenüber meiner Jugendzeit sind wir von 3000 auf 4500 Einwohner angewachsen, also um etwa fünfzig Prozent. Sehr viele offene Grünflächen aus meiner Jugend sind jetzt überbaut. Und das Dorf hat nicht mehr so viele kleine Lädeli wie früher: Bäckerei, Metzgerei, Milchlädeli… es wurde urbaner, mehr «agglo».

Dadurch wurde es auch ein wenig anonymer. Wenn man eine Weile nicht hier war, und dann zurück kommt, fallen einem solche Dinge halt mehr auf.

Sie bringen damit eigentlich eine Art Aussenperspektive mit…

Wenn man einmal weg war, sieht man die Gemeinde ganz anders an. Und im Gemeinderat sieht man dann auch noch hinter die Kulissen, auch die Sachen, die vielleicht nicht so schön sind. Die dunkleren Seiten, die Bremgarten natürlich auch hat.

Was wären denn diese dunklen Seiten?

Man kann in Bremgarten recht gesichert und geschützt aufwachsen. Aber auch wir haben unsere Schicksalsschläge bei Familien, oder Leute, denen es, aus welchen Gründen auch immer, nicht so gut geht.

Das sind einfach die Schattenseiten der Gesellschaft und des Lebens, und die bekommt man normalerweise nicht mit. In der Exekutive beschäftigt man sich dann auch mit diesen Fällen.

Das heisst, man ist in der Gemeindepolitik wirklich sehr nahe an den Menschen…

Total. Man sitzt quasi auf den Leuten, oder sie auf einem, je nachdem, wie man es betrachtet (lacht). Direkter geht es eigentlich nicht mehr, vor allem nicht in einer so kleinen Gemeinde.

Wie zeigt sich denn das?

Es gibt zum einen die offiziellen Sprechstunden mit dem Gemeindepräsidenten. Da kann man anrufen und einen Termin mit mir abmachen, und zwei Tage später hat man den.

Aber viel mehr Leute sprechen mich an auf dem Spielplatz, in der Migros, oder wenn ich am Abend aus dem Bus aussteige und jemand sitzt im Bären, winkt er schnell und hat eine Frage, oder etwas, das ihn stört. Wenn man sich nicht zuhause versteckt, bekommt man sehr viel mit.

Ist das schön oder schwierig?

Es gibt Leute, die sich einfach nur schnell bedanken wollen für irgendetwas, und manchmal gibt es auch solche, die eine gewisse Wut im Bauch haben, die nicht zufrieden sind mit der Gemeinde, mit der Verwaltung. Man kann dann zu erklären versuchen, weshalb ein Entscheid nicht zu ihren Gunsten ausgefallen ist.

Sie sind eigentlich die direkte Ansprechperson für die Menschen?

Jaja, ich bin für alles Schuld (lacht). Bei uns ist es wirklich so, dass die ganze Kommunikation über den Gemeindepräsidenten läuft. Der Gemeindepräsident kann zwar von seinem Ressort her nicht viel bewegen, ist aber quasi der Pressesprecher der Gemeinde. Deshalb kommt alles auf ihn zurück, ob er verantwortlich ist, oder nicht. Schliesslich sind wir eine Kollegialbehörde, ich vertrete die Beschlüsse nach aussen, auch wenn sie mir nicht passen.

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