Sammlung Bührle: Kunsthaus muss Kontext besser vermitteln
Die Sammlung Bührle wird verdächtigt Raubgut zu beinhalten. Dies sei in der Ausstellung nicht klar dargestellt. Das Kunsthaus Zürich muss dies nun ändern.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Kunstmuseum Zürich steht für die Ausstellung der Sammlung Bührle in Kritik.
- Kanton und Stadt Zürich erwarten mehr und transparentgemachte Provinenzforschung.
- Experten sollen für die Vermittlungsarbeit hinzugezogen werden.
Das Zürcher Kunsthaus soll bei der umstrittenen Sammlung Bührle über die Bücher: Stadt und Kanton Zürich erwarten, dass es den Kontext zur Sammlung besser vermittelt. Sie fordern konkret eine unabhängige Evaluation der bisherigen Forschung und eine Erweiterung des Dokumentationsraums.
Die Informationen zur Herkunft der Bilder sollen mehr Gewicht erhalten. Deren Vermittlung soll lebendiger gestaltet werden, wie Stadt und Kanton Zürich am Mittwoch mitteilten.
Um dies zu erreichen, wird nun der Beizug unabhängiger Expertinnen und Experten für die Vermittlungsarbeit geprüft. Neu soll der Subventionsvertrag zwischen Stadt und Kunstgesellschaft zudem Verpflichtungen enthalten, welche die Sammlung betreffen. Diesen Vertrag wird dann das Stadtparlament genehmigen.
Öffentliche Kritik an der Sammlung Bührle
Ehemalige Mitglieder der Bergier-Kommission wandten sich am Sonntag mit mehreren Forderungen an die Öffentlichkeit. Die Kommission hatte die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg untersucht.
Darunter waren auch die nun von Stadt und Kanton geforderte Evaluation der bisherigen Provenienzforschung. Ebenso die Forderung nach einer Einsetzung unabhängiger Expertinnen und Experten. Die aktuelle Situation sei «ein Affront gegenüber potentiellen Opfern von Raubgut», so die ehemaligen Bergier-Mitglieder.
Die städtische SP, die Grünen und die AL begrüssen, dass Stadt und Kanton Druck machen. Dies sagten die Parteien am Abend bei der Sitzung des Stadtparlaments. Sie würden sich den Forderungen von Stadt und Kanton anschliessen.
Bei jedem Bild der Bührle-Sammlung müsse zwingend ein Hinweis zur Herkunft zugefügt werden, sagte etwa Markus Knauss (Grüne). So mache es auch das Kunstmuseum Bern mit der Gurlitt-Sammlung.
Nicht mehr Beschönigen
Die aktuelle Form der Dokumentation ist aus Sicht der SP «klar ungenügend», wie Maya Kägi Götz sagte. Der beschönigende Duktus müsse unbedingt weg. Auch die SP fordert eine unabhängige Provenienzforschung und zwar «rasch und umfassend».
Die SVP kritisierte hingegen, dass die Politik solche Aufträge erteilt. Ihr Sprecher Stefan Urech betonte zudem, dass seine Partei «immer gegen den Betonklotz» gewesen sei, zusammen mit der AL. «Ganz im Gegensatz zu den anderen Linken, die den unbedingt wollten.»
Die Sammlung Bührle steht unter dringendem Verdacht, auch Raubkunst zu beinhalten. Emil Georg Bührle war durch Waffengeschäfte während und nach dem Zweiten Weltkrieg zum damals reichsten Mann der Schweiz geworden. Im November 2020 attestierte eine Studie der Universität Zürich seinen Waffenexporten und dem Aufbau seiner Kunstsammlung eine enge Verflechtung.