Donghua Li: «Nach der Trauer fühle ich Dankbarkeit»
Am 20. August 2019 musste Donghua Li seinen schwersten Schicksalsschlag verkraften. Sein Sohn Janis (†7) starb.
Das Wichtigste in Kürze
- Olympiasieger Donghua Li verlor vor einem Jahr seinen Sohn Janis (†7).
- Der Kleine starb an Krebs, der sich in seinen Organen ausgebreitet hatte.
Es ist das Schlimmste, was einem Vater passieren kann. Olympiasieger Donghua Li (52) verlor am 20. August 2019 seinen Sohn Janis (†7). Völlig überraschend.
Der Kleine erhielt die Diagnose Krebs erst wenige Tage vor seinem Tod. Untersuchungen ergaben, dass Janis bösartige Tumore im Bauch hatte, mit Ablegern in anderen Organen.
Gestern war sein erster Todestag. Vater Donghua Li verbrachte den ganzen Nachmittag an seinem Grab, zusammen mit Tochter Jasmin (23) aus erster Ehe. «Wir haben viel gesprochen und uns an die schönen Zeiten mit Janis erinnert», sagt Donghua Li zu Nau.ch.
Janis’ Mutter, die auch in der Schweiz lebt, trauert im Stillen. «Das akzeptiere ich», sagt Li. «Mir selbst hilft es aber, über seinen Tod zu sprechen.»
Viele Menschen haben ihm Briefe geschrieben, ihr Schicksal mit ihm geteilt. «So ein Schicksalsschlag passiert nicht nur mir», weiss Li. «Aber ich will die Trauer nicht nur in mir behalten.»
Donghua Li hat viele offene Fragen
Donghua Li hat ein schweres Jahr hinter sich. Der Schweiz-Chinese musste sich einen Anwalt nehmen, um die über 200-seitigen Dokumente zum Tod seines Sohnes vom Staatsanwalt und Kinderspital Luzern zu erhalten. «Die Ärzte sagten mir, fast 90 Prozent solcher Fälle könnten geheilt werden. Aber bei Janis half nichts.»
Die genaue Todesursache können ihm die Ärzte bis heute nicht nennen. «Die Staatsanwaltschaft vermutet aber, er ist innerlich verblutet.»
Einen Vorwurf will er den Ärzten nicht machen, so Li. «Aber ich habe ganz viele Fragen.»
«Jetzt ist der Zeitpunkt, abzuschliessen»
Sein Sohn wurde während der fünf Tage Spitalaufenthalt mehrmals unter Vollnarkose untersucht und operiert. «Das ist zu viel für so einen kleinen Menschen. Das führt zu einem Zusammenbruch des Körpers», ist Li überzeugt. «Ich glaube, Janis hatte nach den Strapazen keine Kraft mehr.»
Nach Janis’ Tod blieb Li ein Jahr in Kontakt mit den Ärzten. «Ich, meine Mutter und meine restliche Familie in China sind sehr wütend», so Li. «Für mich und die ganze Familie aber ist der Zeitpunkt, jetzt abzuschliessen. Auf viele Fragen kriege ich wohl nie Antworten.»
Unter seine Trauer mische sich nun vor allem Dankbarkeit. «Wir durften sieben wunderschöne Jahre mit Janis verbringen.»
Darum hat der Olympiasieger von 1996 das Kinderzimmer seines Sohnes seit seinem Tod nicht verändert. «Es liegt immer noch alles so da wie damals», sagt er. Und lächelt zufrieden: «Ich spreche sehr oft mit Janis. In meinem Herzen lebt er weiter.»