Zürich: Concordia zahlt keine Zusatzleistungen mehr in 8 Spitälern
Die Krankenkasse Concordia konnte sich im Tarifstreit mit den Zürcher Regionalspitäler nicht einigen und zahlt darum ab Montag keine Zusatzleistungen mehr.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Verhandlungen zwischen den Zürcher Regio-Spitälern und der Concordia sind gescheitert.
- Leistungen der Zusatzversicherung werden bereits ab nächster Woche nicht mehr vergütet.
- Die Versicherten müssen gegebenenfalls auf andere Spitäler ausweichen.
Der Tarifstreit zwischen dem Verband Zürcher Krankenhäuser (VZK) und der Krankenkasse Concordia eskaliert. Ab dem 17. Juli, also nächstem Montag, tritt der sogenannte vertragslose Zustand ein. Ab diesem Tag deckt die Krankenkasse die Kosten für privat- und halbprivate Leistungen nicht mehr.
Diesem Entscheid seien laut VZK monatelange Verhandlungen vorangegangen. Dabei habe die Concordia «nicht akzeptable» Preissenkungen von bis zu 15 Prozent verlangt. Dies schreibt der Verband in einer Medienmitteilung. Von der Massnahme betroffen sind die Spitäler Zollikerberg, Limmattal, Horgen, Bülach, Männedorf, Wetzikon, Uster und Affoltern am Albis.
«Mit allen anderen Krankenkassen konnte eine Lösung gefunden werden. Das zeigt, dass hier kein systemisches Problem vorliegt», erklärt Ronald Alder, stellvertretender Geschäftsleiter des Zürcher Spiralverbands. «Wir hoffen daher auf eine baldige Rückkehr der Concordia an den Verhandlungstisch.»
Weniger Leistung – «Prämien sinken aber nicht»
Vom einseitigen Entscheid seien nun sämtliche Regionalspitäler des Kantons betroffen. «Doch gerade diese Spitäler bilden das Grundgerüst unseres Gesundheitssystems», so Alder.
Für die Versicherten sei dies mit Sicherheit sehr stossend, gibt Alder zu Bedenken. «Sie haben über längere Zeit Prämien bezahlt, um bei Bedarf eine freie Arztwahl treffen zu können oder zusätzliche Leistungen in den Bereichen der Pflege oder Hotellerie zu erhalten. Die Concordia verwehrt ihnen nun diese Leistungen – die Prämien sinken aber nicht.»
Der VZK unterstellt der Concordia, dass sie «ihren Gewinn auf dem Buckel der zusatzversicherten Personen noch weiter steigern will.» Der Gewinn aus dem Zusatzversicherungsgeschäft habe im letzten Jahr 7 Millionen Franken betragen, Dies trotz einem Verlust von 64 Millionen Franken auf den Kapitalanlagen.
Daher seien die Prämieneinnahmen im Zusatzversicherungsbereich erheblich höher gewesen, als die Entschädigungen der Spitäler für deren Leistungen. «Dies ausgerechnet in einer Zeit, in der die Spitäler wegen der hohen Inflation, der Umsetzung der Pflegeinitiative und dem Fachkräftemangel besonders unter Druck sind», klagt Alder.
Concordia: «Vorwurf der Gewinn-Optimierung zielt ins Leere»
«Der Vorwurf, die Concordia wolle ihre Gewinne optimieren, zielt ins Leere», kontert Mediensprecher Manuel Bamert. «Die Concordia ist unter dem Dach eines nicht profitorientierten Vereins organisiert.» Die Gewinne kämen also ihren Versicherten zugute. In den letzten sechs Jahren seien so 500 Millionen Franken zurückbezahlt worden.
Der Versicherer informiert auf seiner Homepage bereits seit Ende Mai auf die fehlgeschlagenen Verhandlungen. Man habe die Versicherten bereits kontaktiert und eine Hotline eingerichtet, so Bamert. Die Versicherten können sich über Alternativen im Raum Zürich beraten lassen – von denen es laut Concordia genügend gebe.
«Tarife sind im Vergleich deutlich überhöht»
«Die Tarife für die privaten und halbprivaten Abteilungen in den acht Spitälern sind im Vergleich zu anderen Spitälern deutlich überhöht. Und in Bezug auf die angebotenen Leistungen nicht nachvollziehbar», lautet die Hauptkritik der Concordia. Zudem entsprächen die Abrechnungen nicht den Vorgaben der Aufsichtsbehörden.
Die Concordia gehe mit den Geldern der Versicherten vorsichtig um. «Aus diesem Grund fordern wir von den erwähnten Spitälern faire und nachvollziehbare Preise», so Bamert weiter. «Die Concordia muss alle Verträge mit den Spitälern darauf überprüfen, ob die Kosten für diese Mehrleistungen transparent und nachvollziehbar sind. Das sind wir unseren Versicherten schuldig und das verlangt übrigens explizit auch die Finanzmarktaufsicht Finma».
Auch Bamert lässt die Tür für weitere Verhandlungen offen: «Die Concordia bietet weiter Hand für eine gute Lösung im Sinne aller Versicherten. Der Ball liegt aktuell jedoch beim VZK.»