Nach Gewaltvorwürfen an Asylzentren: Zürich prüft Beschwerdestellen
Nach den Vorwürfen, dass es in mehreren Bundesasylzentren zu Gewalt gegenüber Asylsuchenden gekommen sei, reagiert die Stadt Zürich: Sie prüft, niederschwellige Beschwerdestellen für Asylsuchende einzurichten.

Die Vorwürfe, die Anfang Mai über die Medien publik wurden, waren happig: In den Bundesasylzentren sollen die privaten Sicherheitsleute immer wieder Gewalt gegenüber Asylsuchenden anwenden. Die Rede war von Provokationen und Schlägen. Dabei sollen Asylsuchende auch verletzt worden sein.
Das Staatssekratariat für Migration (SEM) kündigte daraufhin eine externe Untersuchung an. 14 Sicherheitsleute wurden suspendiert. Die dokumentierten Vorfälle betrafen zwar nicht das Bundesasylzentrum in Zürich - dennoch will der Zürcher Stadtrat aktiv werden und Asylsuchende besser vor Gewaltvorfällen schützen.
Unabhängig vom Bundesasylzentrum Zürich prüft der Stadtrat deshalb, niederschwellige interne und externe Beschwerdestellen für «Klientinnen und Klienten der AOZ» einzurichten, kurz Asylsuchende, die von der Asylorganisation Zürich AOZ betreut werden.
Diese Beschwerdestellen würden also auch Bewohnerinnen und Bewohnern der kantonalen Zentren offen stehen. Die AOZ betreibt aber auch das Bundesasylzentrum Zürich. Auch das SEM kündigte bereits an, für die Bundesasylzentren eine Beschwerdestelle ins Auge zu fassen. Dies schreibt der Stadtrat in einer am Donnerstag publizierten Antwort auf eine dringliche Interpellation von SP, Grünen und AL.
Der Zürcher Stadtrat übte bereits 2019 Kritik am SEM. Sozialvorsteher Raphael Golta (SP) intervenierte persönlich, weil der Betrieb des Bundesasylzentrums seiner Meinung nach menschenunwürdig war. Das Sicherheitsregime sei viel zu streng und werde von den Bewohnerinnen und Bewohnern als bedrohlich wahrgenommen. Der Aufenthalt im Zentrum sei generell unangenehm.
Das SEM lockerte daraufhin etwas die Eingangskontrollen. Kugelschreiber und Kaugummi werden den Asylsuchenden seither nicht mehr abgenommen, Schulkinder und Babys werden nicht mehr durchsucht. Seit Anfang 2021 gibt es im BAZ Zürich zudem einen Gemeinschaftsraum ausschliesslich für Frauen.