Schweizer Architekt Mario Botta baut auch mit 80 Jahren weiter
Der Tessiner Stararchitekt Mario Botta feiert am 1. April seinen 80. Geburtstag. Für ihn ist das kein Grund, sich zur Ruhe zu setzen. Er arbeitet an neuen Projekten in der Schweiz und auf der ganzen Welt.
«Ich übe bereits seit sechzig Jahren einen Beruf aus, der ein gutes Altern ermöglicht, sofern man ein kritisches Bewusstsein hat», sagte Mario Botta kürzlich gegenüber der Waadtländer Tageszeitung «24 heures».
Die Architektur sei ein «gnadenloser Spiegel», der sich mit den Problemen und sich ständig ändernden Widersprüchen der Gesellschaft auseinandersetze», so der Stararchitekt.
1943 in Mendrisio geboren, arbeitet Botta derzeit an Grossprojekten wie dem Universitätscampus in Shenyang, China. Dieser beschäftigt ihn bereits seit mehreren Jahren. Ein aktuelles Projekt in der Schweiz ist das Space Eye Observatorium für Weltraum und Umwelt im Naturpark Gantrisch bei Bern. Es soll im September dieses Jahres eingeweiht werden.
Weltweit steht Botta für unzählige architektonische Werke: von der Mailänder Scala über das MoMA in San Francisco bis hin zum Samsung Museum of Art in Seoul.
Stilistisch bedient er sich klarer geometrischer Formen und Materialien wie Stahl, Glas und Beton, aber auch Natur- und Backstein. In seine Formensprache bezieht er Licht und Schatten ein. Inspirieren liess er sich dafür von Le Corbusier (1887-1965). Der Schweizer Architekt und Designer Le Corbusier ist der Bauhaus-Ära zuzurechnen. Botta hat in den 1960er Jahren während seines Studiums mit Le Corbusier am Spital Venedig zusammengearbeitet.
Im Todesjahr von Le Corbusier eröffnete Botta in Lugano sein eigenes Architekturbüro. Darüber hinaus engagierte sich Botta in Forschung und Lehre. 1983 wurde er Titularprofessor an der eidgenössischen Hochschule in Lausanne (EPFL). Später war er massgeblich an der Gründung des Fachbereichs Architektur an der Università della Svizzera italiana in Mendrisio beteiligt. Dort lehrte er seit 1996 mit namhaften Kollegen wie Peter Zumthor oder Kenneth Frampton. Von 2011 bis 2012 war er Leiter des Fachbereichs. Seit dieser Zeit lebt und arbeitet er in Mendrisio.
Mario Bottas Werk reicht von Museen über Kirchen bis hin zu Schulen, dem Dach einer Bushaltestelle oder einem Weingut. In der Schweiz hat er seine Spuren in allen Kantonen hinterlassen, von der Kirche in Mogno zuhinterst im Valle Maggia bis zum Umbau des Centre Dürrenmatt in Neuenburg oder dem Museum Tinguely in Basel – und zuletzt das Thermalbad im aargauischen Baden, das 2021 eröffnet wurde.
Im Jahr 2022 wurden zwei seiner Werke in der Schweiz beschädigt – «überraschend» für Botta, wie mehrere Medien berichteten: Am 19. September zerstörte ein Brand in Les Diablerets (VD) das Restaurant von Glacier 3000. Es soll bis Winter 2023/24 wieder aufgebaut werden. Ende Juni lösten sich im Berner Jura bereits zum zweiten Mal mehrere Stufen am Aussichtsturm von Moron in Malleray. Botta hatte diesen Turm geplant, gebaut hatten ihn Maurerlehrlinge.
Diese Vorfälle erinnerten ihn an die «Vergänglichkeit aller menschlichen Errungenschaften. Die Architektur ist sehr zerbrechlich, viel zerbrechlicher als man sich vorstellen kann», sagte Mario Botta.